Buch «No need for meat»

Buch «No need for meat»

oder: Vegan ist, wenn man trotzdem lacht

Es gibt einiges, was wir über dieses Buch sagen können und wohl auch sollten, was ihm nicht in erster Linie schmeichelt... Das bringt uns ein wenig in Verlegenheit, denn im grossen retrospektiven Überblick sind wir zur Schmeichelei unbedingt entschlossen. Aus dem ganzen Schwung an veganen Kochbüchern und Ratgebern, die zur Zeit erscheinen, empfehlen wir es vorrangig. Also setzen wir die skeptischen Anmerkungen gleich mal vornehin, damit sie uns hintenraus nicht mehr in den Weg kommen.

 

Autor Andreas Bär Läsker 
Verlag Trias Verlag 
Umfang 214 Seiten 
ISBN 978-3-8304-8232-1 
Preis Fr. 35.— (UVP) 


Kennen Sie Andreas Bär Läsker? Er ist Manager der 'Fantastischen Vier', war mal Juror bei DSDS... Nicht? Nun, dann sind die ersten Seiten seines Buches in bester Weise dazu geeignet, dem Abhilfe zu verschaffen. Dabei sticht hervor, dass er in einem Alltagsidiom daherplaudert, das sich recht augenfällig in der Glorie der Coolness gefällt, und dass er der Verständlichkeit seiner ironischen Kommentare immerhin soweit traut, wie er ein Smiley in den Text setzen kann. ;-). Nur ein Kapitel weiter setzt sich der Verdacht in uns fest, dass er nach Provisionen vom Hersteller eines ganz bestimmten Küchengerätes schielt, und über das ganze Buch verteilt finden sich ganzseitige Fotografien seiner Person, die ihn in wenig instruktiver Pose, dafür aber artistischem Schwarz-Weiss im Umfeld von Nahrungsmitteln zeigen. Womit wir kurz davor stehen, das Buch seufzend zur Seite zu legen. Doch das sollten wir nicht tun.

Denn es ist eine Sache, loszuplauschen, wie der Schnabel gewachsen ist; eine ganz andere, dabei etwas zu sagen zu haben und dies erklären, ausargumentieren, mit breiten Informationen hinterlegen zu können. Es ist ebenfalls eine Sache, sich demonstrativ ins Licht zu setzen, aber nochmals eine andere, sich dabei klar zu positionieren, sich streitbar und dabei entwaffnend ehrlich zu zeigen. Und genau in diesem Sinne gedeiht Andreas Bär Läskers Selbstdarstellung im Laufe seines Schreibens immer vertrauenswürdiger und ertragreicher zur Authentizität.

Das Buch selbst ist... was ist es nun? Ein Kochbuch, eine Streitschrift, eine Autobiografie, ein Ratgeber? All dies. Autobiografisch ist es, während uns der Autor seinen persönlichen Weg in den Veganismus darlegt und sich dabei mit all den faulen oder schlauen Argumenten auseinandersetzt, die ihn über vierzig Jahre seines Lebens daran hinderten, sich trotz seines schlechten Gewissens vom Tierproduktkonsum loszusagen. Dass die Leserin und insbesondere auch der Leser sich darin ein starkes Stück weit wiederfindet, ist der Sinn der Sache. Ein Ratgeber ist es in der Folge, wenn Andreas Bär Läsker uns den veganen Lebensstil im Aufbruch und im Alltag schildert, Fingerzeige für Küche und Einkauf darin einfliessen lässt, Nahrungsmittel in ihrem Nährstoffgehalt oder im gesundheitlichen Kontext erläutert. Eine Streitschrift wiederum, wenn er beispielsweise die traditionelle, einfallslose Küche geisselt, die sich darauf festgelegt hat, etwas Kohlehydratiges und etwas Grünes um ein Stück Fleisch zu arrangieren, oder uns ganz allgemein dazu einlädt, dem Essen in unserem Leben nicht nur einen Wert, sondern sogar etwas Zeit gutzusprechen. (Was er dabei bezeichnenderweise nicht besonders vertieft, ist die Verdeutlichung der Misere der modernen Tierhaltung und Fleischproduktion. Diese, so setzt er wohl zu Recht voraus, dürfte der breiten Bevölkerung leidlich bekannt sein.) Doch bei und über alledem ist es ein attraktives, alltagstaugliches, einfallsreiches und vielseitiges Kochbuch.

Andreas Bär Läsker hat es weniger mit Vorschriften und ideologischen Dogmen. Fleisch, Milch oder Eier bleiben seiner Küche fern, klar, doch ausserhalb dessen ruft er zu Kreativität und Experimenten auf. Was ihn dann dankbarerweise nicht daran hindert, uns mit praktischen Kochtipps, tiefergehenden Auskünften zu den verwendeten Gemüsen, Kräutern, Früchten und Gewürzen, und übersichtlichen Anleitungen zu versorgen. Er gibt somit Hand, Rat und Mut zu einem verspielten Einstieg in die vegane Ernährung, ohne darüber in die Beliebigkeit abzugleiten. Besonders verdient macht sich das Buch dabei um eine männliche Leserschaft, die - wie der 'Bär' pointiert illustriert - sich wider alle realistische Einschätzung fühlen möchte, als wäre sie gerade von ruhmreicher Jagd zurückgekehrt, wenn sie sich an den Grill stellt. Denn da mag sich der Autor noch so ausführlich über Geschmacksnoten auslassen oder mit Tieren mitfühlen: Ihm 'Unmännlichkeit' nachzuweisen, dürfte selbst einem wolfsheulenden, in Bart gekleideten Motorradfetischisten schwer fallen.

Rezension: Sacha Rufer

 

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