Autor | Christoph Käsermann / Andreas Wipf |
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Verlag | Ott Verlag |
Umfang | 242 u. 198 Seiten (2 Bde.) |
ISBN | 978-3-7225-0109-3 / 0110-9 |
Preis | Fr. 42.-- / 40.-- |
89 Bergwanderungen zu 140 Schweizer Gletschern in 50 Alpenregionen: Das ist die beeindruckende Ausbeute der Bemühungen des Geografen Andreas Wipf und des Botanikers Christoph Käsermann, uns die schrumpfenden Eisflächen unserer Bergwelt trittsicher zugänglich zu machen. Schon diese Zahlen sagen uns, dass ihr Wanderführer nicht nur Touren zu den weithin bekannten Zielen Aletsch-, Rhone- oder Gornergletscher, sondern auch zu all den kleineren und/oder unbekannteren Gletschern abseits der grossen Touristenströme vorstellt. Unterteilt in die Bände „Gletscher der Schweiz" (mit den drei westlichen Bergkantonen Wallis, Waadt und Bern) und „Gletscher der Schweiz – Ost" versammelt das Werk einerseits die von einem Wanderführer zu erwartenden Informationen samt Kartenausschnitten, Höhenprofilen, Verpflegungsmöglichkeiten und Vorfreude weckenden Fotografien, andererseits einen hohen informativen Mehrwert. Nach einer kurzen Einführung in die Glaziologie – die praktischerweise in beiden Bänden Platz findet, so dass, wer nur einen Band besitzt oder mitnimmt, ihrer nicht verlustig geht – verteilen sich diese Zusatzinformationen aus der Geschichte, den Geo- und Klimawissenschaften sowie der Ökologie und Biologie unserer Alpen und Gletscher sinnreich auf die jeweiligen Tourenbeschreibungen. Ähnlich breit gefächert wie das vermittelte Wissen ist der Anspruch der Bergtouren an die Ausdauer und den Mut der Wanderer. Die beiden Autoren sind darüber hinaus nicht nur fachkundige und engagierte, sondern vor allem leidenschaftliche Berggänger, was sich in den Tourenbeschreibungen niederschlägt. Das hat viele Vorteile... und einen kleinen Nachteil.
Auf der Vorteilsseite gestaltet ihre Freude an den Landschaften, der Flora und den vielen weiteren wissens- und beachtenswerten Details am Wegrand ihrer spektakulären Bergwanderungen die Reiseberichterstattung ausserordentlich lebendig und erfahrungsprall. Natürlich kann man sich fragen, ob wir über so viele ihrer Gefühlsregungen Auskunft haben müssen, oder ob beispielsweise ihre Reflexionen zu zittrigen Knien angesichts von Hängebrücken nun eine Verhaltensanweisung oder ein Geständnis sind. Doch jeder ähnlich achtsame und abenteuerlustige Bergwanderer wird sich den Autoren seelenverwandt und dadurch auch angespornt fühlen: Ein Verdienst, der einem Wanderführer bestens zu Gesicht steht. Zusätzlich wird mittels des sprudelnden Redeflusses der immense Informationsgehalt lesefreundlich aufgebrochen. Der kleine Nachteil, der daraus resultiert, ist dann buchstäblich klein. Das Schriftbild verlangt nach adlerscharfen Augen – oder zumindest einer Extraportion Rüebli im Rucksack. Und da sich – trotz obiger Belobigung – doch immer wieder ein Sätzchen, ein Adjektiv oder eine Beschreibung des Offensichtlichen findet, auf die auch verzichtet werden könnte, liesse sich diesbezüglich wohl noch etwas herausholen. Wir mögen aber nicht lange beim Fleck verweilen, wo das restliche Werk so freigiebig glänzt. Der Wanderführer von Christoph Käsermann und Andreas Wipf meistert seinen Balanceakt zwischen Informationsreichtum, ökologischem Anliegen und ansteckender Naturbegeisterung gekonnt. Im rasch wachsenden Feld der Themenwanderführer setzt er damit einen Massstab, der gerne als Herausforderung verstanden werden darf.
Rezension: Sacha Rufer
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