Buch «Globi und die Energie»

Buch «Globi und die Energie»

Globis Reise in die Energiezukunft

Rotschwarz-karierte Hose, gelber Schnabel, Baskenmütze… Ah, Globi! Was will er denn da im Wasserkraftwerk? Schleichen wir mal hinterher...

Autor Atlant Bieri / Daniel Müller (Ill.)
Verlag Globi (Orell Füssli)
Umfang 96 Seiten
ISBN 978-3-85703-046-8
Preis Fr. 29.90 (UVP)

 

Als Globi eines Tages im Stadtpark spazieren geht, trifft er auf Tara und ihren Bruder Eneri aus dem Inselstaat Kiribati. Die erzählen ihm, dass sie dort nicht mehr bleiben konnten, da das Meer ihre Schule überflutet habe: Klimawandel, sagen sie. Da wird der pfiffige Papagei natürlich neugierig, was es damit auf sich hat. Er nimmt die Geschwister in Schlepptau und marschiert stracks zum Wetterdienst. Dort wird ihnen dann nicht nur der Klimawandel erklärt, sondern auch, dass dieser hauptsächlich damit zusammenhänge, wie wir Menschen (und progressiven Papageien) Energie gewinnen und verbrauchen. Energie?... Ist ja klar, dass uns Globi jetzt nicht mehr vom Haken lässt, bis er alles Wissenswerte um diesen ominösen Begriff gründlich ausgeforscht hat.

Dass die Bücher der Reihe GlobiWissen es hinkriegen, verzwickte und weitläufige Sachverhalte auf nicht mal hundert Seiten vorbildlich vollständig und kindgerecht zusammenzufassen, haben wir ja vorgängig bereits feststellen dürfen. Dieser neunte Band der Globi-Sachbücher setzt uns denn auch nur insofern in die Patsche, als wir dachten, dass dies gar nicht mehr viel besser zu schaffen sei. Doch da hocken wir jetzt und behaupten - auf die Gefahr hin, langsam unglaubwürdig zu wirken - dass es diesem noch besser gelingt.

Dazu hat bestimmt beigetragen, dass das Buch in glücklicher Zusammenarbeit mit "energietal toggenburg" und vielen Fachleuten geschaffen wurde. Vor allem aber ist es das Ergebnis seines aussergewöhnlich cleveren Aufbaus. Da beginnt dann die Erläuterung der Frage, was Energie eigentlich ist und wozu wir sie brauchen, nicht bei der Dampflok oder beim Erdöl, sondern bei uns, unserem Essen… und einem Webstuhl. Oder es werden der Klimawandel und die Herausforderungen einer Energiewende nicht jeweils einzeln verhandelt, sondern einander wechselseitig ergänzend. Dies geschieht, noch zusätzlich, vor breiter historischer Perspektive und mit einem durchgängigen Alltagsbezug, der dann in einfach umzusetzende Tipps für einen sorgsamen Umgang mit Energie zuhause mündet.

Damit Globi all dies unter seine altbewährte Baskenmütze kriegt, gestaltet er seine Entdeckungsreise ins Schweizer Stromnetz und die Erdgeschichte, ins Treib- und Minergiehaus als eine Reportage. Das hat einerseits die (anlässlich eines Kinderbuchs recht ungewöhnliche) Folge, dass die beigezogenen Fachleute gleich persönlich auftreten dürfen. Für uns jedoch hauptsächlich jene, dass wir eine bemerkenswert neutrale und aufgefächerte Übersicht über die fossilen und erneuerbaren Energieträger mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen, über die verschiedenen Interessenlagen und die anstehenden Aufgaben erhalten. Globi präsentiert uns sein Anliegen, die Energiewende, also nicht als eine hopplahopp machbare, sondern als ein anspruchsvolles Unternehmen - und macht damit auch klar, warum hier vertieftes Wissen nötig ist. Wo dieses spezifischere Fachwissen den Horizont der kindlichen Erfahrung sprengt, springen sogleich die Illustrationen bei. Bezüglich der Windräder heisst es beispielsweise, dass diese "das Landschaftsbild veränderten". Eine zu abstrakte Formulierung, fanden wir, das empfohlene Lesealter ab acht Jahren vor Augen - und entdeckten dann gleich darunter die Zeichnung eines ärgerlichen Fotografen, dem ein Windrad sein schönes Bergpanorama verstellt. Viel einleuchtender kann man den Zusammenhang nicht verdeutlichen.

Doch halt. Da rezensieren wir so frisch einher und erwecken dabei unabsichtlich den Eindruck, das Buch sei ein knochentrockenes Lehrbuch. Aber nichts da: Wir haben uns bei der Lektüre auch noch prächtig amüsiert. Wir mögen den Stimmen, die beklagen, Globi habe sich vom frechen Flegel zu einem sittsamen Weltverbesserer entwickelt, vielleicht im Einzelfall mal beistimmen. Doch auch dieses Buch beweist wieder, dass der patente Papagei sich dabei seine wichtigsten Eigenschaften bewahrt hat. Er verfügt noch immer über seinen fidelen, lässigen Blick auf die Dinge und ist so rührig und fassbar wie je. Dass er sich mit seinem Witz und seinem Enthusiasmus unvermindert dafür einsetzt, seinen kindlichen Kameradinnen die Welt und eine lebenswerte Zukunft zu öffnen: Dafür danken wir ihm erst mal schön, und dann empfehlen wir herzlich sein spannendes neues Sachbuch.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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