Autor | Maja Nielsen |
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Verlag | Gerstenberg Verlag |
Umfang | 62 Seiten |
ISBN | 978-3-8369-4882-1 |
Preis | Fr. 18.60 (UVP) |
Der Reihentitel, 'Abenteuer!', verspricht einen Schwerpunkt, der dann auch eingehalten wird. Die von der Autorin Maja Nielsen sinnvoll kurzgefassten Biografien der zwei Wissenschaftlerinnen sind dramatisch, wendungsreich und spannend. Es gelingt ihr ausserdem, die emotionalen Komponenten der Lebensgeschichten glaubwürdig und quellennah einzufangen: Einsamkeit, Freude, Hoffnung, Ernüchterung und Enttäuschung, Zorn und Schmerz vermitteln sich unmittelbar, während Maja Nielsen den Kämpfen, Niederlagen und Erfolgen der beiden so ähnlichen, so unterschiedlichen Frauen folgt. Bei all der prallen Schilderung kommen dann auch die Forschungssubjekte der Protagonistinnen, die Schimpansen (Jane Goodall) und Berggorillas (Dian Fossey), zu ihrem Recht. Einerseits natürlich bezüglich der revolutionären Erkenntnisgewinne der Forscherinnen selbst, andererseits in Form von Informationskästchen, die noch zusätzliches aufschlussreiches Wissen zum Verhalten, der Kommunikation oder den jeweiligen besonderen Fähigkeiten und Lebensgewohnheiten der Primaten bereithalten.
Doch das ist es noch gar nicht, was uns an dem Buch zuvorderst beeindruckte. Das ist dann vielmehr die Ehrlichkeit, mit der sie ihre Heldinnen charakterisiert, und den grosszügigen Platz, den sie deren Anliegen einräumt. Namentlich von Dian Fossey ist ja bekannt, dass sie nicht zu den einfachsten Zeitgenossinnen zählte: Weder gegenüber den Wilderern und den Hirten, die in den Lebensraum 'ihrer' Gorillas eindrangen, noch gegenüber den Studenten, die sie doch eigentlich bei deren Erforschung und Schutz zu unterstützen gedachten. Diese verbitterten und cholerischen Charakterzüge der zunehmend misanthropen Feldforscherin kann sie plastisch herausstellen, ohne darüber ihre bleibenden wissenschaftlichen Verdienste und den fortgesetzten Wert ihres Engagements zu schmälern.
Einziger verbliebener Wunsch unsererseits: Dass die Autorin die wissenschaftsmethodische Kritik an der Arbeitsweise der Porträtierten nicht als so haltlos und missgünstig darstellte, wie sie es tut, und stattdessen doch auch das Motiv dieser Kritik erklären würde. Gerade an diesem Beispiel, so scheint uns, liesse sich auch für eine Leserschaft ab acht Jahren mit einigem pädagogischen Mehrwert aufzeigen, dass die zwingende wissenschaftliche Kritikfähigkeit keineswegs auch einen Mangel an Respekt oder Hochachtung beinhalten muss...
Genausowenig übrigens, wie diese Kritik des Rezensenten am Buch die Freude in Abrede stellen will, die er empfindet, wenn sich eine schmale, lebendige Biografie zweier herausragender Forscherinnen zugleich als ein eindringliches und überzeugendes Plädoyer für den Schutz von Schimpansen, Gorillas und überhaupt der bedrängten Tierwelt herausstellt.
Rezension: Sacha Rufer
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