Autor | Philip Hochuli |
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Verlag | AT Verlag |
Umfang | 168 Seiten |
ISBN | 978-3-03800-799-9 |
Preis | Fr. 26.90 (UVP) |
Vegan ist jetzt also trendy. Das bedeutet noch nicht, dass die vegane Ernährungsphilosophie nicht hier und da noch einen Grillfetischisten zu einem skeptischen Stirnrunzeln oder gar zur althergebrachten Unterstellung des Sektierertums provoziert. Aber es bedeutet zumindest, dass die klassische Kochkunst sich plötzlich mit einer quicklebendigen, idealistischen und kreativen Umdeutung konfrontiert sieht. Philip Hochuli hat sich in diesem Sinne hierzulande schon mit seinem ersten Kochbuch einen Namen gemacht. In seiner neuen Rezeptsammlung zeigt er uns nun nicht nur, dass Gemüse, Tofu und Hülsenfrüchte zu viel mehr als Beilagen taugen, sondern bietet auch gleich einer weiteren Mutmassung Paroli, die die vegane Küche seit ihren Windeljahren begleitet: Dass sie doch wahrscheinlich umständlich und aufwändig sein müsse. Es ist nun sicherlich so, dass Anhänger einer fleisch- und tierproduktlosen Kochkunst sich ein wenig mehr Gedanken zu ihrer Ernährung machen – ethische und praktische. Einer unkomplizierten und alltagstauglichen Küche, so beweist uns der junge Koch, steht das aber nicht im Wege. Zu dieser alltagstauglichen Küche führt uns sein Kochbuch auf direktem Weg. Keine langen Vorreden, keine moralischen Appelle, einfach nur 100 einsteigerfreundliche, leckere Rezepte für Snacks, Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts, denen man die kreative Courage der Jugend anmerkt – im besten Sinne, und ohne dass sich das Buch darüber hinaus mit plakativer ‚Jugendlichkeit' meint schmücken zu müssen. Über diese kulinarische Verspieltheit hinaus kann man das auf dem Umschlag positionierte Wörtchen ‚jung' nur belasten, indem man vermerkt, dass sich Philip Hochuli weit verbreiteten Geschmacksidealen verschrieben hat: An gewöhnungsbedürftigen Geschmacksexperimenten bzw. -plosionen und exklusiven Erweiterungen des Goût-Horizonts versucht er sich kaum, und Süssem bringt er, verglichen mit anderen veganen Kochbüchern, viel Aufmerksamkeit entgegen. Ob das bereits als Charakterisierungsmerkmal einer Jungen Küche taugt? Wir zweifeln und prophezeien, dass seine Rezepte einer breiten Bevölkerung ganz unbeschwert schmecken werden, weit über die Dreissig hinaus.
Philip Hochuli möchte seiner Leserschaft die etwas aufwändigeren Pilgerreisen in spezialisierte Bioläden und Reformhäuser weitestgehend ersparen. 95% seiner Zutaten, sagt er, sind im Supermarkt erhältlich, und weit daneben kann er mit dieser Berechnung nicht liegen. Wir, die wir auch den kleinen, engagierten Bioläden und all den anderen Vorreitern eines verantwortungsbewussten Konsums eine breite Kundschaft gönnen, sehen darin zwar mindestens so viel Verlust wie Gewinn. Doch da er natürlich niemandem verbietet, die Produkte abseits der Grossverteiler einzukaufen, kann es kein Anlass zu ernstlichem Tadel an seinem Buch sein. Dann haben wir uns noch kurz gefragt, woher wohl der Trend zur Tiefenunschärfe in der modernen Food-Fotografie rührt, die die Fotografin Alexandra Schubert in dem grosszügig bebilderten Buch so gekonnt meistert. Dies aber wirklich nur aus informativen Gründen, denn uns gefällt's. Es gibt nichts daran zu rütteln: Es ist ein attraktives, zweckmässiges, den veganen Anliegen ganz unverkrampft förderliches Kochbuch, das uns Philip Hochuli hier zur Hand gibt.
Rezension: Sacha Rufer
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