Buch «Die Sprache der Tiere»

Buch «Die Sprache der Tiere»

Wie wir einander besser verstehen

Mit Tieren zu sprechen, war bislang einzelnen legendären Auserwählten vorbehalten. Das muss nicht so bleiben, meint Karsten Brensing, und konzipierte uns hier ein Buch, das uns mittels der neuesten Erkenntnisse zur tierischen Kommunikation an diesen alten Menschheitstraum heranführt.

 Autor Karsten Brensing
 Verlag Aufbau
 Umfang 267 Seiten
 ISBN 978-3-351-03729-1
 Preis Fr. 30.40 (UVP)

 

Erst vor kurzem besprachen wir hier ein Buch mit fast übereinstimmendem Titel - nur ein "n" trennt die beiden. Das darf gern als ein Hinweis darauf genommen werden, dass die Details und die offenen Fragen der tierischen Kommunikation die zoologische Verhaltensforschung zur Zeit verstärkt beschäftigen. Worauf es hingegen nicht verweist, ist, dass die Bücher ob ihres verwandten Titels auch austauschbar seien. Denn während es der Niederländerin Eva Meijer damals in ihrem Werk um die Erkundung der aufsehenerregenden neuen Erkenntnisse betreffs der tierischen Kommunikation in all ihrer Vielfalt ging, geht es jetzt Karsten Brensing bereits vorrangig um die Konsequenzen, die wir daraus für unseren Umgang mit den Wild-, Nutz- und Haustieren ziehen können.

Um dahin zu gelangen, gibt uns aber natürlich auch der Meeresbiologe und Verhaltensforscher Karsten Brensing erst mal einen kurzen Überblick über die neuen Einsichten in die tierischen Kommunikationsformen. Wir erfahren hier vom Satzbau der Meisen, von den Redewendungen der Meerkatzen oder den Dialogen unter Pavianen. Er koppelt dies dann gleich mit den Erkenntnissen, die sich daraus für unser Verständnis tierischen Sozialverhaltens, ihrer Moralität, Musikalität und ihrer Intelligenz ergeben. Dass ihm diese Einführung spannend und laientauglich gelingen werde, ahnten wir bereits aus seinen Vorgängerwerken - und wurden dann auch nicht enttäuscht. Auch ob der von diesem neuen Buch geforderten höheren Detailgenauigkeit und kritischen Reflexion geraten ihm seine Darlegungen wieder so vergnügt wie präzise. Insbesondere letzteres ist dann im Folgenden gefordert.

"Wir müssen Tiere vermenschlichen!" sagt Karsten Brensing. Das ist eine durchaus freche Ansage, wenn man bedenkt, dass sich die Bemühungen der Verhaltensforscherinnen die längste Zeit darum drehten, genau dies zu vermeiden. Nun ist Karsten Brensing jedoch selbst Verhaltensforscher und somit bestens bekannt mit den Fallen und Irrtümern, in die die Anthropomorphisierung von Tieren uns führen kann. Im Folgenden führt er deshalb anhand zahlreicher persönlicher und wissenschaftshistorischer Beispiele genauer aus, wo er eine solche Vermenschlichung unserer tierischen Nachbarn für möglich und angebracht hält - und wo nicht. Es geht ihm dabei um die fortschreitende Annäherung von Mensch und Tier über jenen postulierten Graben hinweg, der uns vermeintlich von ihnen trenne: Der sich aber nach den aktuellen Belegen mehr als eine graduelle Abstufung kognitiver Fertigkeiten präsentiert, in deren Kontext sich auch der alte Menschheitstraum von der Kommunikation zwischen der menschlichen und den tierischen Spezies verwirklichen liesse.

Im Verlauf seines Buches arbeitet Karsten Brensing - versteckt erst, dann immer deutlicher - die Mittel und Möglichkeiten einer solchen Kommunikation über die Schranken der Spezies hinweg heraus. Er sammelt Tricks und Kniffe, zeigt uns die Grenzen und Chancen gegenseitiger Einfühlung auf, präzisiert die Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Dies mündet am Ende in eine "universelle Verständigungsformel", die den Dialog ermöglichen soll. Die mag noch nicht durchwegs alltagstauglich sein, steht und fällt sie doch mit unserem verfügbaren Wissensfundus über den jeweiligen Gesprächspartner. Doch angesichts dessen, wie uns Karsten Brensing diesen stetig anreichert (und dabei eine neue Wertschätzung unserer planetarischen Mitbewohner zu seinem Anliegen macht), mögen wir uns darüber nicht beklagen. Sein neues Buch ist bewährt unterhaltsam und bereichernd und in seiner ambitionierten Zielsetzung mehr als nur originell; nämlich herausfordernd, klug und ungemein stimulierend.

 

Rezension: Sacha Rufer


 

 

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