Autor | Volkert Engelsman / Bernward Geier (Hrsg.) |
Verlag | oekom |
Umfang | 166 Seiten |
ISBN | 978-3-96238-006-9 |
Preis | Fr. 22.10 (UVP) |
In einer perfekten Welt wären die Preise perfekt. Da würden die Produktionskosten eines Kilo Rüebli perfekt berechnet, und den Rest regelten dann noch Angebot und Nachfrage. In unserer Welt sind die Preise nicht perfekt. Die meisten Waren sind indessen nicht etwa zu teuer, sondern zu billig. Dafür verantwortlich sind jene nicht einberechneten Kosten, die die Ökonomie die "externen" nennt: Bei Lebensmitteln etwa der Verlust an gesunden Böden und an Artenvielfalt, die Gesundheitskosten der den Pestiziden ausgesetzten Arbeiter und Konsumenten, die Verschmutzung von Gewässern und Luft... Bezahlt werden die dann trotzdem, von uns allen, vielleicht auch erst eine oder zwei Generationen später. Die Firma dankt.
Klingt simpel, ist aber vertrackt. Ungleich schwieriger, als eine solche Kritik an die industrielle Landwirtschaft (und ja, in etwas entschärftem Ausmass auch an die biologische) zu richten, ist es, mit berichtigten Berechnungsschlüsseln und gerechten Lösungsvorschlägen anzukommen. Deshalb sind wir glücklich über dieses kleine Büchlein, in dem der Betriebswirt Volkert Engelsman und der Agrarwissenschaftler Bernward Geier eine illustre Riege von Fachautoren aufmarschieren lassen, die uns genau dies erarbeiten. Sie beschränken sich also nicht auf die Darlegung der Mechanismen und Machenschaften, mit denen die Wirtschaft die externen Kosten auch im Externen belassen möchte. Die internationale Autorinnenschaft bemüht sich ausserdem redlich und verständig um eine Bezifferung dieser Kosten und stützt darauf ihre Entwürfe - überwiegend sogar ihre bereits verwirklichten Projekte - einer nachhaltig tragfähigen Preisgestaltung in Agrar- und Nahrungsindustrie. Die daraus resultierende Dichte an Daten, Fakten und Kalkulationen in den kurzen Beiträgen kommt dem unbeschwerten Lesefluss zwar nicht entgegen. Unsere Dankbarkeit für genau diese Fülle an Daten und Berechnungskonzepten überwiegt diesen kleinlichen Makel indessen bei weitem.
Da mögen dann, im Einzelnen, die Sachlichkeit und Überzeugungskraft der einzelnen Artikel und Autorinnen leicht variieren. Vandana Shiva beispielsweise scheint ihre Popularität der letzten Jahre mehr darauf zu verwenden, sich auf Feindbilder einzuschiessen, als darauf, die Grundlagen ihrer Argumentation zu aktualisieren. Ebenso ist selbstverständlich auch weiteren Autoren und Autorinnen ihr persönliches Projekt ein Herzensanliegen. Dazu enthalten die Schnittmengen der einzelnen Beiträge dann aber auch gleich das Korrektiv, während sich die kreativen Impulse all der vorgestellten Alternativvorschläge und -projekte ungehindert auf uns übertragen. Das Büchlein bewährt sich dadurch als ein insgesamt ebenso pragmatischer wie inspirierender Überblick der Diskussion um die Zukunftsfähigkeit der biologischen Lebensmittelproduktion - und als eine höchst willkommene Argumentsammlung zu ihren Gunsten.
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