Buch «Die Eule, die gern aus dem Wasserhahn trank»

Buch «Die Eule, die gern aus dem Wasserhahn trank»

Mein Leben mit Mumble

Martin Windrow lebte fünfzehn Jahre seines Lebens mit einer Eule zusammen. Ein leises Verlangen nach Exzentrizität mag bei diesem Unterfangen eine Rolle gespielt haben. Doch hauptsächlich war es seine Liebe zu Eulen allgemein und zu jener namens Mumble im Besonderen, die ihn dazu anstiftete: Eine fürsorgliche Liebe, die nun auch seinen Bericht darüber färbt.

 

Autor Martin Windrow 
Verlag Hanser Verlag 
Umfang 315 Seiten 
ISBN 978-3-446-44328-0 
Preis Fr. 27.90 (UVP) 

 

Wir hingegen versuchen schon viel zu lange, einen präzisen und geistreichen Grund dafür zu benennen, weshalb wir sein Buch lieben. Ökologisch bzw. tierethisch begründet ist diese Zuneigung kaum: Von einer Nachahmung der Hauseulenhaltung raten wir ab. Das tut im Übrigen auch der Autor selbst, sowohl im vollen Satz wie narrativ. So sehr seine erste Schilderung des putzigen Federknäuels geeignet ist, unsere zärtliche Verbundenheit mit der Waldkäuzin Mumble dauerhaft sicherzustellen: Sein späterer Report darüber, wie Mumble ihr Zusammenleben mit ihm - erst in der städtischen Wohnung, dann etwas komfortabler auf dem Land - mit Kotgaben, Ohrpicken und zunehmend eifrigen Attacken auf Besucherinnen zu würzen versuchte, dürfte auch ohne offizielle Verlautbarung so manche Vogelnärrin abschrecken. Mit Sicherheit aber jene, die von der Praxis des Austeilens von Stahlhelmen an der Wohnungstür eine längerfristige Beeinträchtigung ihres sozialen Leumunds befürchten. Das ist es also nicht.

Sein Humor ist es wahrscheinlich auch nicht. Der wird zwar durchaus vorstellig, doch es ist keineswegs der berühmte 'britische', von dem so oft getönt wird; nur ein freundlicher, unterhaltsamer. Der würzt dann die Berichterstattung mit amüsanten Anekdoten und ironischen Kommentaren, mag sich allerdings nicht zum Leitmotiv aufschwingen. Seine Erzählstruktur wiederum ist insgesamt eine solide, aber manchmal etwas stakige - wenn Martin Windrow beispielsweise hartnäckig dem Plan anhängt, seine aus dem berichteten Zeitraum überlieferten Tagebuchaufzeichnungen in den Text einzubauen. Was also ist's?

Die Informationen, die er uns im Zuge seiner Erzählung zukommen lässt!? Eine feine Anzahl davon, zur Biologie, Anatomie und Mythologie der Eulen, zu ihren Arten, ihren Verhaltensweisen, ihrer wertvollen Funktion im Ökosystem und den diesbezüglichen Schutzbemühungen, zu Mumbles Hunger nach Rasierschaum und Jagdtrieb nach Schnürsenkeln... Nein, auch nicht.

Wiewohl all diese Vorzüge Anteil an unserem, nun doch schon länger nachhallenden, Vergnügen an dem Buch haben: Zur Kennzeichnung seines hauptsächlichen Merkmals bleibt uns nichts übrig, als vage und gefühlig zu bleiben. Wir fühlten uns wohl in Martin Windrows Erinnerungen. Wir durften einige Stunden entspannt darin dahintreiben, dabei hier und da ein Wissenskleinod, einen anschaulichen Eindruck von der Weltwahrnehmung des Waldkauzes und allerlei freundschaftliche Erheiterung herausschöpfen. Wir durften uns verschmitzt-verschworen wundern, was Mumble uns mit diesem Tänzchen oder jener Lautfolge sagen will, und traurig sein, wenn sie uns letztlich in einer tragischen Verkettung von guten Absichten, deren fehlbaren Ableitungen und allgemein schlechten Umständen entrissen wird. Dabei durften wir dann auch einen feinsinnigen Gedankenanstoss zu Tierschutz und Tierethik in unser Wertesystem eingliedern. Sind das fügliche Gründe, das Buch zu lieben? Ein Selbstversuch, so raten wir, gibt Aufschluss.

Rezension: Sacha Rufer

 

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