Autor | autofrei leben! e.V. |
Verlag | oekom |
Umfang | 126 Seiten |
ISBN | 978-3-96238-017-5 |
Preis | Fr. 19.30 (UVP) |
Alle halbe Jahre wieder erinnern wir uns jener Titel, die uns in diesem Zeitraum durch die Hände gingen und auch gut gefielen, es aber aus irgendwelchen Gründen (Tagesverfassung, thematische Dringlichkeit, schlichtes Überangebot...) noch nicht hier unter unsere Buchtipps geschafft haben. Diesmal müssen wir selbst unter diesen Ausständen noch eine Auswahl treffen - es war ein ausserordentlich reichhaltiges Frühjahr. Zwei Empfehlungen wollen wir aber mindestens nachreichen, und dies hier ist die erste.
Wir sagen es gleich geradeheraus: Dieses Buch ist Propaganda. Als solche eignet es sich vorzüglich als ein angriffslustiges kleines Präsent an all jene, die "auf ihr Auto unmöglich verzichten können" - auch wenn man das zufälligerweise selbst sein sollte. Es ist jetzt aber keine aufdringliche Propaganda, und auch seine Angriffslust mildert sich schnell und nachhaltig zu augenzwinkernder Herzlichkeit ab. Dazu trägt nicht unwesentlich bei, dass sich der dafür verantwortlich zeichnende autofrei leben! e.V. nicht gesichtslos gibt, sondern seinem Ratgeber einige charmante Autorinnen angesellt, die sehr persönlich und beschwingt davon berichten, wie denn ein solches Leben ohne Auto tatsächlich zu einem besseren werden kann.
Zum Selbstversuch stellen sie zweckmässigen Motivations- und Informationsgehalt und praktische Unterweisung bereit. Die kann den erfahrenen Unmotorisierten schon mal amüsieren; wenn sie etwa haarklein darin einführen, wie sich denn einem handelsüblichen ÖV sinngerecht anzunähern sei - inklusive Beschäftigungsinspiration für Wartezeiten oder Richtungsweisung zur klugen Fahrkartenwahl. Doch in Erinnerung an all die ungläubigen Fragen, wie man als Fussgänger denn "überhaupt irgendwo hinkomme", ist es wohl durchaus ratsam, hier gründlich zu sein...? Dieselbe Präzision gedeiht das Buch all den weiteren Wundern der kraftstofffreien Mobilität an: Der Wahl, Anpassung und Wartung des richtigen Fahrrads, bequemen Schuhzeugs oder der angemessenen Transportbehälter, den gar nicht so komplizierten und eingeschränkten Möglichkeiten des autolosen Reisens oder der faktenunterstützten Feststellung, dass es gar nicht so oft regnet.
Damit will es natürlich - Propaganda jetzt wieder - die Courage und Entschlossenheit fördern, das Auto möglichst schnell und dauerhaft stehen zu lassen. Es reichert darum seinen Textumfang mit perfiden Motivationshilfen wie Fahrtenlisten oder Autokostenrechnern an. Und die letzten Zögernden besticht es schliesslich mit hübschen Fotos entspannter Fahrradfeen und Spazierfamilien sowie enthusiastischen Peptalks ausgewählter Wadenmuskelprotzinnen. Angesichts solch unverfrorener Suggestion können wir nur sagen: Empörend! Nein, Quatsch. Wir sagen: Fein!
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