Buch «Chemiewende»

Buch «Chemiewende»

Von der intelligenten Nutzung natürlicher Rohstoffe

Wenn Hermann Fischer und Horst Appelhagen in diesem neuen Buch die Abkehr von der alten hin zu einer nachhaltigen Chemie diskutieren, so diskutieren sie nicht nur die Zukunft der chemischen Industrie, sondern jene unseres Lebensstandards.

Autor Hermann Fischer / Horst Appelhagen
Verlag Antje Kunstmann
Umfang 141 Seiten
ISBN 978-3-95614-173-7
Preis Fr. 17.50 (UVP)

 

Es ist Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vielleicht gar nicht unmittelbar bewusst, aber die chemischen Produkte unseres Alltags basieren zu weit überwiegenden Teilen auf einem einzigen Rohstoff: Dem Erdöl. Das ist nicht nur deshalb bedenklich, da sich die chemische Industrie damit in Abhängigkeit einer schwindenden Ressource befindet. Es trug auch dazu bei, dass sich die Chemie, dieser fundamentale Motor des Lebens, ihren Ruf der “Unnatürlichkeit“ eintrug - und ja auch tatsächlich für so allerlei Umweltsünden verantwortlich zeichnet. Dennoch kann die Konsequenz daraus nicht sein, sich von ihren ebenso unbestreitbaren Segnungen einfach abzuwenden. Was wir brauchen, ist eine andere Chemie.

Wie eine solche aussehen könnte, das machte uns der innovative Chemiker Hermann Fischer bereits in seinem Vorgänger "Stoff-Wechsel" fasslich. Diese andere Chemie beruft sich in ihren Grundzügen nicht weiterhin auf die gewaltsame Aufsplitterung und Umformung von Molekülen, wie sie die Petrochemie kennzeichnet, sondern orientiert sich in aufbauender und damit gleichsam organischer, evolutionärer Manier an der Vielfalt chemischer Stoffe und Reaktionen in der lebendigen Natur. Über die Möglichkeiten und die Voraussetzungen einer breiten Anwendung der “grünen“ Chemie tauscht er sich nun in diesem neuen Buch mit dem Juristen und Unternehmensberater Horst Appelhagen aus. Im grossen Bogenschlag von der Vergangenheit in eine wünschenswerte Zukunft machen sie uns mit ihren Methoden und Erfolgen vertraut. Mit intimer Fachkenntnis erörtern sie ihre Anwendungen und deren ökologischen und gesundheitlichen Mehrwert in den verschiedenen Bereichen unseres Alltags - in Technik, Bauwesen, Textilbranche, Pharmazie oder Kosmetik. Vor allem aber beraten sie darüber, wo ein angestrebter Umbruch in der Denkweise und Methodik der chemischen Wissenschaften erfolgversprechend ansetzen kann.

Diese üppige Auswahl an aufschlussreichen Einsichten und Kenntnissen vermitteln sie uns anhand eines lebendigen Dialogs. Wir persönlich sind nun, was diesen wiederkehrenden Trend betrifft, uns Inhalte in Form von schlichter Rede und Gegenrede vorzusetzen, keine Fans. Eine Berechtigung hierfür erkennen wir üblicherweise, wenn es sich dabei um einen Diskurs handelt - die Argumente sich also am gegenseitigen Widerspruch bewähren müssen. In diesem Fall befinden sich aber die Diskussionsteilnehmer mehrheitlich auf derselben Seite: Hermann Fischer als eloquenter Vordenker einer nachhaltigen Chemie und erfahrener Unternehmer in Sachen Naturfarben, und Horst Appelhagen, der nicht nur grosse Chemieunternehmen in Umweltfragen berät, sondern sich zudem privat einer chemiefreien Selbstversorgung verschrieben hat. Einleuchtend, dass sie sich in ihrem Gespräch mehr die Bälle zuspielen, als dass sie ihre Überzeugungen aneinander messen.

Dass wir jetzt im Laufe der Lektüre über solche Vorbehalte problemlos hinwegfanden, liegt erst einmal daran, dass das potentiell bedrohliche Thema "Chemie" sich in dieser kurzweiligen Form höchst leserfreundlich und zugänglich präsentiert. Es bedarf also keiner ausserordentlichen Vorkenntnisse, um hier in vollem Umfang von der Expertise und den inspirierenden Visionen der beiden fachkundigen Autoren zu profitieren. Hauptsächlich aber gelang uns das, da dadurch eine gehaltvolle Zielsetzung des Buches gestützt wird. Hermann Fischer wünscht sich - entsprechend der ersten Aufbruchsstimmung der chemischen Wissenschaften vor hundertfünfzig Jahren - eine erneuerte Begeisterung ob der Innovationschancen der alternativen Chemie. Genau diese Begeisterung bricht dann regelmässig hervor, wenn er in unverstelltem Plauderton von seinen Erfahrungen und dem vielseitigen Potential einer neu zu erkundenden Chemie berichtet. Im gleichen Schwung vermitteln sich das Staunen und der Respekt der beiden Autoren vor der Vielfalt und Gestaltungskraft der Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen, die ihr das zukunftsfähige Fundament sein soll. Das Buch wird so - zusätzlich zu seiner Eignung als kompakte Einführung in eine bedeutsame Thematik - zu einem kraftvollen Botschafter einer ökologisch verantwortungsvollen Chemie.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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