Autor | Britta Teckentrup |
---|---|
Verlag | Verlagshaus Jacoby & Stuart |
Umfang | 160 Seiten |
ISBN | 978-3-942787-52-9 |
Preis | Fr. 35.50 (UVP) |
Bücher zum Wetter sind im Segment der Kinder- und Jugendsachbücher wahrlich keine Seltenheit. Auch nicht die Guten. Um hier also ein herausragendes, noch nicht gesehenes Werk zu schaffen, muss man sich etwas einfallen lassen. Das hat Britta Teckentrup getan. Das fulminante Ergebnis ist ein Buch, dem wir hier gleich mal ein paar Kinderbuchpreise voraussagen.
Auf den ersten Blick mag diese Einschätzung noch gar nicht zwingend erscheinen. Es begegnet uns bei diesem frühen Augenschein ein vergleichsweise dickes Buch mit grossflächigen Illustrationen und wenig Text... so wenig Text, dass wir unvermittelt wähnen, die Autorin habe hier zu Gunsten der Bebilderung die komplexen meteorologisch-physikalischen Inhalte der Wetterkunde gewiss arg beschnitten. Das hat sie nicht. Sie hat sie nur konsequent in kurze, präzise Sätze gegossen und in nutzbringende Beziehung zu den Bildern gesetzt – so konsequent wiederum, dass sie in diesen kurzen Texten auch gleich noch Raum findet, die wissenschaftlichen Hintergründe mit wetterbedingten Alltagserfahrungen und feinfühligen Beobachtungen zu untermalen.
Womit wir beim Malen angekommen wären. Denn ungeachtet ihrer präzisen Wissensvermittlung und nachvollziehbaren Erzählstimme ist es hauptsächlich die Illustrationskunst, in der Britta Teckentrup brilliert. Wir sind ja, was Kinderbuchillustrationen betrifft, von konservativer Natur. Das heisst: Wenn der artistische Anspruch den darstellenden auszuspielen beginnt, melden sich unsere Vorbehalte. Diese Vorbehalte überwindet Britta Teckentrup nun leichthin, indem sie beide Ansprüche in fruchtbare Verbindung setzt. Ihre Bilder ergänzen den abstrakten Wissensgehalt des Buches höchst wirkungsvoll um die ganze atmosphärische und sinnliche Dimension der Wetterphänomene. Da sehen wir dann, wenn es sich um Abenddämmerung oder Frühlingssonne dreht, melancholische oder fröhliche Farbenspiele. Ebenso spüren wir, wenn Schnee gefallen ist, die raumgreifende Eintönigkeit des verhangenen Wintermorgens, oder spähen im grauen Nebelschleier nach dem leisen Widerschein der Sonne... tatsächlich, da ist er. Mehr noch: In der Abfolge der Bilder spiegelt sie uns die Dynamiken des Wetters, wenn beispielsweise über drei Seiten hinweg besagter Wintermorgen langsam aufklart und sich in der oberen Hälfte des Bildes plötzlich Fetzen atemberaubenden Blaus auftun.
Doch, ach, wir merken schon: Wenn unsere sorgsam gewählten Wörtchen das Erlebnis des Buches ersetzen könnten, hätte Britta Teckentrup sich die ganze Arbeit ja sparen können. Zu unserer unverhohlenen Freude hat sie das nicht getan. Es bleiben uns also nur noch ein, zwei kleine Anmerkungen. Zum einen: Das Buch beschäftigt sich mit dem Wetter. Das Klima, der Klimawandel und die daran angehefteten Diskussionen spielen da kaum hinein. Zum andern befinden wir uns in noch andauerndem Dialog mit uns selbst, was die Alterseignung betrifft. Der Verlag empfiehlt das Buch 'ab sechs Jahren und für die ganze Familie'. Bezüglich des Wissensgehalts des Buches scheint uns dieses Mindestalter zu optimistisch – im Kontext eines möglicherweise erzählenden älteren Familienmitglieds aber wiederum vertretbar. Unbestritten bleibt dabei jedenfalls, dass es in seiner vollauf geglückten, vielseitigen Darstellung der Wetterphänomene in all ihren wissenschaftlichen, sinnlichen und ästhetischen Belangen die ganze Familie, inklusive Grossmutter und amerikanischem Onkel, mehr als zufriedenstellen wird.
Rezension: Sacha Rufer
Kommentare (0) anzeigenausblenden