Autor | Niklas Kämpergård |
Verlag | Deutsche Verlags-Anstalt DVA |
Umfang | 223 Seiten |
ISBN | 978-3-421-04056-5 |
Preis | Fr. 39.90 (UVP) |
Grundsätzliches zuerst: Ihr Öko-Rezensent ist nicht überwältigend begeistert von der verbreiteten Landleben-Sehnsucht. Naturverbundenheit in allen Ehren, doch wenn sie dann darauf hinausläuft, immer mehr dieser Natur in profitträchtigen Baugrund umzumünzen... Wenn ein Buch also mit "Raus aufs Land" titelt, so reagiert er erst mal mürrisch. Doch dann reisst er sich selbstverständlich am Riemen und erinnert sich, dass er gar nicht beauftragt ist, Lebensentwürfe zu bewerten, sondern Bücher. Und ein gutes Buch ist ein gutes Buch.
Wo dann Sie, liebe Leserinnen, absolut zu Recht einwerfen: Was heisst schon "gut"? Nun... In diesem Fall wollen wir mit der Rechtfertigung und Präzisierung dieses Wörtchens einfach mal aussen beginnen. Bemüht sich ein Verlag (wie in diesem Fall die DVA) darum, seinem Druckerzeugnis einen dem Tastsinn gefälligen Einband zu verleihen, so gewinnt dieses dadurch zweierlei. Einerseits unser Wohlwollen und (unzweifelhaft noch viel wichtiger) ganz allgemein die Bereitschaft, es einen Moment länger in der Hand zu halten. Was wiederum dazu führt, dass wir bemerken, wie sich diese sorgliche Gestaltung in den Buchblock hinein fortsetzt, wo sie sich geschmackssicher auf eine höchst übersichtliche Seiteneinteilung besinnt und den dem Text beigesellten, atmosphärischen Fotografien und Illustrationen gebührenden Raum zur Verfügung stellt, diese inspirierende Atmosphäre auch zu verbreiten.
Und darum geht’s: Um Selbstversorgung. Der schwedische Journalist und Selbstversorger Niklas Kämpergård nähert sich dieser pragmatisch, ohne es dabei an ökologischem Feingefühl und Sachverstand fehlen zu lassen. In hundert anschaulichen Arbeitsanleitungen führt er uns nicht nur an die fachgerechte Gemüseaufzucht oder die artgerechte Ziegen-, Hühner- oder Rinderhaltung heran, sondern an eine Vielzahl auch der ergänzenden, unterstützenden Tätigkeiten. Imkerei, die Anlage einer Naturwiese oder eines Kopfsteinpflasters, Bierbrauen und Saftpressen, bedarfsgerechtes Einzäunen, erneuerbare Energieversorgung, Holz- oder Bodenpflege... et cetera. Da gibt es dann zwar zur Mehrheit dieser einhundert Belange spezifische Fachliteratur, doch ihre erschöpfende Auslotung ist ja auch nicht Ziel des Buches. Es verfolgt die Absicht, hier verlässliche Startpflöcke einzuschlagen, die gleich mal in die richtige Richtung weisen. Das tut es mit ebenso viel erfahrungssatter Sorgfalt wie mit einem vorzüglichen Gespür dafür, wo dann dienliche Vertiefungen eben doch nötig sind.
Natürlich finden wir zu bemäkelnde Kleinigkeiten. So wurde uns beispielsweise von üblicherweise glaubwürdiger Seite versichert, dass die berühmte Bierfalle zur Schneckenbekämpfung sich oftmals kontraproduktiv auswirkt. Und gewiss kann es all die einem fleischlosen Lebensstil Verschriebenen unter uns kurzzeitig irritieren, wie viel Raum Niklas Kämpergård der kunstgerechten Handhabung von Fleisch oder Leder einräumt. Doch das sind, eben, nur Kleinigkeiten. Keine solche ist es hingegen, wie die Übersetzerin all die Tipps, Rezepte, Auflistungen und Erläuterungen des Autors sorgsam den deutschen Gegebenheiten und Rechtsbestimmungen angleicht.
Was unsere einleitenden Bedenken betrifft, so müssen wir demnach zurückkrebsen. Gegen die Verbreitung einer ökologisch verantwortungsvollen Selbstversorgung haben wir ja nun wirklich nichts einzuwenden. Der letzte Rest unseres Argwohns, hier einer ungezügelten Stadtflucht Vorschub zu leisten, wird ausgehebelt, wenn wir feststellen: Wir dürfen das Buch nicht nur als eine Inspiration und Starthilfe zum selbstversorgenden Leben auf dem Lande empfehlen - was es ja ist -, sondern ganz allgemein all jenen, die nach Inspiration suchen, wie (und wo) dem eigenen Konsumverhalten erfolgreich ein Hebel zu ziehen wäre.
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