Buch «Im Reich der Inseln»

Buch «Im Reich der Inseln»

Meine Suche nach unentdeckten Arten und andere Abenteuer im Südpazifik

An Inseln ist im Pazifik kein Mangel. Jede ist ihr eigenes Habitat und entwickelte eine Flora und Fauna, die der evolutionäre Prozess speziell für sie zurechtschneiderte. Hier, auf diesen wenig erforschten und auch nur schwer erforschbaren Inseln, verstecken sich Tierarten, über die nur ein vages Gerücht existiert. Wenn überhaupt. Der australische Zoologe Tim Flannery hat sein Leben damit verbracht, diese Tiere aufzuspüren. Sein Buch darüber geriet ihm zu einer einzigartigen Mischung von Reiseerzählung, Populärzoologie und Abenteuerroman.

 

Autor Tim Flannery 
Verlag  S. Fischer Verlag
Umfang  268 Seiten
ISBN  978-3-10-021116-3
Preis  Fr. 28.90 (UVP)

 

Tim Flannery erforscht spezifisch Säugetiere. Da die Inseln Papua-Neuguineas, der Salomonen, des Bismarck-Archipels und der Fidschis, die er erkundete, im Laufe ihrer Geschichte hauptsächlich von geflügelten und von kleinen, zähen Tieren erreicht wurden, handelt sein Buch hauptsächlich von Fledermäusen und Ratten. Wem das nicht besonders vertrauenerweckend scheint, dem sei hier Mut gemacht: Es kommen darin auch hübsche Buschkängurus, gefleckte Kuskus und bunte Vögel, Blumen und Menschen vor. Vor allem Menschen. Denn Tim Flannerys Lebenserinnerungen werden zwar berufsbedingt dominiert von affengesichtigen Flughunden und katzengrossen Ratten, bleiben aber fest verwurzelt in der Menschenwelt. So mischt sich in seine Fährtensuche eine höchst abwechslungsreiche Ansammlung von Anekdoten und historischen Anmerkungen von mal kurioser, mal informativer Art. Wir treffen auf eigenwillige Forscher, Kannibalen, skurrile Museumskuratoren, stolze Kapitäne und Mädchen in Schilfröckchen. Ausserdem schlagen wir uns mit dem Autor durchs Unterholz, schnüffeln in den Hinterzimmern weltbekannter Museen herum, sehen den angepeilten Berggipfel über uns und erreichen ihn nicht, entsetzen eine Apothekerin mit mangelhaften Französischkenntnissen und geniessen unvergleichliche Landschaften. Es ist ein abenteuerliches Leben, das sich da vor uns auftut; so abenteuerlich, dass wir uns nicht entscheiden können, ob das dazu angemessene Gefühl nun Neid oder Mitleid ist. Möglich auch, dass der Autor hier oder da ein wenig narratives Holz nachlegt. Ob ihm der Fledermausurin wirklich bis zur Hüfte stand? Wer werden es nie wissen. Wir wissen nur, dass wir es ihm ohne Umsehen verzeihen, sollte er sich der Flunkerei schuldig gemacht haben. Tim Flannerys Buch ist ein erstklassiges Lesevergnügen, er selbst ein begnadeter Erzähler. Nur zu leicht könnte es geschehen, dass er über der Reichhaltigkeit seiner Erinnerungen und seines breiten Wissens zu Geschichte und Kulturen des Südpazifiks sowie der Säugetierforschung den Faden verliert. Doch das geschieht nicht. Und so erhalten wir zu alledem auch noch fundiertes Grundlagenwissen zu Biodiversität, Evolution und Zoologie.

Manchmal, selten nur, mischt sich ein wenig Schwermut in den beschwingten Tonfall. Das geschieht, wenn der kürzlich zum australischen Chief Climate Commissioner ernannte Tim Flannery sich in Erinnerungen wiederfindet, die sich so wohl keinem weiteren Leben mehr anfügen werden. Wenn Klimawandel, Raubbau und Artensterben zerstört haben, was weit vor Menschengedenken seinen Anfang nahm. Doch nicht nur in diesen Momenten ist das Buch einer der besten Botschafter für Artenschutz, der sich denken lässt. Die Dringlichkeit und der Wert eines sorgsameren Umgangs mit unseren natürlichen Ressourcen sind zwischen den Zeilen stets gegenwärtig, ohne sich aufzudrängen oder moralisch aufzuspielen. Indem uns das Buch den schieren Reichtum unserer lebendigen Welt so amüsant und unterhaltsam vorführt, schenkt es uns ein befreites, aber vertieftes Interesse an seiner Bewahrung. Da tritt es ebenbürtig in die Fussstapfen eines Meisterwerkes wie "Die letzten ihrer Art" von Douglas Adams. Und dies, liebe LeserInnen, ist das höchste Lob, das wir in diesem Genre zu vergeben haben.

Rezension: Sacha Rufer

 

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