Autor | Fred Kurt |
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Verlag | Haupt Verlag |
Umfang | 285 Seiten |
ISBN | 978-3-258-07809-0 |
Preis | Fr. 49.-- (UVP) |
In statistischen Erhebungen zu Lieblingstieren rangiert der Elefant regelmässig in den Top Ten, überflügelt zwar von Hund, Katze, Delfin und oft auch vom Pinguin, aber immerhin. Diese ausserordentliche Beliebtheit beschert dem bedrohten Dickhäuter einerseits immer wieder ambitionierte Schutzprojekte. Andererseits ist sie nicht völlig unschuldig daran, dass solche Schutzprojekte überhaupt nötig wurden. Doch greifen wir nicht vor: Erst einmal zeichnet sich das Buch des renommierten Biologen Fred Kurt durch seine intime und profunde Kenntnis und Vermittlung der Physiologie, der Verhaltensweisen und des Sozialgefüges der Elefanten aus. Insbesondere des Asiatischen Elefanten, dem der Autor ein langes Forscherleben - zu weiten Teilen in Sri Lanka - gewidmet hat. Dieses Forscherleben ist ebenso Gegenstand des Buches wie die Elefanten selbst, und seine Nachzeichnung verleiht dem umfangreichen Werk seine willkommene persönliche Note. Die Anekdoten und Erzählungen aus dem Leben des Autors illustrieren plastisch seine Forschungen und Erkenntnisse, spiegeln Land und Leute im Umfeld seines Forschungsgegenstands und transportieren die Faszination und die zärtliche Hinwendung, die ihn mit den empfindsamen, intelligenten Grosssäugern verbinden. Sie sind es auch, die die vereinzelt in das Werk eingeschlossenen akademischen Detaildiskussionen, beispielsweise über Stressbewältigungsstrategien oder die Anzahl der Unterarten des Asiatischen Elefanten, jedem Laien vollauf zugänglich, nachvollziehbar und kurzweilig gestalten. In Verbindung mit der ebenso attraktiven wie belangreichen Bebilderung haben wir damit einen Band, der sich jedem denkbaren Publikum öffnet, ohne darüber seinen wissenschaftlichen Anspruch beschneiden zu müssen.
Das ist insbesondere bezüglich seiner erweiterten Thematik sinnvoll. Denn wie uns der Titel bereits anzeigt, geht es Fred Kurt nicht um den Asiatischen Elefanten allein, sondern stets auch um seine Beziehungen zum Menschen und umgekehrt. Der Asiatische Elefant ist ein Mitglied jener exklusiven und recht kurzen Liste von Tieren, die vom Menschen - wenigstens halbwegs - domestiziert wurden und seit Jahrhunderten als Nutztier an seiner Seite leben. Diese Beziehung erforscht der Autor in ihren historischen Komponenten genauso ausführlich wie bezüglich ihrer zeitgenössischen Verwerfungen. Durchaus kritisch, aber auch mit Einfühlung in die Anliegen der Menschen, die die Tiere für ihre Zwecke nutzen, diskutiert er die Anforderungen einer artgerechten Haltung der Elefanten in den traditionellen asiatischen Herkunftsgebieten, in Zoos und Zirkussen auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands ihrer physischen und emotionalen Bedürfnisse. Dass er ein 'Nutzungsrecht' des Menschen am Elefanten sowie den pädagogischen bzw. biologischen Wert von Zoologischen Gärten nicht kategorisch verneint, stellt ihn zwar abseits der Tierrechtsbemühungen beispielsweise einer Hilal Sezgin (Artgerecht ist nur die Freiheit) oder der PETA-Aktivisten, doch es verführt ihn noch längst nicht zu einer kulanten Haltung gegenüber Tierquälerei und Ausbeutung. Er formuliert stattdessen klar die anspruchsvollen Voraussetzungen, an denen sich eine tatsächlich artgerechte Haltung von Elefanten messen lassen muss, wenn sie ihr Versprechen eines Schutzes und Erhalts der Tierart ernsthaft erfüllen will. Auch hierdurch beweist sich sein Buch - neben seiner zoologischen Kompetenz und seiner sensiblen Einfühlungsgabe - als ein zeitgemässes Musterbeispiel eines engagierten Tierbuchs.
Rezension: Sacha Rufer
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