Buch «Das Ende der Ozeane»

Buch «Das Ende der Ozeane»

Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden

Das Bild hat sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt: Die Erde, eine kleine blaue Perle des Lebens, schwebend in stillen, unendlichen Weiten... Blau wird sie wohl in jedem Fall noch eine Weile bleiben, diese Erde, doch das Leben, das sich in den Tiefen ihres Blaus entfaltet, ist in akuter Gefahr. Wie und weshalb, das vermittelt uns Mojib Latif sachkundig und eindringlich in seinem neuen Buch.

 

Autor Mojib Latif 
Verlag  Herder Verlag
Umfang  319 Seiten
ISBN  978-3-451-31237-3
Preis  Fr. 32.90 (UVP)

 

Mojib Latif ist einer der prominentesten deutschsprachigen Warner vor dem Klimawandel. Das ist eine undankbare Position, angreifbar von allen Seiten: Auch von jener, die sich die Faktenvermittlung zum Klimawandel nüchterner wünscht, als eben beispielsweise Mojib Latif sie betreibt. Der Rezensent gehört zu genau jener Seite. Auch in diesem neuen Buch erkennt er wieder des Autors Taktik von repetitiven Moralappellen und Nachhaltigkeitsphrasen, die dann auf Dauer mehr schulmeisterlich als mobilisierend wirkt - zumindest auf ihn. Das vermag dann aber nicht zu verdecken, dass diese Taktik die Lektüre nie zu unterbrechen drohte.

Das mag daran liegen, dass sich Mojib Latif in diesem Buch in heimischen Gewässern bewegt. Immerhin gesellte er sich aus der Ozeanforschung zur Klimadiskussion, und so ist durchweg gewinnbringend zu lesen, was er uns aus seinem Fundus an Sachkenntnissen zur Ökologie, Mechanik und der kurzsichtigen Gefährdung der Weltmeere zu sagen hat.

Es mag auch daran liegen, wie er uns das sagt. Abseits der oben geschmähten Stellen - und das umfasst dann doch den weitesten Umfang des Buches - bestätigt er sich einmal mehr als ein gewiefter Wissensvermittler. Ob es nun um ökologische Wechselbeziehungen, die klimatischen Einflüsse der Meeresströmungen, um die grösstenteils bereits reale Überfischung, um die Verschmutzung durch Plastikmüll oder um die drohende Versauerung der Ozeane geht: Er verpackt komplexe Zusammenhänge und kühle Fakten in einen unwiderstehlichen Erzählstrom, der das transportierte Wissen ganz selbstverständlich in den zuständigen Hirnregionen verankert. Seine eindringliche Warnung, mit den Meeren nicht weiterhin auf die verantwortungslose Art umzuspringen, wie es uns angesichts ihrer vermeintlich überlegenen Grösse instinktiv angelegt zu sein scheint, kommt dadurch ebenso an wie seine wiederholte Aufforderung, auch in diesem Zusammenhang mit der Klimapolitik endlich ernst zu machen. Die Beweisführung, dass dies zu unserem unmittelbaren Nutzen wäre, gelingt dem Buch so leicht wie allgemeinverständlich.

Des Weiteren bringt Mojib Latif vehemente Bedenken betreffend all jener Gedankenspiele zu Gehör, die mittels 'Geo-Engineering'-Methoden, wie der Einbringung von Eisenpartikeln ins ozeanische Ökosystem, direkt auf das Klimasystem Einfluss nehmen möchten. Dem ist vielleicht geschuldet, dass dann ausser den Appellen zu Mässigung und Bewusstseinswandel seine Lösungsansätze keinen bunteren Eindruck hinterlassen. Gleichwohl sind es wichtige und achtbare Bedenken, denen wir uns noch solange anschliessen, bis die wissenschaftlichen Kenntnisse zu den komplexen Wechselspielen der klimatischen und ökologischen Systeme in gewaltigem Masse angewachsen sind - also absehbar noch eine ganze Weile. Den Ozeanen, so vermittelt uns das beachtenswerte und lohnende Buch eindrücklich, bleibt diese Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Zu fatalistischem Pessimismus, so Mojib Latif, ist die Zeit trotzdem noch nicht gekommen, und er bestärkt und vermittelt stattdessen glaubhaft seine engagierte Zuversicht.

Rezension: Sacha Rufer

 

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