Autor | Karsten Brensing |
Verlag | Aufbau |
Umfang | 384 Seiten |
ISBN | 978-3-351-03682-9 |
Preis | Fr. 29.-- (UVP) |
Als wir von der Pressestelle des Aufbau Verlags angefragt wurden, ob wir nicht Lust hätten, das neue Buch von Karsten Brensing zu rezensieren - dessen letztes wir doch schon empfohlen hätten - da fragten wir uns: Karsten Brensing? Wer ist Karsten Brensing? Wir blätterten also in unseren Buchtipps ein Stück zurück, und siehe da: Wir haben tatsächlich schon einmal ein Buch von ihm besprochen. Und zwar nicht irgendein Buch, sondern eines jener seltenen, das uns die darauffolgenden Jahre konstant begleitete und in mehr als einer Diskussion oder Recherche prominent aufploppte. Einzig vom Autor blieb uns leider nicht der Name, sondern nur sein Fachgebiet - "Irgendwas mit Delfinen" - sowie die Erinnerung, dass der Mann sich ganz vorzüglich zu artikulieren versteht. Sorry, Herr Irgendwas-mit-Delfinen.
Aber kommen wir zum Punkt, bzw. eben zu diesem neuen Buch von Karsten Brensing. Der ist - um das jetzt doch noch ein wenig exakter zu fassen - Meeresbiologe und Verhaltensforscher. Von diesen zwei Berufungen schiebt sich in seinem aktuellen Werk hauptsächlich die zweite in den Vordergrund, während sich erstere auf Hilfestellungen und ergänzende Veranschaulichung bescheidet. Es geht darin folglich um Tierverhalten, und da dann darum, was uns dieses über die Intelligenz und die Gefühlswelt von Schimpansin, A- sowie Kohlmeise, Buckelwal & Co. verrät. Dass sich in diesem wiederentdeckten Forschungsfeld gerade so einiges tut, davon geben die zahlreichen populärwissenschaftlichen Publikationen Zeugnis, die in den letzten Jahren zum Themenkreis erschienen sind. Karsten Brensing hat also Konkurrenz, und zwar versierte. Um sich da durchzusetzen, bedarf es eines Alleinstellungsmerkmals und natürlich der Fachkompetenz. Er hat beides.
Karsten Brensings Alleinstellungsmerkmal: Sein eleganter Plauderton. Zum Begriff "Plauderton" kann man sich etwas vorstellen, den müssen wir also nicht präzisieren. Betreffs dessen Eleganz wollen wir aber ein paar Worte verlieren. Als Verhaltensforscher kommt Karsten Brensing nicht darum herum, nennenswerte Anteile seiner Darstellung der Beschreibung, Interpretation und Relativierung raffinierter Experimente und Versuchsanordnungen zu widmen. Dass es ihm gelingt, uns dabei keinen kleinen Moment zu langweilen - uns ganz im Gegenteil sogar noch zu anregender Selbsterkenntnis anzuleiten -, das bringen wir deshalb als den ersten Beweisgrund der Eleganz seines Geplauders ein. Wie er es weiterhin meistert, uns in die Fachbegriffe und Detailbelange der Intelligenz- und Verhaltensforschung einzuführen und sie vertieft zu erläutern, während unser Lesefluss einfach munter weiterrauscht, ist der zweite. Und dass sich da dann seine Fachkompetenz darin bewährt, uns mit einem Überblick zu so ziemlich allen Fachbereichen zu versorgen, in denen sich neuerdings die tierische mit der menschlichen Kognitions- und Kulturleistung wieder messen darf, ohne dass seine Argumentation darüber ins Kreiseln geriete - das ist noch einer. Kommunikation, Werkzeuggebrauch, Kreativität, Moral, Kerosinmissbrauch im Tierreich: Zu all diesen Belangen bringt er uns knapp, klar und amüsant auf den aktuellen Kenntnisstand.
Sein Buch ist also ein durchdachtes und geschickt konstruiertes Buch, dem man das nicht anmerkt. Man darf ihm gewiss vorwerfen, manche Diskussionen um Interpretationen von Forschungsergebnissen abzukürzen oder hier und da eine anekdotische Beobachtung überzubelasten - doch damit befänden wir uns dann bereits auf der Höhe der akademischen Auseinandersetzung. Da will Karsten Brensing mit seiner Erzählung nicht hin, und er bereitet im Übrigen auch der skeptischen Hinterfragung seiner Einschätzungen ein zweckmässiges Fundament. Was er stattdessen will, ist, den Abstand zwischen uns Menschen - "im Handeln wie ähnlich einem Engel, im Begreifen wie ähnlich einem Gott", et cetera - und unseren tierischen Verwandten angemessen zu verringern. Was ihm dabei dann beiläufig auch noch glückt, ist, uns zu einer objektiveren Beurteilung unserer eigenen Vernunftleistungen zu überreden und uns freundlich darauf vorzubereiten, den gewonnenen Erkenntnissen um die Kognitionsleistungen der Tiere alsbald einmal auch handelnden und juristischen Ausdruck zu verleihen. Wir jedenfalls werden den Namen Karsten Brensing wohl nicht noch einmal vergessen... Um dem aber ganz bestimmt vorzubeugen, hätten wir ihm einen Vorschlag. Soll er doch einfach sein nächstes Buch etwas schneller folgen lassen? Wir freuen uns!
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