Autor | Thomas Posch / Franz Hölker / Anja Freyhoff / Thomas Uhlmann (Hrsg.) |
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Verlag | Wiley-VCH |
Umfang | 231 Seiten |
ISBN | 978-3-527-41179-5 |
Preis | Fr. 39.90 (UVP) |
Wir Menschen sind – zumindest der körperlichen Ausrüstung nach – tagaktive Säugetiere. Sprache und Kultur legen davon Zeugnis ab. Das Helle, Lichte ist fast durchweg positiv besetzt; Religionen streben zum Licht, das Sprichwort sieht eines am Ende des Tunnels, aus dem dunklen Mittelalter klarte es zur Aufklärung auf. Dagegen sind das Dunkle und der Schatten unheimlich, beängstigend, wo nicht böse. Kein Wunder also, dass wir die Nacht erhellen möchten. Doch es gibt andere Tiere, für die diese Wertung auf dem Kopf steht: Fledermäuse, Nachtfalter, Eulen, viele Frösche oder auch Schildkröten. Dass wir mit unserer weitflächigen Ausleuchtung von Städten, Strassennetzen und Meeresküsten empfindlich in die Ökosysteme, Lebenszyklen und Überlebensstrategien nicht nur dieser nachtaktiven, sondern aller irdischen Lebewesen eingreifen, ist indessen noch gar nicht so lange im gebührenden Umfang klar. Umso beeindruckender ist die Fülle an Forschungen und erhobenen Daten aus den verschiedensten Teilbereichen der Thematik, die für dieses Buch von zahlreichen Experten leserfreundlich aufbereitet wurden. Anschliessend an eine grundsätzliche Einführung in das Phänomen Licht und die Geschichte der Beleuchtung betrachtet es den Einfluss der künstlichen Beleuchtung auf die Tiere an Land und – mit bemerkenswerter Ausführlichkeit – im Wasser. Die Beeinträchtigungen und Auswirkungen auf Sterblichkeit und Biodiversität sind hier alarmierend genug, dass sie starke Worte wie Lichtverschmutzung oder Lichtsmog problemlos rechtfertigen. Der zweite Schwerpunkt des Buches nimmt dann die Einwirkungen der Kunstbeleuchtung auf Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen genauer unter die Lupe. Auch hierzu können die Autoren mit den neuesten Erkenntnissen und Forschungsergebnissen aufwarten.
Das Buch bewegt sich zielgenau auf der Grenze zwischen wissenschaftlicher Publikation und deren populärer Bearbeitung, ohne dabei den Halt zu verlieren. Die grosszügige, so attraktive wie zweckmässige Bebilderung ist dabei äusserst hilfreich und bestätigt überwiegend den alten Ausspruch vom Bild und den tausend Worten. Genauso leichtverständlich und bereichernd zeigen sich die sparsam eingesetzten Grafiken und Diagramme. Die Autoren selbst beweisen in ihrer Analyse der gegenwärtigen Situation Augenmass. Sie neigen weder zum Alarmismus noch zur Bagetellisierung, sondern stecken ihre Energie lieber in die Ausarbeitung und Formulierung von zielführenden Lösungsansätzen. Bei aller wissenschaftlichen Präzision und Zurückhaltung, die neben der Ökologie und der Medizin auch der Ökonomie ihr Mitspracherecht zugesteht, bleibt die zentrale Aussage des Buches unverschleiert stehen: Wir müssen in unserer Ausleuchtung der Welt bedachtsamer und überlegter vorgehen, als wir dies bislang taten, und dabei über unser beschränktes optisches Spektrum hinausdenken.
Rezension: Sacha Rufer
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