Buch «Tom und der Waldschrat»

Buch «Tom und der Waldschrat»

Kinder- und Jugendbücher zum Thema Wald tummeln sich reichlich in den Verlagsprogrammen. Dieser Umstand kann als bequeme Entschuldigung dafür herhalten, dass wir dieses Buch nicht gleich nach der Lektüre als ein heraushebenswertes erkannten. Ihm diese Geltung nun aber auch anlässlich unserer halbjährlichen Rückschau vorzuenthalten; dahin reicht er nicht.

Autor Claudia Mende / Mele Brink
Verlag Edition Pastorplatz
Umfang 76 Seiten
ISBN 978-3-943833-10-2
Preis Fr. 25.90 (UVP)

 

Wald ist langweilig, findet Tom, und vertieft sich deshalb beim Spaziergang mit den Eltern in sein Smartphone. Es kommt, wie es kommen muss: Unser Tom-guck-in-die-Hand kommt vom Weg ab und verirrt sich. Alsbald findet er sich in Gesellschaft eines kleinen, knorrigen Waldschrats wieder. Der ist zwar gerade auf erbostem Feldzug gegen die müllabladenden, waldverwüstenden Riesenzweibeiner, von denen ja auch Tom einer ist. Er lässt sich dann aber von dessen Verzweiflung ob der abrupten Elternlosigkeit erweichen und nimmt sich des naturunerfahrenen Städters an. So lernt Tom den Wald in seiner magischen Schönheit und mit seinen fidelen Bewohnern erst mal kennen, bald auch lieben und schliesslich, in schelmischem Schulterschluss mit dem gewitzten Waldschrat, gegen seinesgleichen verteidigen...

"Ohne moralischen Zeigefinger", so steht es hinten auf dem prächtig gestalteten Buch geschrieben, mache uns Claudia Mende im Zuge ihrer Geschichte auf den Schutz unserer Umwelt aufmerksam. Da sassen wir dann und korrigierten unsere Wahrnehmung. Denn hatten wir nicht hier und da im Lauf der Lektüre einen mahnenden Finger - wenn auch im maskierenden Gewand eines verschwörerischen Humors - sich strecken gesehen? Die Geschichte, so dachten wir sogar, zielt etwas zu offenkundig und Achtziger-Jahre-mässig nach dem umweltpädagogischen Gewinn. Und als dann Tom und der Waldschrat auf den lustigen Plan verfallen, die Menschen mittels der Vortäuschung eines Tollwutausbruchs aus ihrem Wald fernzuhalten, da fanden wir diese Idee etwas heikel.

Doch auch wenn wir diese Eindrücke nun nicht ganz revidieren mögen; sie wurden schon während der Lektüre auf breiter Front wettgemacht. Erst einmal durch die Autorin selbst und die einfühlsame Charakterisierung ihrer waldbewohnenden Rasselbande. Auch versäumt sie es schliesslich nicht, darauf hinzuweisen, dass Tollwut kein Spass ist - überhaupt mag unsere diesbezügliche Irritation blosser Ausdruck einer unangemessenen, erwachsenen Empfindlichkeit sein. Schliesslich wurden wir damals von "Max und Moritz" auch nicht dazu verführt, das Auffädeln von Hühnern für einen nachahmenswerten Ulk zu halten.

Vor allem wettgemacht wurden diese Eindrücke aber von den beschwingten Zeichnungen der Illustratorin Mele Brink. In ihrem kraftvollen Strich verrät sie nicht nur Stilsicherheit, sie übermittelt auch genau den vergnügten und unbefangenen Forscherdrang, zu dem die Autorin ihre Leserschaft ab fünf Jahren anstiften will. Die Zeichnungen verleihen dem Buch den Schneid und die cartooneske Fröhlichkeit, der die Geschichte auch in ihren didaktisch kitzligeren Momenten ins angezeigte Licht rückt: Das einer Komödie im besten Sinne nämlich, die den Befangenheiten der Zeit die Tugenden der Kreativität und Unerschrockenheit entgegenhält. Wir jedenfalls werden (Achtung: Wink mit dem Zaunpfahl an Frau Brink!) unsere Augen nach weiteren umweltrelevanten Werken dieser Illustratorin weit offenhalten.

 Rezension: Sacha Rufer

 

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