Autor | Dawid Danilo Bartelt |
Verlag | Klaus Wagenbach |
Umfang | 137 Seiten |
ISBN | 978-3-8031-2767-9 |
Preis | Fr. 17.90 (UVP) |
Die Feststellung, dass eine ökologische Entwicklung ohne soziale Gerechtigkeit nicht machbar sei, ist indessen fast schon zur Floskel verkommen. Es ist ja auch leicht dahergesagt, zeitigen doch die Konfliktfelder zwischen ökologischen und sozialen Ansprüchen in Europa und dem "Westen" kaum je offen gewalttätige Auseinandersetzungen - mit solchen Konsequenzen müssen wir uns entsprechend selten herumschlagen. Anders in Lateinamerika, wo die Widersprüche zwischen Umweltanliegen und den Interessen an sozialem bzw. wirtschaftlichem Fortschritt immer wieder in Toten und Verletzten münden.
Mit Besorgnis nimmt der Südamerika-Experte Dawid Danilo Bartelt zur Kenntnis, dass sich indessen gerade auch die linken und progressiven Regierungen bspw. Brasiliens, Ecuadors oder Boliviens um die fortdauernde Ausbeutung von Naturressourcen verdient machen, die sie einstmals - in der Opposition - als eine Fortschreibung des Kolonialismus geisselten. In seinem Buch spürt er den Verwerfungslinien der Konflikte zwischen Wohlstands- und Nachhaltigkeitsansprüchen am historischen Horizont, hauptsächlich aber während der letzten Jahrzehnte nach. Er zeichnet dabei ein ausgreifendes und detailliertes Bild der Praktiken und Motive des fortdauernden Extraktivismus in Bergbau und Agrobusiness, aber auch im Emissionshandel. Dem gegenüber prüft er die Potentiale der Alternativbewegungen, wie beispielsweise dem Buen Vivir oder den erstarkenden Indigenen-Organisationen.
So komplex und auch mal verwirrend sich dies gestaltet - geschuldet den jeweiligen Partikularinteressen oder den Einflussnahmen der internationalisierten Wirtschaft -, so anschaulich kann Dawid Danilo Bartelt dann aufzeigen, wo der sprichwörtliche Hase im Pfeffer liegt. Obwohl er eine beeindruckend rührige und umsichtige Gegenbewegung feststellen darf, kann diese doch erst zum Tragen kommen, insofern sie sich als eine Anteilsmacht etabliert. Die Alternativen zum zerstörerischen Extraktivismus, so kann er deutlich aufzeigen, beginnen deshalb nicht bei alternativen Anbaupraktiken oder einem "nachhaltigen" Bergbau. Sie beginnen bei mehr Demokratie und einer Angleichung der Machtverhältnisse. Trotz dieses Befundes zeigt sich der Autor in seiner Analyse erfreulich pragmatisch und ideologiefrei - an antikapitalistischer Rhetorik ist ihm nicht gelegen. Die Reihe "Politik bei Wagenbach" präsentiert uns damit einmal mehr ein Buch, das sich abseits vorgezeichneter Weltbilder um eine zweckvolle Auseinandersetzung mit den anstehenden ökologischen und sozialen Problemstellungen verdient macht.
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