Autor | Atlant Bieri / Daniel Frick (Ill.) |
Verlag | Globi Verlag (OF) |
Umfang | 119 Seiten |
ISBN | 978-3-85703-108-3 |
Preis | Fr. 29.90 (UVP) |
Dass wir an den Kindersachbüchern der Reihe "GlobiWissen" unsere liebe Freude haben, ist hier in dieser Rubrik schon einmal angeklungen. In der Voraussicht auf diesen neuen Band erwarteten wir denn auch - zu Recht, wie wir sehen - keinen Einbruch ihrer beständigen Qualität. Stattdessen fragten wir uns, wie sich Globi wohl bezüglich der momentanen Diskussion um die Neobiota aus der Affäre ziehen würde. Die geht ungefähr so: "Die Neobiota, also die gebietsfremden Tiere und Pflanzen, stellen als invasive Arten eine unkalkulierbare Gefahr für die heimischen Ökosysteme dar." Und Gegenstimme: "In Zeiten des Klimawandels ist der Kampf gegen Neophyten und Neozoen ein aussichtsloser oder gar ein kontraproduktiver, wo die eingewanderten Pflanzen und Tiere das Potenzial haben, unter Druck geratene Ökosysteme zu bereichern und zu stabilisieren."
Globis Haltung in dieser Debatte verdeutlicht sich schon am ersten Satz seines Sachbuchs. "Liebe Globifreunde", steht da, "«böse» Pflanzen und Tiere gibt es nicht." Und das bleibt dann seine Position, während er sich kraft seiner Fähigkeit, mit Signalkrebs, Götterbaum oder Asiatischem Marienkäfer direkt zu sprechen, über deren Herkunftsgeschichte und Lebensgewohnheiten unterhält. Ergänzend sucht er zusammen mit Glossa, einer Amerikanischen Zapfenwanze, das Wissen der Fachleute, wie mit den neuen, manchmal invasiven Arten umzugehen sei. Um sich darauf vorzubereiten, müssen aber erst einmal ein paar Grundbegriffe geklärt sein. Was denn genau ein "Ökosystem" ist, beispielsweise, und was da genau passiert. Oder warum manche eingewanderte Pflanzen wie der Riesenbärenklau als "Neophyten", andere - die Walnuss etwa - als heimisch gelten.
Dieser so durchaus nicht auf den kleinsten kindlichen Nenner heruntergebrochene Informationsgehalt des Buches vermittelt sich einmal mehr in kurzweiliger Klarheit. Dazu trägt wesentlich bei, dass sich der Autor Atlant Bieri in seiner Recherche direkt vor Ort begab und die dabei gemachten Begegnungen und Stimmmeldungen kräftig einfliessen lässt. So gestaltet sich auch der Hauptteil des Buches, in dem wir mit Globi die verschiedensten Neophyten und Neozoen besuchen und uns über ihre Einwirkung auf die heimischen Lebensräume aufklären lassen, als abwechslungsreiche und amüsante Reise. Ebenfalls verdeutlicht sich im Zuge dessen, wie wir Europäer eben nicht nur Opfer, sondern vielfach die Auslöser solcher Einwirkungen waren und sind. Die dieserart gepflegte Balance übersetzt sich in kindgerechte Anweisungen, wie der Problematik zu begegnen ist, ohne dafür auf Verharmlosung oder, umgekehrt, auf Dramatisierung zurückzugreifen.
Viel des reichen Informationsgehalts des Kindersachbuchs wird in Wiederholung vorgetragen. Da lesen wir dann regelmässig das, was uns in der Erzählung berichtet wird, gleich noch einmal in dem jeder vorgestellten Art gewidmeten Kurzporträt. Das hat uns zwar verwundert, muss aber kein Schaden sein: Die Repetition von Wissen soll ja helfen, dieses zu erinnern, und der Band kann in dieser Gestaltung auch gleich als ein kleines Nachschlagewerk dienen. Als Illustrator löst in diesem elften "GlobiWissen"-Band Daniel Frick den bewährten Daniel Müller ab. Während er das sympathische Erscheinungsbild der Reihe mühelos bewahren kann, neigt er statt zum verspielten Detail etwas stärker zum klaren Strich und grafischer Prägnanz. Dem Buch mit seinem Bedarf an anschaulichen Porträtzeichnungen kommt dies unbedingt entgegen.
Wir finden also viel zu loben an Globis Annäherung an die neuen Arten, davon dann aber hauptsächlich seine Ausgewogenheit. Wenn die "erwachsenen“ Diskussionen diesbezüglich hitziger werden, versteigen sich die Einen gern zur Hybris der Naturvorsteher (Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt: senza Neobiota), worauf dann die Andern, in ähnlich selbstgerechtem Überschwang, diese der Fremdenfeindlichkeit bezichtigen. Dass jetzt eine neue Generation von Globi aufgezeigt bekommt, wie sich all diesen eingewanderten Tieren und Pflanzen gleichermassen in Respekt wie auch in Problembewusstsein genähert werden kann, scheint uns da doch einfach eine schöne, zielführende Sache.
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