Buch «Brennnesseljauche & Co.»

Buch «Brennnesseljauche & Co.»

Pflanzen retten Planzen

Mit ihrem Buch wollen die drei französischen Autoren uns eine naturnahe Hausapotheke des Pflanzenschutzes samt ausführlicher Gebrauchsanweisung zur Hand geben. Das Ergebnis dieses Unterfangens darf man als vollumfänglich gelungen betrachten.

 

Autor  Bernard Bertrand / Jean-Paul Collaert / Eric Petiot
Verlag  Leopold Stocker Verlag
Umfang  112 Seiten
ISBN  978-3-7020-1451-3
Preis  Fr. 24.50 (UVP)

 

Wobei vorweg eingestanden sei: Wer einfach nur seine eigene Brennnesseljauche anrühren will, benötigt dieses Buch wohl nicht. Das Angebot des Internets an diesbezüglich vertrauenswürdigen Rezepten ist reichhaltig. Wer jedoch ein ganz spezifisches Problem mit schwächelndem Gemüse, Schädlingen oder Krankheitsbefall im eigenen Garten tauglich angehen und sich umfassend in dem breiten Angebot an Pflanzenextrakten, ihrer Herstellung und ihrer Besonderheiten orientieren möchte, der/dem sei dieses Buch genauso ans Herz gelegt wie all jenen, die nach dienlichen Informationen zum zielgerechten Einsatz ihrer Brennnessel-, Beinwell- oder Ampferjauchen hungern. Die drei Autoren – ein Landwirt, ein urbaner Hobbygärtner und ein Landschaftsgärtner – haben sich allesamt seit vielen Jahren und mit viel Engagement dem biologischen Pflanzenbau verschrieben. Das Fachwissen und die breite praktische Erfahrung, die sich auf den knapp über hundert Seiten ihres Buches konzentrieren, sind entsprechend umfangreich und vielseitig.

Ihre gereifte Kenntnis ökologischer Zusammenhänge, die sich bereits in der Einführung vermittelt, führt uns sachgerecht von der Herstellung der Extrakte zu einer Übersicht der verwendeten Pflanzen und den gewissenhaften Anweisungen zu ihrer zweckmässigen, schonenden Ausbringung zu den Zwecken der Düngung, Nährstoffharmonisierung und Pflanzenpflege. Sie geben uns detailliert Auskunft zu Fermentationsprozessen, zur Reduktion der dabei anfallenden Geruchsbelastung (wobei die diesbezüglichen Anregungen über die geläufigen Empfehlungen bezüglich der Einstreuung von Gesteinsmehl hinausgehen) und zum zielbewussten Einsatz der Pflanzenextrakte in den verschiedenen Nutz- und Ziergärten. Übersichtliche Listen führen uns auf kürzestem Weg vom Problem zur Lösung, und die vereinzelt dazwischen gestreuten GärtnerInnenporträts beleben die eigene Inspiration und ergänzen die Sammlung von nützlichen Tipps und Tricks. Die Autoren greifen hierbei zu einem nüchternen Tonfall, der uns keine Wunder verspricht, wo keine zu erwarten sind, aber den gärtnerischen und ökologischen Nutzen ihrer Vorgehensweisen wirksam darlegt. Von dieser sachlichen Gefasstheit geprägt ist dann auch ihre abschliessende Ermutigung zu eigenen Experimenten, der sie eine saubere Anleitung zu nachprüfbaren Versuchsreihen und Ergebniskontrollen beigesellen.

Im Vergleich zur von uns überschaubaren Konkurrenz kann sich dieses Buch zuvorderst durch seine reflektierte Sorgfalt und die umfassende Bearbeitung des Themenkomplexes auszeichnen. Trotz seiner durchdachten Praxisbezogenheit versäumt es nie, diese mit ökologischem Grundlagenwissen zielstrebig zu unterfüttern. Es wird damit dem Einsteiger in die Pflanzenextraktherstellung genauso dienlich sein, wie es dem erfahrenen Biogärtner hilfreiche Ergänzungen des eigenen Wissens bereithält. Höchstens die gelegentlich eingeflossenen Ausführungen zur umstrittenen, rechtlichen Zulassung von Pflanzenextrakten in Frankreich könnten beim deutschsprachigen Einsteiger für eine kurze Verunsicherung sorgen. Diese werden dann aber durch die Übersetzung sogleich für den jeweils eigenen Rechtsraum berichtigt.

Eine inhaltliche Kritik drängt sich demnach nicht auf. Die einzige Irritation ergab sich, als wir das Buch erstmals aufschlugen. Da stieg uns ein Eigengeruch in die Nase, der uns zum Verdacht führte, hier habe sich der Verlag an einem themenbezogenen olfaktorischen Gimmick versucht. Die Nachprüfung an einem zweiten Exemplar entkräftete diesen Verdacht nicht. Sollte dem so sein, so möchten wir dem Verlag nahelegen, davon wieder Abstand zu nehmen. In jedem Fall können wir eine Entwarnung gleich anfügen: Der Geruch verzieht sich – wie wir indessen feststellen durften – innert kurzer Frist. Zusammenfassend wollen wir behaupten, dass, auch wenn der deutsche Markt an Gartenbüchern auf Übersetzungen im Allgemeinen nicht angewiesen ist, zumindest diese hier eine unbedingte und erfreuliche Bereicherung darstellt.

Rezension: Sacha Rufer

 

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