Autor | Karl Wolfgang Flender |
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Verlag | DuMont Buchverlag |
Umfang | 391 Seiten |
ISBN | 978-3-8321-9764-3 |
Preis | Fr. 26.90 (UVP) |
Karl Wolfgang Flender hat sich für sein Buch umfassend kundig gemacht. Erst einmal im angelsächselnden Jargon der Werbebranche. Und dann auch in den hintersinnigen, ruchlosen Praktiken eines effizienten Greenwashing. Ersterem ist es zu verdanken, dass sein von smarter Schnoddrigkeit geprägter Erzählton nicht zur Karikatur seiner selbst gerät, sondern sich als die authentische innere Stimme des Ich-Erzählers etabliert. Dem Zweiten dürfen wir zu Gute halten, dass sich der Autor bei seiner Darstellung der Methoden des Greenwashings nicht an einer allzu unrealistischen Überspitzung versucht. Diese kommt dann erst durch die unausgesetzte Aneinanderreihung der perfiden Manipulationen des Protagonisten und seiner brutalen Kommentare hierzu zu Stande.
Das Buch zeichnet also ein düsteres Porträt der Bemühungen unserer Konsumgesellschaft um Nachhaltigkeit und Fairness. In seinen besten Momenten deutet es dabei auf Widersprüche und Konfliktpunkte hin. Auf die Differenz unserer wohlmeinenden und besserwisserischen Weltrettungsmission gegenüber den existentiellen Bedürfnissen jener ärmsten Landstriche und Leute, die wir dahingehend zu kultivieren trachten, beispielsweise. Oder auf die Gespaltenheit in uns selbst, die wir zwar gewissenhaft, aber bitte nicht weniger konsumieren möchten.
In seinen schlechteren Momenten... Nun, sagen wir: Das Buch lässt sich auf zwei Arten lesen. Als eine willkommene und kritische Illusionsrevision, die uns die Praktiken und Anzeichen eines Greenwashing bewusst macht und uns drängt, hier bohrender nachzufragen und aus dem rein konsumistischen auch zu einem politischen Problembewusstsein zu finden. Das erhoffen wir uns davon. Oder dann als Rechtfertigung einer vorbeugenden Waffenstreckung, die sich angesichts unleugbarer Missstände darauf verlegt, lieber gar nichts zu ändern, als Gefahr zu laufen, im Änderungswillen den falschen Kräften das Vertrauen zu schenken. So, fürchten wir, wird es vielenteils gelesen werden.
Welche dieser beiden Interpretationen Karl Wolfgang Flender bei der Niederschrift verfolgte, wird uns nicht ganz klar – auch weil uns die Zuordnung des Buches als eine Satire zu beschränkend scheint. Als ein literarisches Werk darf es in dieser Ungewissheit natürlich stehen bleiben. Es ist ein lohnendes, aufreizendes Buch; zäh zwar zu Beginn, doch mit wachsender Dynamik und Tiefe, und brillierend in der verstörenden, da so leicht nachvollziehbaren Charakterzeichnung seines Protagonisten. Betreffs unserer ökosensitiven Anspruchshaltung mögen wir dem Roman seinen Beobachterstatus etwas schwerer verzeihen. Der diesbezüglich belastbaren Leserschaft unserer Rezensionen wollen wir es gleichwohl sehr gerne empfehlen: Als ein kluges und provozierend kritisches Puzzlestück zu einem reflektierten, urteilsfähigen Umwelt- und Konsumbewusstsein. Oder, simpler: Als clever bissigen Roman.
Rezension: Sacha Rufer
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