Buch «Klima und Mensch»

Buch «Klima und Mensch»

Eine 12'000-jährige Geschichte

Das Thema Klimawandel ist ein Dauerbrenner. Doch die Zusammenhänge sind oft wenig bekannt. Das vorliegende Werk von Heinz Wanner vermittelt solides Grundwissen zu unserem Klimasystem und bietet eine fundierte Beschreibung der Klimageschichte der letzten 12'000 Jahre.

Autor Heinz Wanner
Verlag Haupt
Umfang 274 Seiten
ISBN 978-3-258-07879-3
Preis Fr. 44.-- (UVP)

 

Der Autor Heinz Wanner ist leidenschaftlicher Klimaforscher. Als emeritierter Professor der Universität Bern und massgeblicher Mitarbeiter an schweizerischen und internationalen Forschungsprojekten ist er eine ernstzunehmende Stimme in der Klimadiskussion. Die fünf Hauptkapitel seines Werkes decken ein breites Spektrum ab. Im ersten wird anschaulich die Funktionsweise des Klimasystems erörtert. Dabei ist ein grundlegendes Allgemeinwissen über einfache physikalische und chemische Zusammenhänge für das Verständnis sicher von Vorteil. Fachbegriffe werden aber – wie auch in allen anderen Kapiteln – immer wieder gut erklärt und mit Beispielen, einleuchtenden Grafiken und Abbildungen verdeutlicht.

Das zweite Kapitel schildert, mit welchen wissenschaftlichen Methoden das vergangene Klima rekonstruiert werden kann. Die wichtigsten Klimaarchive werden erklärt und beschrieben – dazu gehören die Erforschung und Untersuchung von Sedimenten, Eisbohrkernen, Baumringen, Stalagmiten und Korallen. Ebenfalls werden Klimamodelle vorgestellt. Dabei verschweigt der Autor nicht, dass es oft schwierig ist, zu den diesbezüglich angezeigten, möglichst präzisen Klimadaten zu gelangen. (Er bezeichnet es als Knochenarbeit.) Den Klimaschwankungen des Holozäns, das heißt der letzten 12'000 Jahre, widmet sich dann das dritte Kapitel. Erläutert werden die Eiszeiten und deren Entstehung, die zwischenzeitlichen Wärmemaxima sowie die Einflüsse von El Niño und La Niña, um nur einige Phänomene zu nennen. Es wird weiterhin die Frage gestellt, ob der menschengemachte Klimawandel real sei. Die fundierten Überlegungen dazu erörtern den aktuellen Wissensstand.

Das eher kurze vierte Kapitel behandelt den Klimadeterminismus (d.h. die momentan beliebte Praxis, eine Veränderung in einer Gesellschaft ausschliesslich einem Klimafaktor zuzuschreiben). Verschiedene Ansichten werden dargelegt. Der Autor selbst warnt hier nachdrücklich davor, Klimaentwicklungen und gesellschaftliche Veränderungen vorschnell in einen einseitigen, ursächlichen Zusammenhang zu bringen – eine Warnung, die er dann in das fünfte Kapitel weiterträgt. Dieses bildet den krönenden Abschluss: Aus den vielen Informationen, insbesondere aus den Kapiteln zwei und drei, werden Erklärungen gesucht, warum elf ausgewählte historische Gesellschaften und Kulturen im Laufe des Holozäns von der Bildfläche verschwanden. In übersichtlichen Beschreibungen werden zum Beispiel die Kulturen der Pueblos, der Wikinger und der Harappa-Kultur der Indusebene kurz vorgestellt und die für ihren Niedergang massgeblichen Veränderungen skizziert. Dabei werden die Klimadaten mit alten Dokumenten und archäologischen Funden verglichen. Zur Beweisführung werden nur klar nachweisbare und lang andauernde Klimaveränderungen herangezogen. Sie werden aber mit den gesellschaftlichen Reaktionen der behandelten Kulturen nicht zwingend verknüpft. Der Einfluss des Klimas auf eine Kultur ist nur ein – wenn auch wichtiger – Faktor neben vielen anderen; wie etwa Waldrodungen, Kriegen oder starkem Bevölkerungswachstum.

Heinz Wanner argumentiert sorgfältig und mit Umsicht. Er hat nicht auf alles eine Antwort, sondern spricht auch offene Fragen an. Nach der Lektüre dieses Werks hat man sich ein Grundwissen angeeignet, mit dem sich die Klimadiskussion differenzierter verfolgen lässt. Das Buch ist ausserdem so aufgebaut, dass auch einzelne Themen nachgeschlagen werden können. Die fünf Kapitel lassen sich ohnehin in beliebiger Reihenfolge und einzeln lesen. Zudem ist es schon allein ob seiner durchdachten Gestaltung und der gut gewählten, schönen Bilder ein Lesegenuss.

Der Autor selbst sieht das Buch in den Händen von gebildeten und interessierten Laien. Ebenso dürfte es Leser mit einer Vorliebe für Archäologie ansprechen. Weiter will er Studierende der Bio- und der Geowissenschaften erreichen. Diese Absicht deckt sich vollumfänglich mit unserer Beurteilung – und daraus folgenden Empfehlung – seines beachtenswerten Buches.

 

Rezension: Christina Imobersteg


 

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