Autor | Martin Lendi |
Verlag | vdf Hochschulverlag |
Umfang | 421 Seiten |
ISBN | 978-3-7281-3866-8 |
Preis | Fr. 68.-- (UVP) |
Als erstes geht Lendi auf das Grundverständnis ein. Seine Ausführungen in diesem Kapitel sind zentral für das Verständnis des Aufbaus des Buches. Der Autor weist darauf hin, dass sich die Geschichte der Raumplanung nicht linear darstellen lässt. Zudem müsse eine zu enge Fixierung auf die Raumplanung vermieden werden. So blickt er immer wieder zurück auf die Anfänge der Raumplanung, und immer wieder werden Querverbindungen herstellt.
In den folgenden 17 Kapiteln breitet er eine Vielzahl von Aspekten aus und beleuchtet kritisch Ereignisse und Tatbestände. Er beschreibt die Räume und die verschiedenen Faktoren, die die Schweizer Raumplanung beeinflusst haben: Kulturvielfalt, Bevölkerungswachstum, Verkehrsproblematik - um nur ein paar wenige zu nennen. Das schweizerische und das weltgeschichtliche Geschehen ist ein Schlüssel für das Verständnis der Geschichte der Raumplanung. Lendi bezieht sie ein und unterscheidet die Phasen vom werdenden Bundesstaat, die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, die Nachkriegszeit, die bundesrechtliche Verankerung der Raumplanung und deren Etablierung, bis hin zur notwendigen Neuorientierung in der neueren Zeit. Damit macht der Autor das Buch zu einer reichhaltigen Lektüre nicht nur über die schweizerische Raumplanung, sondern auch über die Politik der neueren Zeit bis heute.
Immer wieder betont er den bisweilen schweren Stand der Raumplanung. Als öffentliche Aufgabe muss sie vielfältigen Ansprüchen genügen. Der Einfluss von Politik und Wirtschaft ist unübersehbar. Das Recht in seiner Summe ist der Massstab der Raumplanung als einer öffentlichen Aufgabe. Lendi beklagt, dass dadurch oft nur suboptimale Lösungen möglich sind. Er wünscht sich daher ein grösseres Engagement und ein vehementeres Insistieren der Raumplanung als einer wissenschaftlichen Disziplin: Ist doch die Wissenschaft freier, wesentliche Aspekte auch ausserhalb des rechtlichen Rahmens zu diskutieren. Gewürdigt wird zudem das Wirken von Personen, die die Raumplanung in der Schweiz geprägt und beeinflusst haben. Er macht deutlich, dass das Erhalten und Gestalten des Lebensraums ziviles Engagement und Mitmenschlichkeit voraussetzt.
Den Erfolgen, Misserfolgen und Defiziten der Raumplanung widmet Martin Lendi ebenfalls ein Kapitel. Er steht damit dazu, dass die Geschichte der Raumplanung keine reine Erfolgsgeschichte ist. In den letzten beiden Kapiteln schliesslich gibt er Impulse für eine zukunftsorientierte Raumplanung. Er fordert keinen radikalen Paradigmenwechsel; dazu sei die Wirklichkeit zu komplex. Von Anfang weg hat die Raumplanung die freiheitliche Ordnung für Individuen, die Wirtschaft und die Gesellschaft positiv respektiert. Die Grundfunktion der Erhaltung und Gestaltung von deren Lebensräumen bleibt das Kerngeschäft.
Mit seinen Ausführungen gibt Lendi nicht nur praktizierenden und angehenden Raumplanern eine bedenkenswerte Lektüre in die Hand. Er betrachtet in seinem Buch die Raumplanung als Teil eines ganzen Systems. Auch für Politiker und Wirtschaftsfachleute ist es damit ein empfehlenswertes Werk, und durch den Einbezug des geschichtlichen Hintergrundes dürfte es auch Interessierte der Schweizer Geschichte ansprechen.
Rezension: Christina Imobersteg
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