Der Fisch des Jahres 2024

Die Marmorata-Forelle wurde dieses Jahr vom Schweizerischen Fischerei-Verband SFV zum «Fisch des Jahres 2024» gekürt. Damit ist sie Botschafterin für eine vielfältige Biodiversität der Alpensüdseite.

Der Fisch des Jahres 2024
Auf Grund der Verschlechterung der Lebensraumqualität verschwinden die Forellen allmählich aus vielen Regionen der Schweiz – so auch die Marmorata. (Davgood Kirshot, Pixabay)

Den Namen Marmorata – auch Marmorierte Forelle genannt – hat die Forelle ihrer Schuppen-Musterung zu verdanken: Die Seiten und der Rücken der Forelle sind mit unregelmässig geschwungenen, braunen, grauen oder grünlichen Linien überzogen. Die Musterung reicht bis zu den Kiemendeckeln. Ihr Körper ist schlank mit einem eher massigen Kopf. Im Unterschied zu jeder anderen Forellenart besitzt die Marmorata keine schwarzen Punkte.
Die Marmorata-Forelle gehört zur Familie der Lachsfische (Salmoniden) und kann ein Alter von bis zu 20 Jahren erreichen. Eine ausgewachsene Marmorierte Forelle kann auf eine Körperlänge von über einem Meter und ein Körpergewicht von 15 Kilogramm anwachsen. Nach ca. vier Jahren sind die weiblichen Tiere geschlechtsreif – die Männchen gut ein Jahr früher.
Die Marmorata ist eine der fünf in der Schweiz heimischen Forellenarten. Sie ist sehr anpassungsfähig; dennoch bevorzugt sie kühles, sauerstoffreiches Wasser. Früher hat sie sogar das Einzugsgebiet des adriatischen Meers als Lebensraum erobert – heute gibt es jedoch keine meerwandernde Marmorata mehr. In der Schweiz ist sie am wahrscheinlichsten im Lago Maggiore anzutreffen. Teilweise findet man sie auch als Hybriden in der Giona und der Tresa oder im Ticino und seinen Zuflüssen.

Viele Hybriden
In Marmorata-Gewässer, die mit standortfremden Bachforellen besetzt wurden, kommt es oft zu Kreuzungen zwischen den zwei Arten. Das liegt daran, dass die Laichperiode sowie die bevorzugten Laichplätze der beiden Forellen überlappen. Daraus entsteht oftmals aussergewöhnlich gefärbter Nachwuchs. Da diese Mischlinge sogar fruchtbar sind, verschwindet die reinrassige Marmorata-Forelle allmählich. In der Schweiz findet man nahezu nur noch die Hybridform.

Durch ihre Musterung ist die Forelle sehr gut getarnt – sie lauert am Grund und wartet regungslos auf ihre Beute. Da das Maul der jüngeren Fische noch nicht so gross ist, bedienen diese sich meist an Insekten und Flusskrebsen. Auf der Speisekarte der erwachsenen Tiere steht grundsätzlich alles, was sie kriegen können, denn ihre Zähne sind sehr kräftig – selbst kleinere Exemplare ihrer eigenen Artgenossen vertilgen sie.

Gefährdung

Laut Roberto Zanetti (Zentralpräsident des SFV) sei es beunruhigend, dass heute kaum noch Marmorata-Forellen entdeckt werden. Diese Alpharäuber-Fischart prägt die Gewässer der Südschweiz seit langem.
Nun fällt sie jedoch selbst immer mehr unserer Zivilisation zum Opfer; obwohl sie eine sehr anpassungsfähige und dominante Fischart ist. Denn auch die robustesten Überlebenskünstler haben mit Lebensraumverlusten, Gewässerverschmutzung und Wasserkraftnutzung, Neozoen und dem Klimawandel zu kämpfen. Heute steht die Marmorata in der Schweiz auf der Roten Liste der Fische - sie ist hierzulande vom Aussterben bedroht.

Das Unheil für die Marmorata liegt einerseits an der unwissentlich falschen Besatzpraxis früherer Jahrzehnte [Rheinforellen wurden in die Marmorata-Gewässer besetzt] und anderseits an der unterbrochenen Fischwanderung und weiteren grundsätzlichen Problemen des Gewässerschutzes. Ist die Fischwanderung durch Hindernisse unterbrochen, wird die Fortpflanzung stark eingeschränkt.
- David Bittner, Geschäftsführer des SFV

Wie schützen wir die Marmorata-Forelle?

Um die Marmorierte Forelle zu retten, appelliert der Schweizerische Fischerei-Verband mit folgenden Forderungen an die Gesellschaft, Wirtschaft und die Politik:

  • Konsequenter Schutz der intakten Gewässer
  • Wiederherstellung von naturnahen Gewässern mit ihren charakteristischen Tier- und Pflanzenarten (Revitalisierung) durch Aufwertung der Gewässerlebensräume
  • Gewährleistung der Fischwanderung mit genügend Restwasser, Fischaufstiegs- und Fischabstiegsanlagen sowie Verbesserungen beim Schwall-Sunk und Geschiebehaushalt bei allen Wasserkraftanlagen.
  • Reduktion der Gewässerbelastung durch Siedlung, Landwirtschaft und Industrie
  • Verhinderung der Ausbreitung von invasiven Arten
Quellen und weitere Informationen
SFV: Marmorata