Autor | Judith Drews / Lilli Baltzer (Ill.) |
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Verlag | Verlagshaus Jacoby & Stuart |
Umfang | 437 Seiten |
ISBN | 978-3-942787-63-5 |
Preis | Fr. 38.90 (UVP) |
Wer in unseren Buchbesprechungen einige Wochen zurückblättert und dann die Behauptung aufstellt, dass wir es diesen Sommer ein wenig mit den Kinderbüchern hätten, der/dem antworten wir: Nein. Wir hatten es schon immer mit den Kinderbüchern. Es ist aber wohl so, dass sich da die vorigen Jahre wenig besonders ausgebufftes getan hat. Doch spätestens seit das Verlagshaus Jacoby & Stuart sich in den Kinderbuchmarkt eingemischt hat, bewegt sich wieder was. Dass wir das diesem Verlag zu Gute halten, beruht zwar womöglich nur auf subjektiver Voreingenommenheit, doch das neue Naturspielbuch der Illustratorin Judith Drews und ihrer ebenfalls zeichenstiftgewappneten Tochter taugt bestens dazu, diese unsere Befangenheit aufrecht zu halten.
Man darf sich natürlich fragen: Eine Autorschaft aus einer Illustratorin und ihrer ebenfalls illustrierenden Tochter... Was für ein Buch soll das sein? Darauf antworten wir: Ein schlaues. Denn: Angenommen, der Generalverdacht der computerverschuldeten Freiluftverweigerung der heutigen Jugend findet ein dieserart delinquentes Exempel, wie soll dieses dann ausgerechnet mittels eines Buches - und eines dicken noch dazu - zurück auf den rechten Weg durch Wald und Flur geschubst werden? Dem begegnet Judith Drews mit vorausschauendem Bedacht, indem sie dem Drang widersteht, dieses Kind mit allzu vielen Buchstaben zu belästigen. Sie beruft sich stattdessen auf die selbsterklärende Kraft der Fotografie und lässt diese ganz unaufdringlich die diffizile Arbeit der zielstrebigen Anschubserei zur Naturerkundung und -beobachtung tun. Die wenigen Buchstaben, die sich daneben doch noch zu Wörtchen formieren möchten, vertraut sie der Obhut von kleinen Kästchen mit Zusatzinformationen und -anregungen an. Solcherart regt sie nicht nur zu schöpferischen, viel Raum zur Eigeninitiative lassenden Naturspielen an, sondern erklärt diese Natur auch gleich: Wie eine Muschel eigentlich atmet, beispielsweise, oder wie die verschiedenen Wolken heissen, oder wie man die Vögel unterscheidet, die man nur in ihrem Umriss sieht, wenn sie vor diesen Wolken vorübergleiten. Und dahinein streut sie dezent ihre Botschaften vom Wert und dem Schutz der Umwelt.
Soweit Judith Drews. Deren Tochter ist es dann, die massgeblich dafür verantwortlich zeichnet, dass wir das Buch hier empfehlen. Einerseits, da ihre vielen dem Buch eingefügten Zeichnungen endlich einmal nicht nur so tun, als wären sie Kinderzeichnungen, sowie auch, weil sich diese Zeichnungen sowohl als gestalterisches wie als thematisches Element bestens bewähren. Da können wir dann zwar - um unseres kritischen Anspruchs ob des Kinderbonus nicht vorschnell verlustig zu gehen - bemängeln, dass die Fische auf Seite 241 etwas grobschlächtig geraten sind, und dass wir das Geziefer unter dem Spinnennetz auf Seite 176 auch nach längerer Meditation nicht entomologisch verorten können... Doch abseits dessen stellen wir fest, dass sich die - bei Abfassung - zehnjährige Buchillustratorin Lilli Baltzer nicht nur durch fidele Fantasie auszeichnet, sondern auch durch ein präzise beobachtendes Auge und die Fähigkeit, diese Beobachtungen mit Blei-, Farb- und Fettstift anschaulich aufs Papier zu bringen. Sie verziert das Buch damit mit jener fröhlichen Lebendigkeit und sympathischen Authentizität, die es über seine zweckvollen pädagogischen Ansprüche hinweg direkt in die Hände von Kindern empfiehlt.
Rezension: Sacha Rufer
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