Buch «Bericht aus der Zukunft»

Buch «Bericht aus der Zukunft»

Wie der grüne Wandel funktioniert

Zukunftsvisionen lassen sich grob unterteilen in Utopien, wenn die imaginierte Zukunft von hoffnungsvollen Bildern getragen ist, und Dystopien, wenn eine eher pessimistische Geisteshaltung dahintersteht. Das Buch der Heinrich-Böll-Stiftung, das uns die Chancen für einen Aufbruch in ein nachhaltiges Morgen aufzeigt, ist klar eine Utopie.

 

Autor Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.) / Marcus Franken 
Verlag oekom
Umfang 283 Seiten
ISBN 978-3-86581-416-6
Preis Fr. 34.90 (UVP)

 

Wer nun mit dem Begriff „Utopie" vor allem auch Realitätsferne und Wunschdenken assoziiert, kann gleich beruhigt sein: Die Reportagen und Sachinformationen des Buches wurzeln fest in der Gegenwart. Es will sich aber abheben von schwarzmalerischem Alarmgeschrei – wo auch immer das noch zu finden ist – und den ideologischen Fundamentalismen der Umweltbewegung. Es richtet einen optimistischen Blick in die Zukunft, ausgehend von den Ansätzen und Möglichkeiten einer nachhaltigeren Technik und Wirtschaft, die sich bereits umgesetzt oder zumindest nüchtern angedacht finden. Die Konzentration auf technologische und wirtschaftliche Aspekte der Themenfelder Energie, Mobilität, Städtebau und Konsum erlaubt diesen positiven Blick: Was der bewährte Umweltjournalist Marcus Franken an Lösungen für ein verantwortungsvolleres Produktions-, Handels-, Bau- und Verkehrswesen zusammengetragen hat, ist zugleich visionär und von dienlichem Realismus getragen. Die erfreuliche Fülle an Fakten und Sachinformationen verwebt sich dabei lesefreundlich mit ihrer Veranschaulichung an zahlreichen Beispielen. Der Autor benennt Ungewissheiten, erkundet verschiedene Lösungsansätze und verschliesst dabei auch nicht die Augen vor Widersprüchen. Brennstoffzelle oder Lithiumbatterie? Offshore-Windparks oder Dezentralisierung? Greenwashing oder Fairness? Probleme und Versprechungen, Vorteile und Nachteile werden sorgfältig gegeneinander abgewogen und bewertet. Dennoch: Bei aller Bemühung, die Entwicklungen in den Unternehmen, Produktionswegen und Städten unserer Welt kritisch zu prüfen, überwiegt in dem Buch ein Technologieoptimismus, der sich nur knapp unter dem Halleluja bewegt. Es möchte Hoffnung machen, diejenigen loben, die anpacken, und diejenigen ignorieren, die nur klagen und lamentieren. Es läuft darüber jedoch Gefahr, den Konsumenten gleich wieder aus seinem mühsam errungenen Verantwortungsbewusstsein zu entlassen. Die Gedanken an eine Mässigung der eigenen Ansprüche werden leichthin als die respektheischenden Bemühungen von einigen liebenswerten Einzelgängern abgetan, und insgesamt kann es allzu sorglos dahingehend verstanden werden, dass die Wirtschaft, die Innovatoren, die Unternehmen das Kind schon schaukeln werden. Für solchen Optimismus ist es uns noch ein wenig zu früh – wie übrigens auch für die Behauptung, das Auto verliere seinen Reiz, oder die Fischbestände würden sich schon wieder erholen. Überhaupt fehlt neben dem technischen Sachwissen eine Stimme aus der Biologie. Nutzenorientierte Zielstrebigkeit ist in Umweltbelangen zwar genauso erfolgsversprechend wie irgendwo – aber nur verkompliziert von systemischem Denken. Das ist mühsam, eine Realität ist es gleichwohl.

Diese Gedanken ausgesprochen, wollen wir das Buch trotzdem gern empfehlen. Die dargelegten Vorbehalte vermögen seine offensichtlichen Stärken nicht auszuradieren. Was es an zuverlässig recherchiertem Sachwissen und planvollen Zielsetzungen für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung zu vermitteln versteht, hebt es aus der zahlreichen Literatur zum Thema heraus. Auch in Gestaltung und Layout bewährt sich das Buch als eine Informationsquelle, die ein tiefergehendes Interesse anzustacheln versteht und auch noch über die erste Lektüre hinaus als Nachschlagewerk dient. In seinen Kernthemen überzeugt es somit durchwegs. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, wie Technologie und Wirtschaft uns auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft unterstützen können, der findet in dem Buch eine kluge und ausserordentlich kundige Orientierungshilfe.

Rezension: Sacha Rufer

 

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