Buch «Meine Expeditionen zu den Letzten ihrer Art»

Buch «Meine Expeditionen zu den Letzten ihrer Art»

Bei Berggorillas, Schneeleoparden und anderen bedrohten Tieren

Auch wenn wir wissen, dass Menschen nichts inniger lieben (und beschützen) als was sie sehen, riechen, berühren können, sind Touristenhorden, die zu den letzten Gorillas oder Eisbären pilgern, den Tierschützern eher eine Horrorvorstellung. Die Lösung dieses Paradoxes wird deshalb in Dokumentarfilmen und Büchern, die uns wenigstens einen Teil dieser unmittelbaren Eindrücke fassbar ersetzen können, gesucht – und in den besten Fällen sogar gefunden. In Büchern wie diesem.

Autor  Andreas Kieling 
Verlag  Piper Verlag
Umfang  348 Seiten
ISBN  978-3-492-30627-0
Preis  Fr. 13.90 (UVP)

 

Dass wir mit dem Dokumentarfilmer Andreas Kieling schon einmal das literarische Vergnügen hatten, fiel uns, zugegeben, erst nach einigen Seiten dieses Buches auf. Doch dass es uns bereits nach einigen Seiten auffiel, möchten wir hier nachdrücklich als ein Qualitätsmerkmal herausstreichen – denn damit beweist sein ebenso kurzweiliges wie kenntnisreiches Geplauder aus dem abenteuerlichen Leben eines Tierfilmers nicht nur Unterhaltungswert, sondern auch Persönlichkeit. In diesem Sinne tun wir dann auch kund, dass wir seine Anleihe am Titel des herausragenden Buches von Douglas Adams, 'Die Letzten ihrer Art', nicht als Anmassung, sondern als würdige Hommage bewerten. Womit nach unserem Dafürhalten das Buch die Vorbedingungen erfüllt, die es ihm nun erlauben, sich nach einem feudalen Herrschaftssitz und einem Krönchen umzusehen, und wir uns auf dessen Inhalt besinnen können.

Wir begleiten da den Autor auf seinen Reisen zu bedrohten Tieren überall in der Welt: Zu Braunbären in Rumänien, Schneeleoparden in Kirgisistan oder Eisbären in Kanada und Spitzbergen, weiterhin zu Asiatischen Löwen, Leistenkrokodilen, Komodowaranen und Berggorillas. Die Auswahl von spektakulären Symboltieren folgt dabei unmittelbar aus der Logik der Publikumswirksamkeit, woraus der Autor auch keinen Hehl macht. Die Anliegen des Artenschutzes weiss er unbesehen davon in ihrer ganzen Tragweite zu vermitteln. Wobei wir zeitweilig Enttäuschung verspürten: Die Informationen zu Verhalten und Eigenart der porträtierten Tiere treten doch gegenüber den Schilderungen der Abenteuer, Erfahrungen und Anforderungen des Tierfilmerlebens deutlich zurück. Das war jedoch, bevor wir das Buch in seinem eigenen Recht als Reisebericht erkannten und dann auch in diesem Sinn genossen. Hierfür wurden wir sogleich mit Nervenkitzel, mit Amüsement und gelegentlichem Staunen belohnt. Und, ja, auch neuen, wertvollen Aufschlüssen darüber, wie die Nachbarschaft zum Menschen die Bedrohungslage dieser Tiere im ökologischen Gesamtzusammenhang oder auch im speziellen Einzelfall mindert oder fördert.

Den hauptsächlichen Wert des Buches aus unserer ökologischen Sicht trägt jedoch die Gesinnung des Autors. Andreas Kieling mag uns nicht in romantischen Vorstellungen der Ungefährlichkeit der uns schicksalshaft verbundenen Tierwelt bestätigen. Obwohl selbst mit einer prächtigen Portion Kühnheit gesegnet, will er uns das Kuscheln mit Eisbären nicht anraten, und die Leistenkrokodile, die er uns schildert, haben keinesfalls mehr Angst vor uns als wir vor ihnen. Was er uns stattdessen vermittelt, ist echten Respekt, der sich auch von Momenten der Gefahr und der Angst nicht dazu verführen lässt, in instinktiver Abwehr den Wert und Zauber dieser Geschöpfe herabzusetzen. Er setzt damit ein Beispiel, an dem wir uns gern auch abseits indischer Dschungel und australischer Mangrovensümpfe orientieren mögen.

Rezension: Sacha Rufer

 

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