Autor | Armin Reller / Heike Holdinghausen |
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Verlag | Westend Verlag |
Umfang | 254 Seiten |
ISBN | 978-3-86489-054-3 |
Preis | Fr. 22.90 (UVP) |
Bereits mit Ihrer letzten Veröffentlichung, "Wir konsumieren uns zu Tode", hat sich das Autorenteam Armin Reller und Heike Holdinghausen ein begeistertes Lob unsererseits eingefahren. Jenes hatte einen etwas lärmigen Titel, hinter dem sich ein lehrreiches, sachlich ausgewogenes, angenehm und unaufgeregt zu lesendes Buch verbarg, das wir gern auch jenen LeserInnen empfahlen, die sich von Lärm sonst abschrecken lassen. Das neue Buch hat einen leisen, sanftmütigen Titel, hinter dem sich ein lehrreiches, sachlich ausgewogenes - Sie verstehen schon - Buch verbirgt, das wir gern auch jenen LeserInnen empfehlen, die sich beim Buchkauf nach Geräuschen orientieren. Dabei ist der Untertitel zur Einzäunung seines Inhalts hilfreicher: Während die Ölkonzerne und ihre Anverwandten gerade Entwarnung blasen und den Peak Oil dank brachialer Fördermethoden wie Ölsandplünderung und Fracking noch etwas in die Zukunft zu verschieben trachten, macht er uns darauf aufmerksam, dass Zivilisation und Wohlstand mit dem Verzicht auf diese - dadurch nicht weniger endliche - Ressource nicht zwangsläufig über Bord gehen müssen.
Zum Beleg dieser Behauptung präsentieren uns der Professor für Ressourcenstrategie und die Wirtschafts- und Umweltjournalistin ihr Buch mit elf kleinen Stoffgeschichten. Erdöl macht gleich den Anfang, wobei uns die Autoren darauf aufmerksam machen, dass dieser Rohstoff auch einige nützlichere Verwendungszwecke kennt, als in Motoren verbrannt oder als Umweltgift aus den Böden ins Meer geschwemmt zu werden. Um diese Anwendungen könnten auch zukünftige Generationen noch ganz froh sein. Von hier aus starten sie in ihre kritische Würdigung einiger Ressourcen, deren Potential und Verwendung wiederzuentdecken bzw. zu erkunden bzw. zu überdenken wäre. Raps, Lein, Algen, Eisen und das Ressourcengemenge 'Abfall' sind darunter.
Jedes der elf dieser Materialien wird uns in seiner Geschichte und Herkunft, in Produktion, Anwendung und Eigenschaften kurz, aber detailliert vorgestellt, bevor an jedem Beispiel eine aktuelle Streitfrage kundig aufgerollt und diskutiert wird. Energiewende, Strategien bezüglich des Klimawandels, Biodiversität, Biotechnologie und Obsoleszenz sind nur einige der erweiterten Themen, zu denen uns die Autoren dank ihrer Kenntnisse und differenzierten Sachlichkeit über Risiken und sich neu eröffnende Chancen orientieren können. Immer vorausgesetzt, wir sehen auch hier die Notwendigkeit eines mass- und planvollen Umgangs mit den biologischen und geologischen Schätzen unseres Planeten ein.
Wieder gelingt es Heike Holdinghausen und Armin Reller mustergültig, komplexe und weitläufige Sachverhalte in eine überschaubare, unterhaltsame Form zu bringen. Sogar wenn sie das verfemte Kohlendioxid zum Zwecke einer Selbstverteidigung für sich selbst sprechen zu lassen - ein Wagnis, das leicht bemüht wirken könnte - gerät ihnen das zu einem amüsanten und anregenden Kapitel. Derweil sie unsere fundamentalen Bedenken bezüglich der Bio- und Gentechnologie nicht ganz zu relativieren vermochten und wir dem Nachhaltigkeitsverständnis eines Ralf Fücks weiterhin zwiespältiger gegenüberstehen als die Autoren: Ihr Plädoyer, hier nicht jedes unverhofft auftauchende Kind gleich mit dem Bade auszuschütten, nehmen wir uns gern zu Herzen. Ihre Kompetenz und kritische Klugheit schätzen wir im Folgenden so sehr, dass wir ihnen im abschliessenden Kapitel zum Abfall gern auch die noch die Cradle-to-cradle-Technologie ausgesetzt gesehen hätten. Ihr Buch weist einen hoffnungsvollen, da gangbaren Weg zu einer nachhaltigen Ressourcenstrategie, ohne dafür Scheuklappen bezüglich auszuhaltender Widersprüche anzulegen. Es ist zudem eine wichtige und wirksame Verteidigung gegen jene Stimmen, die Wandel unabdingbar mit Verlust gleichsetzen.
Rezension: Sacha Rufer
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