Buch «Malwerkstatt Natur»

Buch «Malwerkstatt Natur»

Über die längste Zeit der Menschheitsgeschichte waren wir in unseren Problemlösungs-Strategien auf Materialien aus unserer natürlichen Umwelt angewiesen. Unsere Kreativität war direkte Voraussetzung unseres Überlebens. Nick Neddo erschliesst uns mit seinem Buch nicht nur das entwichene Wissen darum, wie sich Künstlerbedarf aus Naturmaterialien herstellen lässt, sondern auch eine Idee davon, wie sich derlei Tätigkeit unserem Umweltbewusstsein förderlich zugesellt.

Autor Nick Neddo
Verlag AT Verlag
Umfang 160 Seiten
ISBN 978-3-03800-889-7
Preis Fr. 29.90 (UVP)

 

Es geschieht immer noch - und immer wieder -, dass uns ein Buch überrascht. In diesem Fall ist dies zwar wahrscheinlich nur unserem Versäumnis geschuldet, bei der Bestellung des Buches einen längeren Blick seinem Untertitel zu widmen. Der hätte uns darüber informiert, dass es darin nicht um den Einsatz von Naturfarben am Bau oder im Wohnbereich geht, sondern um die Herstellung von Künstlerbedarf aus dem breiten Angebot von Materialien, die draussen herumliegen. Doch hätten wir es dann, mit unserem fokussierten Blick auf Umweltbelange, überhaupt angefordert? Zweifelhaft. Und falls nicht, wäre uns etwas Substantielles entgangen? O ja!

Nick Neddo ist Künstler. Genauso ist er forschender Naturfreund, mit starkem Interesse an Survival-Techniken. Er ist also, wie sich aus der Schnittmenge dieser Berufungen ahnen lässt, kreativ, neugierig und von praktischem Sinn. Diese Eigenschaften (und noch eine weitere, doch dazu später) verschmelzen in seinem Ratgeber zu einem harmonischen Ganzen. Der Autor bietet uns darin Anleitung, aus Mineralien Farben und Kreiden und aus allerlei Beeren Tinten zu gewinnen, oder aus Ästen, Knochen und Federn verschiedene Schreibwerkzeuge und Pinsel herzustellen. Er erweitert dann dieses Angebot an traditionellen, bisweilen sogar archaischen Kulturtechniken um Fertigkeiten, die auch abseits spezifisch artistischer Zwecke nützlich werden - wenn er uns beispielsweise in das Schöpfen und Leimen von Papier einführt, oder wenn er uns im Umgang mit Ton nicht nur Modellierungstechniken vermittelt, sondern uns akribisch zum Bau einer Brenngrube anleitet.

Dieses zweckvolle Zusammenspiel von spielerischer Kreativität und methodischem Pragmatismus beweist das Buch in jedem Kontext. Da erwächst dann beispielsweise einem mitteleuropäischen Publikum kein Nachteil daraus, dass der Autor in Vermont ansässig ist: Die empfohlenen Naturmaterialien lassen sich üblicherweise auch bei uns leicht finden, und stets weist er darüber hinaus auf taugliche Alternativen hin. Ganz allgemein gefällt das Buch in seiner organisierten, liebevollen Gestaltung. Nick Neddo trägt dazu mit einer reichen Auswahl eigener Werke bei, die beredtes Beispiel davon geben, wie sich aus der Beschränkung auf vergleichsweise 'primitive' Farbquellen und Werkzeuge ausdrucksstarke Zeichnungen und Gemälde schaffen lassen - ganz gleich, ob zu instruktiven oder dekorativen Zwecken.

Gerade an seinen Illustrationen, Gemälden und Skizzen (die wir uns, als einzigem Kritikpunkt, oft etwas grösser gewünscht hätten) lässt sich eine letzte Eigenschaft des Autors festmachen. Sein Buch ist ein Ratgeber durch und durch - in Selbstverständnis, Konzept und Gestaltung. Es ist sogar ein mustergültig sorgfältiger und kompetenter Ratgeber. Dennoch zögern wir, es als 'nur' einen Ratgeber zu rühmen. Denn was es in des Künstlers präzisen Studien von Pflanzen, in vielen Fotografien und in den erläuternden Texten prägt, ist eine Haltung, die wir eine poetische nennen möchten. Keine romantische oder entrückte, sondern eine leise, wachsame, bodenständige Poesie, die sich am Detail genauso erfreut wie an Landschaftseindrücken oder einfühlsamen Tierporträts.

In der unaufdringlichen Vermittlung dieser Freude geleitet uns Nick Neddo zu einem Naturbewusstsein, das sich um abstandsfreie Teilhabe bemüht. Der Mensch als Nutzniesser, ja, aber eben auch als ein Bestandteil und respektvoller Schuldner seiner natürlichen Umwelt. Es ist speziell diese Botschaft, die uns von dem Buch als einer höchst erfreulichen Überraschung sprechen lässt.

 Rezension: Sacha Rufer

 

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