Buch «Das Faultier im Pop-up-Wald»

Buch «Das Faultier im Pop-up-Wald»

Ist es rechtens und angemessen, das Faultier als faules Tier zu charakterisieren?

Wer weiss... Aber wahrscheinlich sollte das nicht ein Rezensent tun, der selbst verpennt hat. Nämlich das Erscheinen dieses Buches. Um volle zwei Jahre. Unverzeihlich!

 

Autor  Anouck Boisrobert / Louis Rigaud / Sophie Strady
Verlag  Verlagshaus Jacoby & Stuart
Umfang  16 Seiten
ISBN  978-3-941787-18-6
Preis  Fr. 28.50 (UVP)

 

Allzu viel an Spannung verschenken wir nicht, wenn wir den Inhalt des Pop-up-Bilderbuches der KünstlerInnen Anouck Boisrobert und Louis Rigaud kurz vorstellen. Da ist also ein Wald. Darin lebt das Faultier zusammen mit ein, zwei... vielen Papageien und allerlei anderen Tieren. Es schläft. So bemerkt es nicht, wie plötzlich die Maschinen mit den Kreissägen und den riesigen Mäulern auffahren und von allen Seiten den Wald aufzufressen beginnen. Alle Tiere, auch die Menschen, fliehen, nur das Faultier bleibt an seinem Ast hängen, bis es fast zu spät ist: Sein Baum steht als letztes einsames Pop-up-Element auf einer Doppelseite, wo es drei Seiten zuvor noch von Waldleben wimmelte. Statt Baum und Gesträuch liegen nur noch Äste herum, und der Fluss ist unter Fahrzeugspuren begraben. Unerbittlich greift die „Maschine mit dem Maul" nach ihm... Ein radikaler Geist hätte das Buch hier enden lassen. Doch die Autorin Sophie Strady und die KünstlerInnen haben Hoffnung. Deshalb tritt jetzt ein Mensch auf, der neu aussäht. Wir sehen die zarten Pflänzchen wachsen – das Faultier hängt bereits wieder an einem Ast – und eine Seite weiter steht der Wald in (fast) alter Pracht. Dieses letzte Teilstück des Buches darf gern zur phantastischen Literatur gezählt werden, denn ganz so mühelos und rasch erholt sich ein Regenwald auf erodiertem Boden nicht. Doch die Botschaft des Buches hat sich bereits zuvor klar artikuliert. Das grausame Dahinschwinden des fröhlichen Gewimmels von Baum und Tier erhält in der dreidimensionalen Aufmachung eine emotionale Deutlichkeit, die wohl nur von der unmittelbaren Beobachtung des realen Geschehens übertroffen wird. Es ist ein Gefühl des Verlustes, das sich einstellt. So ist man dann ganz froh über das versöhnliche Ende.

Wenn auch die Botschaft des Buches schnell umrissen ist, hat sie nicht weniger Gewicht. Dies vor allem dank der liebevollen und sorgfältigen Aufmachung des Bilderbuchs. Die Pop-up-Wälder, die sich Seite für Seite öffnen, laden zum Erkunden ein. Allein bis man endlich das Faultier erstmals entdeckt hat, sind ein paar Minuten vergangen, in denen man das Buch nach allen Seiten gewendet und seine unscheinbare Detailvielfalt bestaunt hat. Die Pop-up-Elemente selbst sind reich eingesetzt, aber nicht überfrachtet. So gibt es kein ärgerliches Verhaken der Teile beim Aufklappen und kein Knittern beim Blättern. Es ist also ein Pop-up-Buch, an dem man auch tatsächlich lange seine Freude haben kann. Der Verlag Jacoby & Stuart, der ganz unbescheiden anstrebt, nur erstklassige Kinder- und Jugendbücher zu veröffentlichen, hat dieses Versprechen mit diesem Band ganz eindrücklich wahrgemacht.

Rezension: Sacha Rufer

 

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