Die Parabraunerde: Boden des Jahres 2024

Waldböden bieten die Grundlage für eine Vielzahl an Pflanzen und Tieren. Sind die Böden nicht intakt, können Wälder nicht florieren.

Die Parabraunerde: Boden des Jahres 2024
Der stille Waldboden strotzt vor Leben (Christiane, Pixabay)

Die Parabraunerde im Wald wurde von der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS) zum Boden des Jahres 2024 ernannt. In Deutschland trägt gleichzeitig ganz allgemein der Waldboden diesen Titel. Waldböden bieten einen Lebensraum für Bäume und weitere Pflanzen sowie Pilze. Sie spielen aber auch für die Biodiversität verschiedener Mikroorganismen und Tiere eine wichtige Rolle.

Die Parabraunerde im Wald

Die Parabraunerde ist – neben Rohboden, Podosole und Gleye – einer der häufigsten Waldbodentypen der Schweiz. Am häufigsten kommt sie im Mittelland vor – sie ist jedoch in der ganzen Schweiz vertreten. Die Parabraunerde zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von Ton, Schluff und Sand aus. Dies ist wichtig für die Bodenstabilität sowie das Pflanzenwachstum. Die Erde an sich entsteht aus den Ausgansmaterialien Molasse-Sandstein und Geröll. Ihr Bodentyp wird als durchlässig und stark sauer beschrieben. Auf diesem sauren Oberboden mit geringer biologischer Aktivität basiert auch die Humusform der Parabraunerde; mullartiger Moder.

Humusformen im Wald

Die Wald-Humusformen unterscheiden sich stark von jenen der landwirtschaftlich genutzten Böden. Dort fehlen meist organische Auflagehorizonte – also jene Schicht verrottender Pflanzenreste, die dann den Humus bilden. Waldböden speichern eine grosse Menge an organischem Kohlenstoff. Zudem stabilisieren sie durch die Humusbildung das Klima und versorgen Bäume mit Nährstoffen. Wird der Boden jedoch falsch bewirtschaftet, so kann die Humusauflage zerstört werden.  In der Schweiz bilden die drei häufigsten Humusformen von intakten Waldböden Rohhumus, Moder und Mull. Der jeweilige Humus eines Bodens gibt Auskunft über die biologische Aktivität im Oberboden und beschreibt seine Qualität. Die Humusform wird von der Feuchtigkeit, der Temperatur, den chemischen Bodenverhältnissen sowie von der Art und der Zusammensetzung von schwer zersetzbaren Vegetationsrückständen (Streu) beeinflusst.

  • Mull: Er ist typisch für biologisch aktive Böden und ist die fruchtbarste Humusform. Durch den raschen Abbau von Pflanzenresten durch Bodenlebewesen entsteht ein nährstoffreicher und mächtiger mineralischer Oberboden (A-Horizont). Er ist ideal für die Nährstoffversorgung von Pflanzen.
  • Moder: Er ist eine Zwischenform von Mull und Rohhumus. Die Zersetzung von Pflanzenresten dauert länger als beim Mull, da weniger Bodenorganismen aktiv sind. Die Mächtigkeit des organischen Auflagehorizonts und jene des Oberbodens sind bei dieser Humusform in etwa ausgeglichen.
  • Rohhumus: Er kommt vor allem in kühlen oder sehr sauren Gegenden vor, wo nur geringe biologische Aktivität herrscht. Dementsprechend werden Pflanzenreste nur sehr langsam abgebaut, weshalb sie sich als Auflagehumus anreichern. Bspw. unter Nadelwäldern, die schwer abbaubare Pflanzenrückstände liegen lassen, können sich mächtige organische Auflagehorizonte bilden – der darunterliegende A-Horizont ist vergleichsweise dünn.

Schützenswerter Waldboden

Auf Grund der ackerbaulichen Nutzung sind Waldflächen in Europa deutlich zurückgegangen. Zudem beförderte die Industrialisierung bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eine grossräumige Versauerung des Oberbodens im Wald. Auch heute spielt die Versauerung noch eine Rolle. Hinzu kommen das Stickstoffüberangebot im Niederschlag, die heftigeren Trockenperioden und die durch das Absterben von Bäumen verursachten Kahlflächen, die die Waldböden negativ beeinflussen. An diesen kahlen Stellen des Waldes werden Pflanzennährstoffe ausgewaschen und CO2 wird freigesetzt. Damit werden wichtige Funktionen des Waldbodens gefährdet: Filter- und Pufferfunktion, Nährstoff- und Wasserhaushalt sowie die Funktion als Lebensraum für Flora und Fauna.

Wälder sind unsere wichtigsten Mitstreiter im Kampf gegen die Klimakrise. Die Waldböden sind dabei das Fundament der Wälder: Sie sind dynamische, äusserst lebendige Lebensräume, die unablässig dazu beitragen, die Wälder im Gleichgewicht zu halten.
- Cem Özdemir, Bundesminister und Schirmherr des deutschen Bodens des Jahres 2024
Quellen und weitere Informationen
Boden des Jahres: Parabraunerde im Wald
Schweizer Bauer: Das ist der Boden des Jahres 2024
WSL: Vielfalt und Funktion der Waldböden in der Schweiz