Autor | Thomas Drexel |
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Verlag | Deutsche Verlags-Anstalt DVA |
Umfang | 151 Seiten |
ISBN | 978-3-421-03906-4 |
Preis | Fr. 66.90 (UVP) |
Vorangestellt sei: Auf dieses Buch liessen wir uns ein, ohne uns eines ökologischen Gehalts vorgängig gewiss zu sein. Immerhin verspricht uns der Titel diesbezüglich nichts. Es war also die Neugier, die uns trieb: Ist die Botschaft vom ökologischen Bauen auch hier schon angekommen? Gerade der Ausbau von Agrarbauten bietet ja zusammen mit seinen mannigfaltigen Herausforderungen auch mannigfaltige Chancen. Wir wurden dann positiv überrascht. Zwar sind wie vermutet Bauökologie und Energieeffizienz nicht die vordringlichsten Aspekte, auf die der Autor sein Augenmerk richtet, wenn er uns dreissig ausgewählte Projekte von Sanierungen von historischen, nicht selten denkmalgeschützten Bauernhäuser, Scheunen und Stallungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vorstellt. Mehr liegt ihm in seinen Schilderungen der respektvolle Umgang mit dem geschichtlichen Erbe am Herzen, und dies behält er dann im Blick, wenn er uns von den bauphysikalischen Besonderheiten bis zum Innenraumausbau und der Anlage eines bauernhausgerechten Gartens berichtet und dabei seine Fachkunde mit einem leisen Widerhall seiner Begeisterungsfähigkeit hinterlegt. Da wird dann freilich das historische Bewusstsein gerne mal von agrarromantischen Vorstellungen überflügelt. Die Richtigstellung dieser nostalgischen Visionen, die sich indessen in so vielen Publikationen und Fernsehsendungen manifestieren, müssen wir jedoch natürlich nicht ausgerechnet diesem Buch aufbürden. Stattdessen darf man mit Wohlgefallen vermerken, was sich aus dem genannten Respekt und der daraus folgenden Sorgfalt ergibt: Dass bei all diesen Projekten die Frage nach den Baumaterialien eine zentrale Stellung einnimmt – und dann eine auch ökologisch begrüssenswerte Antwort findet. So wird neben dem Holz fast durchgängig auf Kalk- oder Lehmputze, auf Flachs, Hanf und andere Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen und, wo immer angezeigt, auf Natursteinböden gesetzt. Dieses Gedankengut setzt sich fort in die Inneneinrichtung, wo dann mit Vorliebe die alten Möbel und Einrichtungen ausgebessert und weitergenutzt werden. So schwingt, zumindest bei diesen ambitionierten Renovationen, das ökologische Bewusstsein schon ganz selbstverständlich mit.
Klar: Kalkputz ist nicht gleich Kalkputz, Naturstein nicht gleich Naturstein. Jeder ökologiebewusst Bauende weiss das, und macht sich zusätzlich Gedanken um graue Energie, Lebensdauer, Produktionsprozesse... Wir fragen uns zudem ganz grundsätzlich, ob die Umwandlung von landwirtschaftlichem Baubestand in Einfamilienhäuser im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung sein kann. Doch diese Diskussion oder gar eine Ratgeberfunktion ist nicht Zweck des Buches. Es will den Lesern, die sich vielleicht mit dem Gedanken einer Umnutzung bestehenden statt einer Erstellung neuen Baubestands tragen, Mut machen, Ideen und Inspiration liefern, auf vorbildliche Bemühungen aufmerksam machen und am Rande auch immer seine Botschaft von Demut gegenüber alten, erprobten architektonischen und bautechnischen Ratschlüssen verbreiten. All dies tut es in angenehm zurückhaltender Art, höchst wirkungsvoll unterstützt von den eingestreuten Sachinformationen und einer Wohnträume bereichernden Bebilderung. Das Buch legt sein ureigenes Anliegen in attraktiver und sachkundiger Umsetzung dar und untermauert dabei noch die Beweislage dafür, dass ökologisch inspirierte architektonische und bautechnische Bemühungen sich nicht mehr in den Vordergrund drängen müssen, um gebührende Beachtung zu finden.
Rezension: Sacha Rufer
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