Autor | Michael Furger / Chanchal Biswas (Hrsg.) |
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Verlag | NZZ Libro |
Umfang | 207 Seiten |
ISBN | 978-3-03810-090-4 |
Preis | Fr. 48.— (UVP) |
Dieses Buch füllt eine Lücke in unseren Buchregalen. Diese Lücke gähnt keinesfalls ob eines grundsätzlichen Mangels an Büchern über Ernährung: Schon ein kurzes Durchblättern unserer Besprechungen hier auf dieser Webseite beweist die Absurdität dieses Verdachts. Dasselbe Durchblättern zeigt uns dann aber auch, dass die Zahl an diesbezüglichen Publikationen vor einem spezifisch schweizerischen Hintergrund – mit Ausnahme von Kochbüchern – hart gegen Null tendiert. Das ist die Lücke, die dieses Buch schliesst, indem es uns als eine praktische und handliche Sammlung mit all den ernährungsrelevanten Daten und Einblicken aus Schweizer Perspektive versorgt, die wir sonst aufwändig zusammensuchen müssen.
Entstanden ist es aus einer Artikelserie der NZZ am Sonntag. Diese Artikel wurden für das Buch noch einmal neu aufbereitet und mit weiteren Beiträgen ergänzt. Die Zusammenstellung von Reportagen, Hintergrundberichten, Grundlageneinführungen und Essays fügen sich dabei zu einem bemerkenswert harmonischen Ganzen, unterteilt nach fünf Kapiteln, die fast das gesamte Spektrum der Thematik abdecken: Von einer kritischen Durchleuchtung der Machenschaften der grossen Lebensmittel- und Agrarkonzerne, über die Darlegung der soziokulturellen Historie und der aktuellen Trends der Ernährungsgewohnheiten, weiter zur Praxis des Fooddesigns im Lichte der seligmachenden Trinität von Zucker, Salz und Fett, bis zu Ausblicken in mögliche zukünftige Entwicklungen und hin zu einigen kurzen, praktischen Weisungen, wie man sich denn nun gesund und ausgewogen ernährt. Sie bauen eine solide Faktengrundlage zu all den Kurz- und Alarmmeldungen, die uns aus Zeitschriften, Fernsehen und Internet alltäglich überschwemmen. Den verschiedenen journalistischen Herangehensweisen und der Vielzahl unterschiedlicher Autorinnenstimmen ist es darüber hinaus zu verdanken, dass all diese Informationen emotional fassbar, abwechslungsreich und unterhaltsam bleiben.
Um die charakteristische Qualität des Buches noch deutlicher herauszuarbeiten, blättern wir zu seinem letzten Kapitel. Da rechnen uns die Autoren präzise vor, was wir aus ganz subjektiver Erfahrung ähnlich einschätzten und im Kollegenkreis auch schon mal mit fragwürdigerer Faktendeckung hinausposaunten: Dass nämlich eine frische, ausgewogene, saisonale und schmackhafte Ernährung hierzulande nicht viel mehr kostet als eine gesundheitlich bedenkliche. Hierfür betreiben sie nicht nur eine kurze statistische Auswertung des Schweizer Essverhaltens, sondern tragen auch knapp und kompetent zusammen, wie sich denn diese gesunde von der ungesunden Ernährung abgrenzt. Dieser Alltagsbezug und die genauere Nachfrage, wie sich die Ernährungsfragen nicht nur im allgemeinen globalisierten, sondern speziell im kleinteilig schweizerischen Rahmen stellen und beantworten lassen, zeichnet die fünfzehn Beiträge des Buches aus.
Die leise Polemik, die im Titel anklingt, ist im Übrigen kein Grundtenor des Buches. Es ist, im Gegenteil, nur eine einzige Wortmeldung, die ihr vorsichtig frönt, und die fügt sich als eine amüsante Auflockerung und ein Anstoss zur Selbstreflexion passgenau ins Gesamtbild ein. Gleichwohl mögen sich die Texte den aktuell geläufigen Ernährungsphilosophien und –trends nicht schmiegsam anschmeicheln, sondern bewahren sich eine neugierige Kritikfähigkeit, die sich zweckmässig auf die Leserschaft überträgt. In unserem Fall äusserte sich diese auch mal dahingehend, dass wir die eine oder andere der verzeichneten Quellen des Buches mit skeptischer Abwägung betrachteten, oder in einem schwachen Bedauern, die Wasserthematik nicht prominenter in seinem Umfang integriert zu finden. Doch davon, dies dem Buch als einen echten, qualitätsmindernden Mangel anzulasten, nehmen wir geflissentlich Abstand. Die genannte Lücke in unserem Buchregal füllt es so präzise, als hätte es sie ausgemessen, und sein Mehrwert an Übersichtlichkeit und Leserfreundlichkeit empfiehlt es an viele weitere Buchregale schweizweit.
Rezension: Sacha Rufer
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