Autor | Uwe Westphal / Christopher Schmidt (Ill.) |
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Verlag | pala-verlag |
Umfang | 189 Seiten |
ISBN | 978-3-89566-342-0 |
Preis | Fr. 28.50 (UVP) |
Gut möglich, dass Ihnen Uwe Westphal schon einmal über den Weg, oder zumindest über die Mattscheibe, gelaufen ist. Erinnern Sie sich an einen bärtigen, bebrillten Mann, der eine beeindruckende Bandbreite von Tier- und insbesondere Vogelstimmen täuschend echt imitierte? Das war dann wohl er. Dieses erstaunliche Talent kommt nun im Rahmen seines Buches, das auf Grund altbewährter Übereinkünfte zwischen Papier und Mensch weiterhin recht leise auftritt, natürlich nicht zum Tragen. Glücklicherweise hält er stattdessen weitere Talente als achtsamer Beobachter und planvoller Erzähler bereit, die uns diesen Verlust bequem verschmerzen lassen. In vierzig Kapiteln stellt er uns fast sechzig Vogelarten ausführlich vor, wobei die im Titel angesprochene Schrägheit der Porträtierten in ihrem Aussehen, ihrem Verhalten oder ihrer Lebensweise die Auswahl zwar anleitete, aber noch längst nicht abschliessend kennzeichnet.
Es ist nicht Uwe Westphals vorderstes Anliegen, uns nur um eines billigen Kitzels willen durch eine Freakshow der mitteleuropäischen Vogelfauna zu führen. Bereits die oberflächliche Gliederung seiner Vogelporträts nach ihren mannigfaltigen Lebensräumen gibt uns eine Ahnung, wohin er uns mittels seines originellen Streifzugs geleiten will: Zu einem umfassenden Verständnis und einer würdigenden Wertschätzung der Vögel in ihrer Eigenart und ihrem Umfeld. Tiefergehend verschafft er uns dann einen weitläufigen Überblick über Sinn und Begehr ihrer vielfältigen körperlichen Anpassungen, ihrer gewitzten Brut- und Paarungsstrategien, ihrer Selbstverteidigungstaktiken und überhaupt ihrer mal feinen, mal rüden sozialen Gepflogenheiten. Diese breite Auswahl an ornithologischen Fakten und Merkwürdigkeiten reichert er durch persönliche Erlebnisse und Anschauungen genussvoll an. Hätten wir nicht schon vor einigen Jahren die Begeisterung der Vogelbeobachter ob ihres Steckenpferds geziemend nachzuempfinden gelernt, so wäre das jetzt spätestens mit diesem Buch geschehen.
Die Gefahr, sich an dem Buch nicht nur mit weitreichendem piepmatzspezifischem Fachwissen, sondern genauso mit einem den Ornithologen charakteristischen Enthusiasmus anzustecken, ist demnach virulent. Dem fügt sich das Risiko an, sich durch das Buch plötzlich zu einem engagierten Vogel- und Artenschutz animiert zu finden. Denn allzu oft ist Uwe Westphal gezwungen, uns darauf hinzuweisen, dass diese mal reizenden, mal bizarren, aber durchwegs liebenswerten Vögel in ihrem Bestand bedroht sind. Dass es ihm gelingt, auch diese Informationen um die ökologischen Hintergründe und Kausalitäten dieser Bedrohung getreulich darzulegen, ohne uns darüber unser Lesevergnügen kontraproduktiv zu vergällen, erkennen wir schliesslich als die herausragende Qualität des schönen Lesebandes.
Ebenfalls einer lobenden Erwähnung wert ist die Bebilderung des Buches. Der Illustrator Christopher Schmidt teilt uns hierzu mit, sein Ziel sei es nicht nur, einen Vogel so zu malen, wie er ihn gesehen, sondern so, wie er ihn erlebt habe. Wir können leider nicht dafür bürgen, ob wir in jedem Fall dasselbe Erlebnis aus seinen Bildern gezogen haben, wie ihm vorschwebte, da hinein zu zeichnen. Dass seine Zeichnungen aber, zusätzlich zur akribischen Präzision seines Strichs, eine schon sinnliche Lebendigkeit ausströmen, das können wir bestätigen. Damit, dass sich diese Illustrationen in Farbe präsentieren dürfen, variiert im Übrigen der pala-verlag seine Verlagsphilosophie. Wir laufen nun Gefahr, heuchlerisch zu wirken, wenn wir dies begrüssen: Die Konzentration des Verlags auf eine schnörkellose, ökologisch verantwortungsvolle und reisserischen Effekten abgeneigte Buchproduktion wurde von uns wiederholt gelobt. Doch da dieses Credo auch in dem etwas grösseren Format des Buches und ob des einen oder anderen Farbtupfers in allen wesentlichen Teilen kenntlich bleibt, bietet sich uns kein ernsthafter Anlass, von dieser allgemeinen Wertschätzung abzurücken.
Rezension: Sacha Rufer
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