Autor | Ross Jackson |
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Verlag | S. Hirzel Verlag |
Umfang | 359 Seiten |
ISBN | 978-3-7776-2342-9 |
Preis | Fr. 28.50 (UVP) |
Ross Jackson kommt aus der Wirtschaft. Nicht aus der Wirtschaft der Sparkonten, der KMUs und der Kaufquittungen, aus der die meisten von uns kommen, sondern aus jener, die sich beispielsweise die Occupy-Bewegung als Feindbild erkoren hat. Die internationale, 'neoliberale' Wirtschaft bleibt dann auch der Hauptschwer- und -angriffspunkt seines Buches. In diesem Zusammenhang verficht er schlagkräftige Argumente, weshalb die systemischen Probleme unseres Wirtschaftssystems nicht durch ein Herumdoktern innerhalb desselben Systems gelöst werden können. Dem entsprechend vertritt er die Meinung, dieses System sei, allen eifrigen Entwarnungen zum Trotz, in unaufhaltsamem Kollaps begriffen. Dies behauptet er mit Blick auf die vielen anderen Ursachen, die das geltende Wirtschaftssystem ins Trudeln bringen: Die ökologischen, die sozialen, die demografischen, die Ressourcenknappheit und die Aushöhlung demokratischer Strukturen. Zu all diesen Einzelthemen hat er uns einerseits ein reichhaltiges Angebot von Fakten und Statistiken, darüber hinaus auch scharfsinnige Betrachtungen zur Dynamik ihres Zusammenspiels und die jeweiligen Einschätzungen einer internationalen Expertenriege zu bieten. Dabei bleibt er dann nicht stehen. Sein Ehrgeiz ist es, für dieses ganze komplexe Bündel von Krisenherden aussichtsreiche Lösungen zu entwerfen. Das tut er ebenso detailliert und konsequent, wie er uns zuvor in die Problemstellungen einführte.
Er backt also keine kleinen Brötchen. Nichts weniger als eine neue Weltordnung ist das, was er uns vorstellt. Grössenwahn lässt grüssen? Vielleicht. Dass er diese Weltordnung dann, nach der Gaia-Theorie von James Lovelock, die 'Gaia-Weltordnung' nennt und überhaupt vor jede Institution, jede Behörde und jedes Gremium, das er hierfür entwirft, diese Bezeichnung der Urmutter Erde setzt, wird ihr auch nicht unbedingt helfen. Ebenfalls haben wir Zweifel an der Umsetzbarkeit eines Lösungsentwurfs, der nicht nur für bestehende Strukturen eine neue Zielrichtung und Organisation, sondern von Grund auf neue wirtschaftliche und politische Strukturen projektiert. Doch abseits dessen, dass hier für einmal 'radikal' drin ist, wo 'radikal' draufsteht, lässt sich eines nicht wegwischen: Dass Ross Jackson ungemein kluge, durchdachte und zielbewusste Vorschläge macht. Diese lassen sich auch ausserhalb der Vernetzung, in die er sie setzt, als Leitplanken einsehen und nutzen. Mag sein, dass er uns diesbezüglich widersprechen würde – immerhin hat er viel Mühe darauf verwendet, diese Zusammenhänge und Verkettungen zu berücksichtigen und nutzbar zu machen. Doch genau dadurch fördert sein Buch auch das Verständnis für solche Zusammenhänge in herausragendem Mass. Werden wir dem wegweisenden Werk zukünftig in anderen Büchern, in politischen Vorstössen, in Bewegungen und ihren Parolen, in Unternehmensphilosophien wiederbegegnen? Wir wissen es nicht. Wir wünschen es uns.
Rezension: Sacha Rufer
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