Autor | David Holmgren |
Verlag | Drachen Verlag |
Umfang | 414 Seiten |
ISBN | 978-3-927369-76-4 |
Preis | Fr. 59.-- (UVP) |
Was diese permanent agriculture - kurz Permakultur - überhaupt ist, dürfte bekannt sein... Also nur ganz kurz: Die Permakultur ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Bodenbewirtschaftung, wobei ganzheitlich hier nachhaltig, kreisförmig, symbiotisch meint. Biolandwirtschaft, demnach? Ja, schon,... aber eine vielseitig systemische Biolandwirtschaft mit ausgreifender Perspektive. David Holmgren war einer der beiden Australier, die dieses Konzept einer selbsterneuernden Boden- und Produktionskultur in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts begründeten.
Seine in den seither verstrichenen Jahrzehnten angesammelten Erfahrungen, die grundlegenden Methoden sowie die hinzugetretenen Erweiterungen der Permakultur destilliert er in seinem Buch zu zwölf Gestaltungsprinzipien. Diese ergänzen den Fokus der Permakultur auf Bodenökologie, Ressourcen- und Energiekreisläufen oder ihrer charakteristischen Zonenstruktur um wegweisende Gedanken und Zielsetzungen einer zukunftsfähigen Nahrungsproduktion. Das erweitern sie gleich noch einmal, indem sie das daraus sich schälende Verständnis um Naturzyklen oder die Funktionen von Kooperation und Konkurrenz in der Biosphäre in umfassenden Zusammenhang setzen. Da geht es dann beispielsweise, im Kleinen, um Kompostierung oder die Geländegestaltung nach dem Beispiel einer Körperzelle, darüber hinaus aber schon bald um eine konkrete Nachhaltigkeitsethik, um die Umformung von Dynamiken der Globalisierung oder die psychologischen Ansatzpunkte einer angestrebten Selbstbeschränkung. Auf all diesen Ebenen präsentieren sich die projektierten Veränderungen erst einmal überschaubar und praktikabel. In ihrem Zusammenschluss und ihrem Anspruch sind sie radikal.
Es ist also, gelinde gesagt, ein ambitioniertes Werk, das uns David Holmgren hier vorlegt. Der Erfüllung der selbstauferlegten Ziele kommt es unbedingt entgegen, dass die Permakultur - und ebenso der Autor - schon immer stärker an wissenschaftlicher Qualitätskontrolle als an hochschiessenden Idealen interessiert war. So kommt es, dass sein Buch durchweg Bodenhaftung behält und uns praktische Problemlösungen ebenso vermittelt wie das theoretische Grundwissen um ökologische Gesetzmässigkeiten.
Ganz vermeiden lässt es sich dann wahrscheinlich nicht, dass in die erwogene Transformation unseres Weltbildes auch David Holmgrens persönliche Weltanschauungen einfliessen. Da sind wir dann nicht immer bei ihm. Doch ob nun eine feminine Denkweise tatsächlich gleichzusetzen ist mit einer schöpferischen Lebensart oder die indigenen Kulturen mit Nachhaltigkeit – die Zweifel daran bleiben ohne Auswirkung auf die inspirierende Anziehungskraft seiner Konzepte und Betrachtungen. Etwas schwerer wiegt, dass David Holmgrens nüchterne Argumentation eine gute Portion Konzentration einfordert. Selten die Momente, da sein Buch uns an den Ohren fasst und unwiderstehlich über ein paar Seiten hinwegschleift. So fragten wir uns dann mehrfach, ob es zu der methodischen Abarbeitung seiner zwölf Prinzipien keine kurzweiligere Alternative gegeben hätte. Da uns aber, so auf die Schnelle, keine einfiel, wollen wir das unserer unbedingten Empfehlung des Buches nur als eine Vorwarnung beigesellen.
Denn - Kurzweil hin oder her - David Holmgrens Grundlagenwerk zur Permakultur hat unsere durchaus nicht geringen Erwartungen selbstsicher überboten. Dass es sich für alle an der Permakultur Interessierten als unabdingbare Lektüre aufdrängt, überrascht nicht. Dass wir es jetzt aber grundsätzlich allen um eine nachhaltige Lebensweise Bemühten als eine profunde Inspirationsquelle ans Herz legen möchten, dazu hat es uns geflissentlich überredet.
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