Autor | Jürg Alean / Michael Hambrey |
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Verlag | Haupt Verlag |
Umfang | 296 Seiten |
ISBN | 978-3-258-07803-8 |
Preis | Fr. 62.90 (UVP) |
Es scheint ja ein bisschen das Jahr der Gletscher zu sein. Die zahlreichen Publikationen zu diesem Thema bauen hier bei uns ein hübsches kleines Stapelchen von durchweg einfach, da lobend zu rezensierenden Büchern. Dieses hier hat einen Vorgänger: Das Buch "Gletscher der Alpen" von Jürg Alean, das damals, drei Jahre ist's her, einfach zu rezensieren war. Und angesichts dieses Nachfolgers werden wir den Teufel tun, es uns künstlich zu erschweren. Der umfangreiche Band überzeugt wieder sowohl als Bildband wie auch als Sachbuch. Als Bildband hat er uns imposante Bilder von Eis, Landschaften und Eislandschaften zu bieten, denen ebenso oft dokumentarischer wie ästhetischer Wert anhaftet. Als Sachbuch führt er uns in die Anden, den Himalaja, nach Alaska, Skandinavien, Island, Grönland oder in die Antarktis, während er uns geflissentlich in die Grundlagen und die Erweiterungen der Glaziologie einführt. Wie entstehen Gletscher? Wie wirken sie sich genau auf ihre geografische Umgebung und ihren Wasserhaushalt aus? Die Autoren machen uns ausserdem verständlich, was die Gletscher über Erd- und Klimageschichte zu erzählen haben, wie die Wissenschaft diese Erzählungen liest, was denn nun genauer der wesentliche Beitrag der Gletscher zum globalen und jeweiligen lokalen Ökosystem ist und welche Gefahren ihr Schwund für Schifffahrt, Bergbevölkerung oder Klima bereithält.
Jürg Alean und Michael Hambrey sind, trotz aller Abenteuerlichkeit, die ihren Reiseberichten zu den Gletschern rund um die Welt anhaftet, forschende Glaziologen. Für das Buch bedeutet das, dass es in Tonfall und Anspruch um Präzision und analytische Reflektiertheit bemüht ist. Da sich die Autoren bei der Erläuterung der Befunde jedoch einer breiten zusätzlichen Informationsvielfalt befleissigen und sich auch mit der Auskunft über Tatbestände aufhalten, die den Geografen und Geologen unter den Lesern selbstverständlich sein dürften, bleibt ihr Sachbuch – wie es für einen so spektakulär und grosszügig bebilderten Band wünschenswert ist - durchweg laientauglich. Dabei sind nicht nur die Gletscher selbst, sondern ebenso die Methoden der Glaziologie Objekte des Interesses. Das ist schön, aber warum ist es wichtig? Weil die Glaziologie viele der essentiellen Werkzeuge stellt, mit denen wir die bevorstehenden Klimaveränderungen einschätzen und uns auf sie vorbereiten können. Das Grundwissen zu diesen Methoden und den dadurch gewonnenen Erkenntnissen, wie sie uns dieses Buch bietet, ist ein wesentliches Fundament für jede ernsthafte Klimadiskussion.
Rezension: Sacha Rufer
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