Buch «Rückkehr der Wölfe»

Buch «Rückkehr der Wölfe»

Wie ein Heimkehrer unser Leben verändert

Der ‚grosse böse Wolf' hat als Schreckensbild ausgedient, so scheint's. Jetzt ist der Wolf ein Zeugnis intakter Natur, ein Artenschutzerfolg, ein spiritueller Führer. Aber ist das nun wiederum die ganze Wahrheit? Eckhard Fuhr gelingt mit seinem Buch eine faire und (er)kenntnisreiche Positionierung des Heimkehrers zwischen den Polen von Verharmlosung und Verfemung.

Autor Eckhard Fuhr 
Verlag Riemann Verlag
Umfang 220 Seiten
ISBN 978-3-570-50171-9
Preis Fr. 28.90 (UVP)

 

Eckhard Fuhr ist Journalist, Hundeliebhaber und Jäger. Als 'Wolfsromantiker', so sagt er, sieht er sich selbst nicht. Doch schon früh in seinem Buch erfolgt sein Bekenntnis, dass er die Rückkehr des Wolfes begrüsst. Europa wäre ärmer ohne den Wolf, spricht er, und sticht dann gleich hinein in eine kleine europäische Kulturgeschichte des Wolfs und der Wolfsfurcht. Diese kritisch recherchierten und aufschlussreichen Abstecher in die Historie der prekären Beziehung von Mensch und Wolf bleiben als steter Ankerpunkt durch das ganze Buch präsent. In seiner Hauptthematik arbeitet es aber vorrangig die aktuellen Fragen um die Rückkehr der Wölfe in unsere mitteleuropäischen Gefilde auf. Wie ist das nun mit dem Wolf und den Schafen, dem Wolf und den Hunden (in Abstammungsgeschichte und Bedrohungslage), dem Wolf und den Rehen, den Wildschweinen und den Jägern, oder auch dem Wolf und den ‚Wolfsfrauen'?

Der Autor informiert uns über die gesetzlichen Richtlinien und praktischen Methoden des Wolfsschutzes und Wolfsmanagements und analysiert kundig die Konfliktfelder. Er stellt dabei einleuchtend klar, dass ein möglichst gedeihliches Nebeneinander von Mensch und Wolf (und überhaupt den grossen Raubtieren) sich nicht nur auf grosszügige Duldung und spezifische Schutzmassnahmen zu Gunsten der einzelnen Art stützen können, um auf Dauer Erfolg zu versprechen. Es bedarf Überlegungen, Informationen und Entscheidungen, die die gesamte vom Wolf berührte Ökosphäre - und damit auch die Kulturlandschaften - einschliessen. Was da erst wie eine ökologische Binsenweisheit erscheint, macht er an handfesten Beispielen greifbar. Herdenschutz, beispielsweise, gut und recht: Aber wie? Herdenschutzhunde? Zäune? Entschädigungszahlungen?

Mit derselben Entschlossenheit, sich nicht von vagen Stichworten und Beschwichtigungen beruhigen zu lassen, fragt Eckhard Fuhr nach der Gefährlichkeit des Wolfes für den Menschen, und mag dann nicht schon im nächsten Atemzug Entwarnung blasen. Er kann aber die 'Bedrohung Wolf' in hilfreiche Relation setzen, und aufbauend auf einer soliden Portion Realismus sucht er lieber nach Lösungen und sogar Chancen anstatt nach Problemen. Ein Ansinnen übrigens, in dessen Zusammenhang er ausgerechnet seinen Peers, der Waidmannsgemeinschaft, ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Diese liefen Gefahr, in ihrer Einigelung und der Besitzstandswahrung alter Pfründe und Mentalitäten die Zukunft zu verpassen.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass wir mit dem Autor nicht nur dieses kritikfähige und journalistisch redliche Buch, sondern auch einen Artikel in seinem Stammblatt in Verbindung bringen, in dem er überzogenen Vergleichen und Sorgen zur Tierethik und zur fleischlosen Ernährung Stimme gab. Dieser Artikel schwang während der Lektüre als Vorbehalt in unserem Hinterkopf; ein leises Unwohl, das ständig fragte, ob des Autors Naturschutzphilosophie nicht zu kurz greife, um den Anliegen der Biodiversität und der Festigung eines breiteren ökologischen Bewusstseins im (von uns) gewünschten Sinne dienlich zu sein. Wie sieht er nun den Wolf? Als schmucke Kulisse oder als integralen Bestandteil einer zukunftsfähigen Ökologie? Und den Menschen: Als Mitglied oder als Vorstand seiner biologischen Umwelt? Wir sind uns, ganz ehrlich, nicht abschliessend sicher. Doch wir möchten unseren LeserInnen gern empfehlen, darüber selbst zu befinden. Das Buch bleibt in jedem Fall ein wertvoller, da mässigender und sinnvoll lösungsorientierter Beitrag zur Wolfsdebatte und dem diesbezüglich anzustrebenden praktischen Artenschutz.

Rezension: Sacha Rufer

 

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