Autor | Raj Patel |
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Verlag | Riemann Verlag |
Umfang | 285 Seiten |
ISBN | 978-3-570-50124-5 |
Preis | Fr. 30.90 (uvB) |
Die Frage ist entweder provokativ oder einfach nur eine rhetorische: Ja, was kostet sie denn, die Welt? Wenn Sie zu jenen gehören, die sie als provokativ empfinden, vielleicht gar ein leises Gruseln dabei verspüren, werden Sie in dem Buch eine Vielzahl von Hintergründen und Argumenten finden, die diese Emotionen zu versachlichen helfen. Wenn Sie zu jenen gehören, die sich diese Frage (mit einem vorsichtigen Seitenblick auf ihr Bankkonto) ernsthaft stellen, würden wir Sie gerne kraft unserer Rezensentenmacht zur Lektüre verpflichten.
Im ersten Teil seines Buches erläutert uns der Autor Raj Patel, seines Zeichens Abtrünniger der „neoliberalen" Marktwirtschaft, wie die letzte Finanzkrise als Zeichen eines grundlegenden Fehlers des kapitalistischen Produktions- und Bewertungssystems interpretiert werden muss. Es ist eine kurze tour de force durch Geschichte und Glaubenssysteme der Ökonomie, die offenlegt, wie dieser Fehler sich einschlich und welche verheerenden Folgen zu erwarten sind, wird seine Kenntnisnahme ignoriert. Der Fehler selbst, so Raj Patel, ist die selektive und oft vollkommen falsche Zuteilung von Wertkriterien. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Dass etwas nicht stimmen kann, wenn der intakte Wald nichts, der rechte Arm von Roger Federer aber Millionen wert ist, ist hoffentlich bereits einer breiteren Öffentlichkeit klar. (Sorry, Roger.)
Im zweiten Teil widmet sich das Buch den realen, aktuellen Auswirkungen dieser Fehleinschätzungen auf die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Systeme unserer Welt. Hier flicht der Autor dann seine, nach der bisherigen Lektüre bang erwarteten, Alternativvorschläge ein. Auch diese sind nicht neu; Allmende anstatt Eigentum, teilen statt nehmen, Regulierung kontra Wildwuchs und ein profunderes Verständnis von Demokratie sind hier vordringlich zu nennen. Zudem verschwimmen sie oft in freundlicher moralischer Ermahnung. Was also leistet dieses Buch, dass wir es empfehlen? Kurz gesagt: Es funktioniert. Was uns Raj Patel vorsetzt, ist ein straffer und dennoch überraschend umfassender Überblick über die Fragen, die sich uns zwangsläufig stellen, wenn wir ein Fortleben der Menschheit für ein paar weitere Generationen als würdige Aufgabe erachten. Vor allem in seiner Analyse der marktwirtschaftlichen Mechanismen ist er klarsichtig, seine Beispiele sind eingängig, sein Tonfall zwar scharf, aber erfrischend wohlgemut. Und mit all seinen Vorschlägen bewegt er sich in eine Richtung, die absehbar in Frieden, Freude und Eierkuchen münden wird. Oder doch zumindest nicht in ökologischer und sozialer Apokalypse.
Sacha Rufer
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