Buch «Der geplünderte Planet»

Buch «Der geplünderte Planet»

Die Zukunft des Menschen im Zeitalter schwindender Ressourcen

Die Menschheit, sagt Ugo Bardi, ist in den letzten Jahrhunderten mittels technischen Fortschritts zu einem anderen Planeten gereist. Er meint damit, dass die Erde unseres Menschenzeitalters, des Anthropozäns, nicht mehr dieselbe ist, die wir in der Frühzeit unseres evolutionären Erfolgs angetroffen haben. Diese Reise muss keine ins Verderben sein, doch das bedingt, dass wir bezüglich der Kursbestimmung sehr vorsichtig vorgehen.

 

Autor  Ugo Bardi
Verlag  oekom
Umfang  355 Seiten
ISBN  978-3-86581-410-4
Preis  Fr. 32.90 (UVP)

 

Die Menschheit, sagt Ugo Bardi, ist in den letzten Jahrhunderten mittels technischen Fortschritts zu einem anderen Planeten gereist. Er meint damit, dass die Erde unseres Menschenzeitalters, des Anthropozäns, nicht mehr dieselbe ist, die wir in der Frühzeit unseres evolutionären Erfolgs angetroffen haben. Diese Reise muss keine ins Verderben sein, doch das bedingt, dass wir bezüglich der Kursbestimmung sehr vorsichtig vorgehen.

Mit seinem breit angelegten Überblick über die Ressourcenverwendung und –verschwendung – formal als ein Bericht an den Club of Rome erstellt, aber jedem Reisenden auf dem Raumschiff Erde zugänglich und zu empfehlen – liefert uns der italienische Chemiker Ugo Bardi eine Bestandsaufnahme zur Rohstoffsituation unseres Planeten. Er startet seine Unternehmung mit einer kurzen Einführung in die irdische Geologie und einem Abriss über die Geschichte des Bergbaus. Dann schlägt er gleich nochmal einen Umweg ein und erforscht die Zusammenhänge zwischen Rohstoffverknappung, Kriegen und Niedergängen der historischen Weltreiche. Doch diese ausführliche Einarbeitung in die Thematik dient dem Hauptanliegen seines Buches direkt: Er will uns für die zu erwartenden Mechanismen und Folgen eines unverminderten Abbaus und Verschleuderns von wertvollen Ressourcen sensibilisieren. Wenn wir an knappe Ressourcen denken, taucht ein Wort wahrscheinlich als erstes in unserem Bewusstsein auf: Erdöl. Doch dieses ist längst nicht der einzige Bodenschatz, dessen Vorräte sich immer schwerer auffinden und ausbeuten lassen, und so geht es ihm zudem um Kupfer und Lithium, um Gold, Uran, Phosphor oder die urplötzlich so populären Seltenen Erden. Neben der Vermittlung und Zusammenfassung von Einschätzungen zu deren längerfristiger Verfügbarkeit ist es dem Autor vor allem wichtig, uns eine simple Tatsache bewusst zu machen: Die existentiellen Probleme für die Menschheit werden nicht erst dann auftauchen, wenn uns diese Rohstoffe „ausgegangen" sind. Sie tauchen dann auf, wenn der energetische und technische Aufwand, sie in die Finger zu bekommen, ein kritisches Mass übersteigen. Und dies, so führt er uns für all seine Beispiele vor, könnte uns in den meisten Fällen schneller ereilen, als wir gern wahrhaben möchten.

Besonders dankbar sind wir Ugo Bardi und seinen zahlreichen namhaften Mitautoren dafür, dass sie für ihre Erläuterungen nicht nur den endlichen Ressourcen, also den Bodenschätzen, ihre Aufmerksamkeit schenken. An den Beispielen der Walfangwirtschaft zu Moby Dicks Zeiten oder dem schwarzen Kaviar zeigen sie uns, wie zerstörerische Ausbeutungsmechanismen auch im Fall von nachhaltigen, regenerativen Ressourcen greifen. Ebenso behalten sie die Querverbindungen zwischen Bergbau und Klimawandel im Blick und können uns hierzu umfassend aufklären. Angesichts dieser Komplexität zeigt sich der Autor bezüglich möglicher Lösungen vorsichtig. Er verwöhnt uns nicht mit technologischer Machbarkeitsrhetorik oder Recyclingfantasien, sondern nimmt auch liebgewonnene, landläufig als „grün" wahrgenommene Ansätze wie die Elektromobilität oder die Substitution von Materialien kritisch unter die Lupe. Das bringt ihn nicht davon ab, uns eine fundamentale Umorientierung zur Kreislaufwirtschaft und eine Besinnung auf den Wert anstatt auf den Preis von Bodenschätzen zu empfehlen. Zusätzlich hat es sogar zur Folge, dass er laut über Massnahmen und Möglichkeiten einer Schrumpfung der Konsumansprüche oder der Industriewirtschaft nachdenkt, die wir, um dann nicht gewaltsam in ein vorzivilisatorisches Zeitalter zurückgeworfen zu werden, vielleicht lieber vor diesem Zusammenbruch in Angriff nähmen. Sein Buch wird sich indessen auch für all jene, die sich (jetzt noch) nicht mit solchen Gedanken anfreunden mögen, als eine unbedingte Bereicherung und eine höchst willkommene Informationsquelle herausstellen.

Rezension: Sacha Rufer

 

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