Autor | Francis Hallé / Luc Jacquet |
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Verlag | Verlagshaus Jacoby & Stuart |
Umfang | 66 Seiten |
ISBN | 978-3-942787-29-1 |
Preis | Fr. 21.90 (UVP) |
Francis Hallé ist Botaniker und hat sein Leben damit verbracht, den Wald zu beobachten – im Grossen wie im Kleinen, in den Kronen und im Boden, im Werden und Vergehen. Eine grundlegende Auswahl des solcherart gewonnenen Wissens präsentiert er in dem Dokumentarfilm „Das Geheimnis der Bäume" von Luc Jacquet, der zurzeit in den Kinos läuft und gerade eben für einen César nominiert wurde. Dieses Buch ist als Begleitbuch zum Film konzipiert, was sich in seiner Fokussierung auf eine grandiose Bebilderung andeutet. Diese Bebilderung darf man als sein augenfälligstes Merkmal besonders hervorheben. Die Fotografien von Bäumen, Laubdächern, Blüten und Tieren sind faszinierend, lebensprall, schwelgerisch schön, die dazwischen eingeschobenen verdeutlichenden Skizzen von Francis Hallé sind ebenso informativ wie fröhlich. Doch das Buch kann ausserhalb dieses visuellen Kontextes auch ganz eigenständig bestehen. Es ist eindrücklich, wie viel an reichhaltigem und differenziertem Fachwissen zum Ökosystem (Regen-)Wald es in den doch recht kurzen Texten vermittelt, und – fast mehr noch – wie es ein berührendes Verständnis für die Vitalität dieses Lebensraums zu wecken versteht. Es ist dem Buch ein Anliegen, uns die verborgenen und in ihrer Bewegung kaum fassbaren Lebenszyklen des Waldes als ein Zusammenspiel lebendiger Wesen nahezubringen. Ein Wald, so sagt es uns, ist kein Steinbruch. Wer sich mit Kettensägen und schwerem Gerät an ihm zu schaffen macht, der tötet – und keineswegs „nur" Bäume. Diese Bewusstwerdung mahnt es nicht in Worten an. Sie ergibt sich aus der Herangehensweise, uns das Wachstum eines Regenwaldes in seinem immensen Zeitaufwand nachzuzeichnen, aus den einprägsamen Erläuterungen des feingewobenen Netzwerks seiner vielfältigen Bewohner und der Liebe, der Begeisterung und dem Staunen, die leise aus den Worten der Autoren klingen.
Kurz rätselten wir über das Zielpublikum des Buches. Der Verlag stellt es in seinem Kinderprogramm vor, und diese Positionierung lässt sich auch verteidigen. Die zurückhaltende Verspieltheit der Illustrationen und der Aufmachung spricht ebenso dafür wie das Format und die Selbstbeschränkung des Textes auf die grundlegenden Wissensinhalte. Andererseits spricht das Buch eine erwachsene Sprache, sowohl in der Wort- wie auch in der Themenwahl, und gibt sich keine vorrangige Mühe, sich dem Vorwissen eines kindlichen Publikums anzudienen. Unser Ratschluss - abseits von den ohnehin altersübergreifenden Qualitäten des Buches als Bildband - lautet: Es ist ein Jugendsachbuch, das als konzentrierte, aber dennoch reichhaltige Einführung in das Ökosystem Regenwald lange über dieses Alter hinaus vorhält und zu gefallen vermag.
Rezension: Sacha Rufer
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