Autor | Harald Welzer (Hg.) |
Verlag | Fischer Taschenbuch |
Umfang | 158 Seiten |
ISBN | 978-3-596-29905-8 |
Preis | Fr. 17.90 (UVP) |
Bücher zur Nachhaltigkeit erscheinen zur Zeit in Serie, weshalb sie sich den Vergleich mit anderen Büchern zum Thema gefallen lassen müssen. In diesem Sinne dachten wir in Harald Welzers Vorwort zu diesem Taschenbuch noch: 'Jetzt hat er sich endgültig in die oberen Ebenen des Elfenbeinturms begeben'. Doch dann entdeckten wir genau dies als seine Stärke.
Der deutsche Nachhaltigkeitspromi stellt die einfache Frage: Wie könnte eine nachhaltige Gesellschaft aussehen? Und da wir da, mal ehrlich, auch weiterhin weitgehend im Dunkeln tappen, gibt er den Ring frei für Visionen solcher nachhaltiger Weltordnungen, die sich etwas weiter hinauslehnen als nur zu einer Fortschreibung des konsumistischen Lebensstils unter ökosensitiven Vorzeichen. Eine Riege von Fachleuten zu verschiedenen sozialen, ökonomischen und ökologischen Fragen lassen also die Zügel schiessen und puzzeln innovative Ideen und Ansätze zu inspirierten Utopien zusammen. Da geht es dann um eine nachhaltige Stadtplanung, die soziale Aspekte ebenso berücksichtigt wie die ökologisch-agrarischen. Es geht um eine Umformung der Mobilitätsgewohnheiten und darum, was das für die politische Organisation eines mitteleuropäischen Landes bedeuten würde. Oder es geht um die Angleichung unserer Lebensansprüche im Lichte eines biozentrischen - also die Tier- und Pflanzenwelt zur erweiterten Gesellschaft zählenden - statt des zeitgenössischen anthropozentrischen Weltbilds.
Gänzlich zusammenphantasiert sind diese Zukunftsschauen nicht: Der Abgleich mit angedachten, geplanten oder bereits in Probe befindlichen Projekten wird aktiv gesucht. Dass sie dennoch lückenhaft, manchmal naiv oder ungehemmt idealistisch sind - tant pis. Wir haben unsere helle Freude an dem Buch ja nicht, weil es sich vom Rahmen trotziger, vermeintlicher Sachzwänge oder einem argwöhnischen Realismus einengen liesse, sondern weil es eben das einmal nicht tut und damit die Denkmuster zu neuen Vorstellungen, unbequemer Selbstreflexion und unorthodoxen Lösungswegen öffnet. Damit muss es sich dann auch keine Vergleiche mit anderen Veröffentlichungen zur Nachhaltigkeit mehr gefallen lassen. Es steht, als eine kleine, couragierte und ungemein stimulierende Denkschrift, einzig.
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