Autor | Lukas Straumann |
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Verlag | Salis Verlag |
Umfang | 380 Seiten |
ISBN | 978-3-906195-05-6 |
Preis | Fr. 34.80 (UVP) |
Sarawak ist ein malaysischer Bundesstaat im Nordwesen von Borneo, etwa dreimal so gross wie die Schweiz. Hier leben unter anderem die Penan, eine traditionell nomadische, im Regenwald lebende, indigene Volksgruppe. Bei diesen Penan lebte sechs Jahre lang ein gewisser Bruno Manser, der sich in der Folge unbeirrt und publikumswirksam für den Schutz der Regenwälder und ihrer Bewohner stark machte. Im Jahr 2000 verschwindet Bruno Manser spurlos im Regenwald. In Sarawak lebt und wirkt auch Taib Mahmud während 33 Jahren (bis zum Frühjahr 2014) als Gouverneur mit Fürstengehabe und scheffelt in dieser Zeit ein haarsträubendes Vermögen. Sein Kerngeschäft: Die Zerstörung des Regenwalds. Zusammenhänge nicht ausgeschlossen... Diesem Taib Mahmud und seinem Geld folgt nun Lukas Straumann, Historiker und Geschäftsleiter des Bruno Manser Fonds, in ein Dickicht von Korruption, Vetternwirtschaft, internationaler Hochfinanzkumpelei, Arroganz und Ignoranz. Im Zuge seiner umfangreichen investigativen Reportage nimmt er uns – erzähltechnisch vielleicht etwas unglücklich – erst einmal mit zu einem der Paranoia zugeneigten Whistleblower der Mahmud-Geschäftspraktiken, und dann, in willkommener Ergänzung, zu einem Häuptling der Penan. Das Hauptanliegen seines Buches ist indessen die Auftrennung des dichten Gewebes von wirtschaftlichen, historischen und politischen Beziehungen, die die Umweltkatastrophe zu einem so guten Geschäft machen, und die Durchleuchtung der hierbei angewandten Methoden der Unterdrückung, Manipulation und unbeschwerten Heuchelei. Seinem aufklärerischen Werk widmet sich Lukas Straumann mit Fleiss, Beharrlichkeit und unterschwelligem Zorn. Dennoch verliert er weder die angemessene Differenzierung seiner Erkenntnisse und Standpunkte, noch die Konzentrationsfähigkeit seiner Leserschaft aus den Augen. Sein Buch erzählt uns eine Zeitgeschichte, wie wir sie nur selten so deutlich mitkriegen. Jene Zeitgeschichte, die unsere Zukunft prägen wird, und die sich auf Satellitenbildern als ein rasanter und bestürzender Rückgang des Blätterdachs von, beispielsweise, Sarawak zeigt.
Unangefochtener Hauptprotagonist des Buches ist Taib Mahmud. Lukas Straumann – soviel wird bereits auf der dritten Seite überdeutlich – mag ihn nicht. Diese Fokussierung auf einen ‚bad guy' – so nachvollziehbar und möglicherweise auch angemessen sie sein mag – ist ein schwächeres Element des Buches. Sie bietet zwar dem Autor einen ergiebigen Ausgangspunkt, den er dann auch für entlarvende Ausflüge zu weiteren Protagonisten und den erweiterten Zusammenhängen zu nutzen versteht – inklusive einer bemerkenswerten Rückschau in die Geschichte der Gegend, die für einmal eine etwas andere Geschichte der Kolonisierung erzählt. Doch seiner Leserschaft bietet sie zu viel Komfort. Zu leicht fällt die Identifizierung des Sündenbocks, der zur Triebabfuhr und Bereinigung des eigenen Gewissens über die hypothetische Klippe getrieben werden darf. Und schade ist's dann um Trieb und Gewissen. Kann aber auch sein, dass eine Erkenntnis dämmert: Wir alle haben die Petitionen unterschrieben, die E-Mails gesandt, den richtigen Webbrowser geladen. Vielleicht sogar Geld für den Erhalt des Regenwalds gespendet? Geschafft ist's noch nicht. Es ist gut, wichtig und nützlich, jetzt ein ganzes Stück genauer zu wissen, weshalb.
Rezension: Sacha Rufer
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