Buch «21 Lektionen für das 21. Jahrhundert»

Buch «21 Lektionen für das 21. Jahrhundert»

Das angebrochene Jahrhundert stellt uns vor gewaltige Herausforderungen. Vor nie dagewesene sogar, erklärt Yuval Noah Harari. In seinem neuen Buch versetzt er uns in die richtige Mentalität, ihnen wirksam zu begegnen.

 Autor Yuval Noah Harari
 Verlag C.H. Beck
 Umfang 459 Seiten
 ISBN 978-3-406-72778-8
 Preis Fr. 34.40 (UVP)

 

Die einundzwanzig Lektionen, die der israelische Historiker Yuval Noah Harari in den einundzwanzig Kapiteln seines neuen Buches für uns bereithält, lassen sich nicht so leicht auf einfache Leitsätze herunterbrechen. Es sind Lektionen im Sinne von Schulstunden; dazu gedacht, Wissen aufzubauen, zu besprechen und mit dem Weltgeschehen ebenso wie dem eigenen Dasein und Denken in Beziehung zu setzen. Die drei grossen Themenkomplexe, um die sich dabei alles dreht, sind die politischen und wirtschaftlichen Krisen von Demokratie und Liberalismus, die technische Disruption unserer Lebensverhältnisse durch Big Data und Biotechnologie und die voranschreitenden Bedrohungen durch Klimawandel und Umweltzerstörung. Sie erkennt er - wie uns aus der Lektüre seiner früheren Werke schon bekannt sein dürfte - als die massgeblichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Doch während es in seinen vorherigen Büchern erst um die Vergangenheit und daraufhin um die Zukunft ging, bleiben wir in dieser neuen Publikation ganz in der Gegenwart und erarbeiten uns ein stabiles Fundament, von dem aus wir zu ihrer Bewältigung starten können.

Dabei geht es Yuval Noah Harari weniger um konkrete Lösungsansätze, weltpolitische Visionen oder alternativwirtschaftliche Entwürfe. Er begreift die aktuellen Problemstellungen vorrangig als eine nie dagewesene Herausforderung an unsere Denkmuster und unser Selbstverständnis. Als solchen setzt er ihnen Anregungen zur Umformung unserer traditionellen Welterklärungen und Menschenbilder entgegen. Das ist uns (die wir ein Vorgehen nach dem Ratschluss, vor dem Handeln erst das Denken ändern zu wollen, mit erfahrungsgeprägtem Misstrauen betrachten) ja üblicherweise eine leise Kritik wert. Nicht so hier. Denn erstens bietet uns Yuval Noah Harari neben viel erhellender Selbsterkenntnis auch sinnreiche Empfehlungen zu den tatsächlichen Werkzeugen, eine solche Transformation auf persönlicher Ebene anzugehen. Und des Weiteren weitet er dann diesen individuellen Horizont auf eine globale Ebene, indem er auf die Macht der Erzählungen, die wir uns über unsere Welt erzählen, konstruktiv aufmerksam macht und einwirkt.

Ebenfalls als eine konkrete Hilfestellung prüft er die Erzähler solcher "Weltgeschichten" auf ihre Zukunftsfähigkeit: Die politischen Institutionen und Ideologien, ökonomischen Systeme, Medien, Religionen, Künste, die Wissenschaft und Philosophie. Derweil er hier einzig den Glaubensorganisationen ein weitgehend schlechtes Zeugnis ausstellt, macht er überall sonst mit seinem gewohnten Scharfblick und beeindruckenden Bildungshorizont die aktuellen oder systemischen Fehlentwicklungen fassbar - und öffnet damit seiner Leserschaft die verschiedensten Spielfelder, auf denen sie sich im "Kampf um die Zukunft" wirksam einbringen können. Wenn wir überhaupt etwas beanstanden wollen, dann höchstens, was sich uns schon in seinen früheren Werken als eine Irritation aufdrängte: Dass er nämlich die ökologischen Problemlagen in Relation zu seinen anderen Themen weniger schwerwiegend gewichtet, als wir das tun würden. Ob das nun aber an einer professionellen Deformation unserer- oder seinerseits liegen mag, lassen wir einfach dahingestellt.

Es bleibt uns noch eine persönliche Anmerkung. Als einem hilfreichen Werkzeug zur Bewältigung der komplexen Ansprüche des 21. Jahrhunderts macht sich Yuval Noah Harari auch in diesem Buch wieder für die "Vipassana-Mediation nach S.N. Goenka" stark. Der Rezensent, der selbst einige Vertrautheit mit dieser Meditationspraxis vorweisen kann, mag sich seiner Anregung sehr gern anschliessen. Dennoch: Wie jeder Manifestation eines Glaubenssystems hängt auch dieser - wiewohl distanziert und leicht zu ignorieren - eine spezifische religiöse Weltschau an, die sich dann nicht in jeder Interpretation als zukunftsfähig erweisen muss. In ihrer Interpretation durch Yuval Noah Harari sehen wir diese Gefahr indessen nicht. So hindert uns dann auch nichts, unsere Bewunderung für sein scharfsichtiges, belangreiches und erwartungsgemäss höchst unterhaltsames Buch in eine forcierte Empfehlung umzuformen. Die Schulstunden, die uns Yuval Noah Harari hier bietet, gehören in den allgemeinen Lehrplan.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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