Autor | Andreas Kieling |
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Verlag | Malik Verlag |
Umfang | 300 Seiten |
ISBN | 978-3-89029-418-6 |
Preis | Fr. 32.90 (UVP) |
Unter den dieserart porträtierten Hormonopfern sind so prominente, da bedrohte und fotogene Arten wie Pandas, Sibirische Tiger und Berggorillas, aber auch vermeintlich gewöhnlichere wie Auerhühner, Maikäfer oder Feldhasen. Wobei die Wahl der letzteren zum Zweck der Illustration tierischen Paarungsverhaltens nicht besonders erstaunt. Eher schon, dass sie all unsere hübschen Vorurteile bestätigen. Doch da auch die Feldhasen es nicht rund um Uhr und Jahr treiben, bleibt Andreas Kieling viel Zeit, uns unterdessen noch so einiges mehr von den Tatverdächtigen ausserhalb der Brunftzeit und überhaupt von vielen anderen Tieren, die ihm beim Warten in Wald, Feld und Eis über den Weg liefen, zu erzählen. Und vom Artenschutz, nota bene. Er macht das in so unverschämt fröhlichem Tonfall, dass dabei garantiert niemandem langweilig wird. Auch wenn ihm dabei das Stilmittel der sexuellen Metapher zwischendurch mal ausrutscht und Sachverhalte penetriert, wo es verblüfft. Oder auch wenn wir mit seiner Charakterisierung von Schimpansen nicht ganz einverstanden sind und zudem nicht so sicher, dass Mammuts ganz ohne menschliche Einflussnahme ausgestorben sind. Denn das sind Kinkerlitzchen. Sein Buch bleibt davon unangefochten ein durchgängiges Lesevergnügen, das sich dank der Begeisterung des Autors noch anderswo als in der Aufklärung über spannende oder skurrile Sexpraktiken in freier Wildbahn hervortut.
Es ist – die Veröffentlichung im Malik Verlag verrät es – mit ebensolchem Recht Reisebericht wie Tierdokumentation. Andreas Kielings Erfahrungen auf Fährtensuche in der Arktis, in China, in Ruanda oder in Deutschland, seine Begegnungen mit vertrauteren und unvertrauten Kulturen und Menschen nehmen deshalb einen wichtigen Platz ein. Diese Schilderungen sprechen der Rede von der immer kleiner werdenden, des Abenteuers verlustig gegangenen Welt Hohn. In gleichem Mass fördern sie ein Gefühl für die zerbrechliche Vielfalt unseres Planeten. Er reflektiert auf all seinen Wegen die schwierigen Herausforderungen, vor denen Tier- und Biodiversitätsschutz vor Ort und global stehen, und macht uns dabei eindringlich klar, was ihr drohender Verlust uns angeht. Dort, wo er vor beklagenswerten Ausuferungen unseres menschlichen Vorherrschaftsglaubens über Natur und Kreatur zurückschaudert oder in nachdenklicher Besorgnis die Gründe für ein lokales Versagen des Tierschutzes kommentiert, erreicht er unsere Emotionen ebenso wie mit seinem Humor und seiner verführerischen Neugier.
Rezension: Sacha Rufer
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