Buch «Green Net»

Buch «Green Net»

Umweltthemen finden einen belletristischen Niederschlag noch immer weit öfter in Jugendbüchern als in der “erwachsenen“ Literatur. Doch was wollen wir darüber klagen, wenn dabei dann Bücher herauskommen wie dieser Roman von Wilfried von Manstein?

Autor Wilfried von Manstein
Verlag Moritz Boerner (Edition INMO)
Umfang 409 Seiten
ISBN 978-3-9424-9820-3
Preis Fr. 24.80 (UVP)

 

Dass wir dieses Jugendbuch bereits heute besprechen würden, hätten wir uns anfangs dieser Woche noch nicht gedacht. Die Tatsache, dass dem jetzt doch so ist, kann uns deshalb als leiser Hinweis auf seine hervorstechendste Qualität dienen. Spannung. Oder sollten wir besser sagen: Unterhaltsamkeit? Ganz egal, wir wollen auf Folgendes hinaus: Die attraktive Aufmachung des Buches mit inhaltsinspiriertem Titelbild und pfleglicher Fadenheftung samt Lesebändchen korreliert aufs Schönste mit seinem packenden und gehaltvollen Inhalt. Und darum geht's:

Nach einem befremdlichen Vorfall im Regenwald in seiner frühen Kindheit findet sich Mario in der Lage, mit Pflanzen zu reden. Dass diese von ihm behauptete Fähigkeit von seiner erwachsenen Umwelt eher als Ausdruck eines Traumas als eine Tatsache gewertet wird, ist natürlich ärgerlich. Doch es ist noch das Geringste seiner Probleme. Denn in seinem Kontakt mit dem Green Net - dem globalen Kommunikations-Netzwerk der Pflanzen, zu dem er Zugang gewann - stösst er auf Pläne, die ausbeuterische und zerstörerische Menschheit mal gründlich plattzumachen. Er ist dann doch noch Mensch genug, sich diesem Ansinnen entgegenzustemmen. Unterstützung findet er bei allerlei gemässigteren Pflanzen, aber auch bei der jungen Umweltaktivistin und Reporterin Rado - und einer eigenartigen gestaltunabhängigen Wesenheit namens N'Bongoo. Weitere Ob- und/oder Subjekte von Interesse: Ein Zeitbeschleunigungsgerät, ein Roboter, Kakerlaken, ein Drache unter dem Berg sowie ihre göttliche Hoheit, der Grosse Hallimasch...

Wir machen uns, angesichts dessen, wahrscheinlich keiner haltlosen Unterstellung schuldig, wenn wir behaupten, dass Wilfried von Manstein seiner sprühenden Fantasie bei der Kreation seines ersten Kinder- und Jugendromans kaum Zügel angelegt hat. Entsprechend ist es ein origineller und quirliger Roman geworden. Originell nicht nur darum, da es in seinem Die-Natur-schlägt-zurück-Szenario für einmal nicht die Tiere sind, die aufbegehren, und auch nicht einzig ob der Erfindung eines pflanzlichen Bewusstseinsnetzes - dazu findet sich beispielsweise im "Grün" der DC-Comics ein Vorläufer -, sondern zudem ob einer Unzahl unkonventioneller kleiner Einfälle, ulkiger Wortschöpfungen und dem Mut zum sanften Verstoss gegen momentane Konventionen der jugendliterarischen Correctness.

All dies gerät ihm gelegentlich etwas sprunghaft, wenn er seine Handlungsfäden eine Spur zu dicht verwebt. Auch in anderen Belangen - namentlich Stil und Charakterzeichnung - bleibt noch Luft nach oben. Vor allem unsere Schwierigkeit, in seiner Fülle handelnder Charaktere eine sich intuitiv anbietende Identifikationsfigur zu finden, dürfte sich durchaus auch auf ein jugendlicheres Publikum auswirken. Doch das ist Kritik auf jenem hohen Niveau, die ausschliesslich als eine Rückmeldung an den Autor verstanden sein soll. Denn unbesehen dieser Krittelei beschert uns Wilfried von Manstein hier einen sich von den weitesten Teilen der Konkurrenz siegreich abhebenden Jugendroman. Es gelingt ihm ausserdem, bei all seiner Fabulierlust Bodenhaftung zu halten: Unsere Alltagsrealität bleibt im Hintergrund stets sichtbar, die Botschaft des Buches damit deutlich.

Diese Botschaft lautet (an allen Enden beschnitten): Auch Pflanzen sind Lebewesen. Wilfried von Manstein macht uns diese Erkenntnis nicht nur in neuer Intensität zugänglich, indem sich diese Pflanzen in seinem Roman aus dem beschaulichen Landschaftsdekor in einen höchst aktiven Vordergrund drängen. Er erweitert sie, indem er sie uns als eigene Charaktere staunenswert und spannend macht und unsere weiterforschende Neugier durch reich eingestreute botanische Faktensprengsel anfacht. Deshalb, Herr von Manstein: Auf baldiges Wiederlesen? Wir freuen uns!

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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