Buch «Wüsten, Berge, Fjorde»

Buch «Wüsten, Berge, Fjorde»

Landschaften und ihre bewegte Geschichte

Ein bisschen beleidigt sind wir schon, dass es keine Schweizer Landschaft unter die zwanzig vorgestellten paysages dieses Kindersachbuchs geschafft hat. Aber gut. Unsere patriotische Empfindlichkeit darf uns nicht davon abhalten, die stattdessen getroffene Auswahl der Autorin Claire Lecœuvre und des Illustrators Vincent Mahé als eine überlegte zu würdigen, und schon gar nicht soll sie uns hindern, ihr wunderschönes Buch hier der Aufmerksamkeit unserer Leserinnenschaft nahezulegen.

 Autor Claire Lecœuvre / Vincent Mahé
 Verlag Jacoby & Stuart
 Umfang 46 Seiten
 ISBN 978-3-946593-51-5
 Preis Fr. 23.80 (UVP)

 

Dass auch Landschaften "leben", sich also stetig verändern und umformen, ist ein im Rahmen der menschlichen Lebensspanne verblüffender Fakt. Dennoch versichern uns die Geologen, dass dem genau so sei, und sie stiessen bei der Erforschung dieser Vorgänge auf die faszinierendsten Phänomene. Die Auswahl an zwanzig eindrucksvollen Landschaften, die die Autorinnen für ihr Kindersachbuch wählten, folgt deshalb nicht einzig deren offensichtlicher Ästhetik, sondern ebenso dem Anspruch, den Kindern eine Vorstellung dieser verschiedenen Kräfte und Umwälzungen zu vermitteln. So erklärt uns Claire Lecœuvre an den Beispielen des Fujiyama und des nordirischen Giant's Causeway den Vulkanismus, anhand des Schwarzwalds oder des Baikalsees die Plattentektonik, im Zusammenhang mit der vietnamesischen Bucht von Ha Long die Erosion usw. bis hin zu spezielleren Merkwürdigkeiten wie versteinerten Wäldern.

Wie gut ihr das gelingt, unterscheidet sich im Einzelfall. Einer Textstelle entnehmen wir, dass sie auf ein Publikum zwischen 8 und 10 Jahren abzielt. Wir sind nun schon etwas älter, doch in einem Fall rätselten wir gute fünf Minuten über einer ihrer bildhaften Erläuterungen, bis wir sie kapierten. Meist fehlt da dann nicht viel: Ein Wörtchen hier, ein Sätzchen da, also nichts, was den angestrebten Textumfang gesprengt hätte. Wir sind aber dennoch gerne bereit, diese seltenen Unklarheiten zu verzeihen und der Bemühung der Autorin zuzuschreiben, uns umfangreiches Wissen in möglichst lesefreundlicher Form angedeihen zu lassen. In diesem Streben versteht sie es dann nämlich andererseits, ihre geologischen Erklärungen stets mit spannenden Kenntnissen aus Kulturgeschichte, Archäologie und den biologischen Wissenschaften aufzupeppen. Sie hält so ihre Ausführungen lebendig, und uns in unserem ökosensitiven Furor erfreut sie dann weiterhin damit, dass ihr die Sorge um die ökologische Integrität unserer irdischen Landschaften durchgehend ein ansteckendes Anliegen bleibt.

Die spezielle Leistung aber, die dem Buch seinen Platz im begrenzten Aufmarsch unserer Buchtipps auf Anhieb gesichert hat, ist dann im Zusammenspiel von Bild und Text zu finden. Der Illustrator Vincent Mahé entwirft mit klaren Linien und kräftigen Farben grossflächige Panoramen, in denen erst mal wenig passiert. Dennoch ziehen sie das Auge an und halten es fest, bis es dann spürbar wird: Die Stille, Majestät oder charakteristische Eigenart der Landschaft, die er uns vorführt. Dann entdecken wir plötzlich auch das Leben darin: Tiere, Menschen, eine flackernde Fahne vielleicht, ein Boot - und die Bewegung kehrt zurück, nur jetzt mit ruhiger Kraft und Tiefenwirkung. Sie stehen sich manchmal fast kontrastierend gegenüber; die Textseite mit ihrer Behauptung der Wandelfähigkeit der Landschaft und die vordergründig statisch anmutenden Bilder, um dann während der im Lesen verbrachten Zeit unfehlbar zusammenzufinden, sich gegenseitig zu erwecken und ihre ganz eigentümliche, bezaubernde Wirkung zu entfalten.

Das Buch ist damit unter den Kinderbüchern dieses Herbstes ein Besonderes. Besonders nicht in dem Sinne, in dem wir uns schon manchmal fragten: Ist das jetzt ein Buch für Kinder, oder richtet es sich doch an die Eltern, die es kaufen sollen? Nein. Denn im besten Fall, wie hier, geht das vorzüglich zusammen: Als ein Buch, an dem sich Kinder wie Eltern gemeinsam erfreuen können.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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