Das Problem mit dem EROI

Der EROI ist eine Methode, um das Verhältnis von investierter Energie zu gewonnener Energie zu quantifizieren. Aber wie funktioniert das genau, was sind die Probleme?

Das Problem mit dem EROI
Um Energie zu fördern braucht man eine Investition an Energie. Wie wird dies berechnet und was für Auswirkungen hat dies? (Grant Durr, Unsplash)

EROI. Was klingen mag wie eine exotische Speise, ist in Wahrheit ein mechanisches Problem, mit dem wir tagtäglich unbewusst konfrontiert sind. Energy Return on Energy Investment – kurz ERoEI bzw. EROI – oder auf Deutsch: der Erntefaktor. Dieser ziemlich umständliche Begriff bedeutet eigentlich nichts anderes als das Verhältnis zwischen Investierter Energie und daraus resultierender gewonnener Nettoenergie (der Ernte).

Der Grundsatz des EROI

Am besten verbildlicht man den EROI an einem Beispiel: So muss man, um einen Liter Erdöl aus der Erde zu pumpen, ein gewisses Mass an Energie investieren; um Pumpen laufen zu lassen, Bohrungen durchzuführen, das Öl in Fässer zu bringen etc. Das Verhältnis, wieviel Energie man braucht, um einen Liter Öl aus dem Boden zu pumpen und der letztlich gewonnen Energie ist das EROI. Da man einen Liter Erdöl auch einfach als eine Einheit X an Energie auffassen kann, kann man es etwas abstrakter auch so beschreiben:  Das Verhältnis zwischen den X Einheiten Energie, die es braucht, um die X Einheiten Energie zu gewinnen holen. Dies lässt sich nicht nur für Erdöl berechnen, sondern für eigentlich alle Energieproduktionsformen.

Probleme des EROI

Die Berechnung bietet den Vorteil, dass man eine leicht verdauliche Zahl erhält, mit der sich verschiedene Energieformen vergleichen lassen. Unter anderem deswegen ist diese Methode in den letzten Jahrzehnten auf ein gewisses öffentliches Interesse gestossen. So entstand z. B. das Argument, dass erneuerbare Energien ein zu niedriges EROI hätten, um unsere heutige Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Tatsächlich bieten die fossilen Energiestoffe aufgrund ihrer hohen Energiedichte einen sehr vorteilhaften EROI.

Die Einfachheit der Methode ist aber auch deren Krux. So gibt es keine standardisierte Formel, sondern je nachdem, welche Anliegen verfolgt werden, werden unterschiedliche Produktionsfaktoren miteinbezogen oder ausgelassen. Dies kann die Resultate stark verändern. Die Rechnung blendet grundsätzlich viele sozio-ökonomische Faktoren aus. Durch die Energienutzung verursachte Gesundheitskosten oder langfristige Umweltschäden werden nicht berücksichtigt. Es besteht ausserdem ein Unterschied, welche Energieformen wofür verwendet wird. Nutzt man z. B. eine Einheit Energie an Erdöl, um einen leeren Raum zu heizen, so ist dies keine effiziente Nutzung dieser Energie. Dies wird aber im EROI nicht wiederspiegelt, da mit diesem nur der Netto-Gewinn berechnet werden kann. Zudem ist im EROI kein Zeitfaktor enthalten, der aussagen würde, wann die Energie nutzbar ist und wie diese Verfügbarkeit fluktuiert – oder endet.

Braucht es den EROI überhaupt?

Je nachdem, in welchem Licht man den EROI betrachtet, lassen sich unterschiedliche Schlüsse daraus ziehen. Man kann damit eine Tendenz aufzeigen: Wir werden in Zukunft mehr Mühe haben, gleichviel Energie zu fördern wie heute. Dies spricht aber nicht für die Förderung von nicht-erneuerbaren Energien, bis dies ökonomisch keinen Sinn mehr ergibt. Vielmehr sollte diese Feststellung dazu verleiten, Energieeffizienz zu fördern weniger Energie zu verbrauchen. Denn nur dadurch kann man eine nachhaltige über längere Zeit Produktion garantieren.

So überzeugend das Argument des EROI auf den ersten Blick scheinen mag, ist es in seiner Zukunftsvergessenheit halt doch kein endgültiges.