Ratgeber: Wie erkenne ich «schein-vegane» Produkte

Auch wenn der «Veganuary» nun vorbei ist, kann die rein pflanzliche Ernährung gleich fortgesetzt werden. Doch aufgepasst: Der erste Blick kann manchmal täuschen.

Ratgeber: Wie erkenne ich «schein-vegane» Produkte
(Michaela, Pixabay)

Bei einer veganen Ernährung kommt es natürlich immer darauf an, wie streng man vorgehen möchte. Es gibt nämlich einige Produkte, die im Prozess der Herstellung tierische Produkte verwenden. Meist werden diese dann nicht auf der Zutatenliste vermerkt, was es praktisch unmöglich macht, diese nur scheinbar veganen Produkte zu erkennen. Teilweise sind tierische Produkte auch in E-Nummern versteckt. Dieser Ratgeber zeigt, wo sich tierische Produkte möglicherweise verstecken könnten. Es ist aber zu bemerken, dass es weitere solche Produkte gibt.

Fruchtsäfte und andere Getränke

Etiketten wie «100 Prozent Frucht» versprechen nicht, dass der Saft vegan ist. Das liegt daran, dass viele Säfte mit Gelatine geklärt werden. Diese kann beispielsweise aus toten Fischen, Schweineknochen oder Rindersehnen gewonnen worden sein. Die Gelatine wird verwendet, um Trübstoffe aus den Getränken (und auch Essig) zu filtern. Man frag sich nun vielleicht, weshalb dies nicht auf der Verpackung vermerkt ist. Die Erklärung ist folgende: Die Gelatine wird nur im Herstellungsprozess verwendet – als ein sogenannter Produktionshilfsstoff – und wird nicht dem fertigen Produkt zugesetzt. Deshalb können Säfte, aber auch Nektare, Limonaden oder Weine nicht-vegan sein, ohne dass der Konsument dies erkennt. Achtung; das gilt teilweise auch für Säfte, denen das Fruchtfleisch nach dem Klären wieder zugefügt wird (naturtrübe Säfte).
Um solche Getränke zu meiden, kann man sich grundsätzlich nur an den veganen Labels orientieren oder man erkundigt sich beim Hersteller.

Aromen und Farbstoffe

Tierische Aromen sind vor allem in Snacks wie Chips enthalten. Diese Stoffe können durch Extraktion und Destillation aus Bestandteilen von Tieren – etwa Schweinen, Fischen, Rindern oder Geflügel – gewonnen werden. Auch hier muss die genaue Beschaffenheit der Aromastoffe nicht auf der Verpackung aufgeführt werden. Zudem können, gerade bei der Produktion von Kartoffelchips, auch Butterfette, Schweinefleischpulver, Shrimp-Extrakte, Honig oder Molkenpulver verwendet werden – diese werden jedoch deklariert. Wer aber auch hier auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich entweder beim Hersteller erkundigen oder sich an den V-Labels orientieren.

Vor allem bei intensiv rot gefärbten Lebensmitteln muss man vorsichtig sein. In den meisten Fällen enthalten solche Lebensmittel echtes Karmin (E120) – teilweise auch als Karminrot, Karminsäure oder Cochenille deklariert. Der Farbstoff kann aus verschiedenen Arten von Schildläusen gewonnen werden. Dafür werden die weiblichen Läuse zuerst ausgetrocknet und danach ausgekocht. Nur das Weibchen produziert den Farbstoff Karminsäure zur Verteidigung gegen Fressfeinde.
Mit diesem Farbstoff dürfen nur bestimmte Lebensmittel eingefärbt werden. In Süssigkeiten kommt er am meisten vor – aber auch andere Waren wie Kosmetikartikel, Medikamente oder Textilien enthalten ihn. Heute gibt es jedoch schon einige Hersteller, die auf echtes Karmin verzichten und eine synthetische Alternative verwenden.

Tierische Produkte für eine glatte Obst-Haut

Schellack (E904) und Bienenwachs (E901) sind nicht-vegane Überzugsmittel. Sie werden beim Obst verwendet, um dem «Schrumpligwerden» entgegenzuwirken; bei Kaffeebohnen, um die Oberfläche zu glätten. Auch bei Süsswaren werden solche Mittel verwendet. Überzugsmittel bieten also Schutz vor Geschmacks- und Feuchtigkeitsverlusten und fördern zudem den Glanz der Lebensmittel. Sie dienen daher auch als Konservierungsstoffe.
Häufig werden Schellack und Bienenwachs zusammen eingesetzt. Schellack wird aus den Ausscheidungen der Gummi-Schildlaus gewonnen und wird neben der Lebensmittelindustrie auch in der Lack- und Farbindustrie sowie in der Naturkosmetik eingesetzt.

Tierische Produkte verstecken sich demnach in so manchen alltäglichen Produkten. Für Leute, die streng vegan leben möchten, erschwert dies den Alltag sehr. Am besten sollten sich Veganerinnen und Veganer deshalb über die verschiedenen Zusatzstoffe informieren. Eine Nachfrage direkt beim Unternehmen kann auch nicht schaden. Wer diesen Aufwand nicht betreiben möchte, geht auf Nummer sicher, wenn er oder sie auf die vegan-Labels auf der Verpackung achtet.